Sieben junge Darstellerinnen und Harm Grotheer als männlicher Akteur begeistern auf der Bühne der Gesamtschule Tarmstedt. Sie spielen Michael Endes Theaterstück "Das Gauklermärchen".
Tarmstedt. Tosender Beifall und Begeisterungsrufe nach einer gelungenen Premiere von Michael Endes Theaterstück "Das Gauklermärchen". Das waren am Freitagabend im Forum der KGS Tarmstedt der verdiente Lohn für die schauspielerische Ensembleleistung der Theater-AG der Schule. Die sieben jungen Darstellerinnen und Harm Grotheer als männlicher Akteur begeisterten die mehr als 100 Zuschauer während der einstündigen Aufführung.
Große Spielfreude
Spielfreude war den acht in Doppelrollen und chorisch agierenden jugendlichen Darstellern deutlich anzumerken. "Momo"-Autor Ende hatte 1982 das Märchen in Versform für junge Erwachsene verfasst, das Werte, Menschlichkeit, Freiheit und Verantwortung thematisiert. Mimik, Gestik und Aussprache des Ensembles waren beeindruckend. Ein Hingucker waren auch die prächtigen Kostüme, die in Windeseile gewechselt werden mussten.
Dass die Premiere - nach einer verpatzten Generalprobe - wie in einem Guss über die Bühne ging, auf der mit wenigen Requisiten die passende Kulisse geschaffen worden war, daran hatten die Souffleuse Jiao-Chen Qiu sowie die Ton- und Lichttechniker Swantje Bredehorst und Till Finke großen Anteil. Und natürlich Lehrerin Gabriele Schüßler, die nahezu zwei Jahre lang mit ihren Schülerinnen und Schülern aus dem achten bis zehnten Jahrgang an der Umsetzung des zeitlosen Stücks in einer gekürzten, weniger moralisierenden Fassung gearbeitet hatte.
So verzichteten die jungen Theaterleute in dem von ihnen umgeschriebenen Text auf Endes Version von der Geschichte eines geistig behinderten Kindes im Zusammenhang mit einem "unmoralischen" Angebot eines Chemiekonzerns. Stattdessen stand die Ausgrenzung eines Gruppenmitglieds im Fokus. "Es geht um eine positive Utopie, in der durch Poesie und Phantasie die Welt verzaubert und geheilt wird", heißt es im Programmtext. Unterstützung bei ihrer Arbeit bekam die Schauspiel-Crew in der letzten Probenwoche durch einen echten Profi - die Theaterpädagogin Iris Hörtzsch, die für vier Tage aus Hannover nach Tarmstedt angereist war (wir berichteten).
Das Theaterstück - Untertitel: Spiel in sieben Bildern sowie einem Vor- und Nachspiel - handelt von der Existenznot einer Gauklertruppe. Um überleben zu können, wird den Artisten die Chance geboten, als Werbezirkus auf Tournee zu gehen. Der Pferdefuß am Vertrag des anonymen Auftraggebers: Das Gruppenmitglied Eli, gespielt von Hanna Plöger, muss die Gruppe verlassen. Die sowohl gute als auch schlechte Nachricht überbringt Luftikus Jojo (Bente von Dollen) seinen fünf Kameradinnen - einer Kunstschützin, zwei Jongleurinnen sowie einer Schleiertänzerin und einer Seiltänzerin. Die Gruppe ist anfangs bereit, auf Eli, die "eh nichts versteht", zu verzichten. Doch dann erzählt Jojo ein Märchen, das von der Liebe der Prinzessin Eli zu Joan (ebenfalls von Bente von Dollen gespielt), dem Prinzen aus dem "Morgen-Land" - im Gegensatz zum "Heute-Land" - handelt. Darin spinnt die böse Spinne Angramain (Ronja von der Lieth), die zuvor als Kunstschützin die ärgste Gegnerin Elis darstellte, ihr
Intrigennetz. Sie verkörpert die Gier und versucht, als Femme fatale Smeralda den jungen Prinzen zu becircen. Ihre Kontrahenten bei dieser Kabale sind der Narr (Tone Rappmund) und der "Zauberspiegel" Kalophain (Anna Glinsmann) sowie Laura Wahrlich als "Eheminister" und Jennifer Maus als Dienerin. Untermalt wird das Theaterstück auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen durch aktuelle Bezüge wie Rap-Musik und eine Parodie auf "Germany's Next Topmodel" sowie eine irische Tanzeinlage.
Sowohl im Märchen als auch in der realen Welt der Gaukler siegen schließlich Liebe und Verantwortungsbewusstsein über Profitgier und Unmenschlichkeit. Zum Schluss ist es die zunächst egoistische Kunstschützin, die sich gegen Ausgrenzung ausspricht, indem sie den Werbevertrag zerreißt und sich zu Eli bekennt.
Zwei weitere Aufführungen von "Das Gauklermärchen" stehen in dieser Woche im Forum der KGS auf dem Programm: Sowohl morgen als auch am Mittwoch, 24. und 25. Januar, hebt sich der Bühnenvorhang um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Spenden sind erbeten.