Wer von Blumenthal aus die Bremer Innenstadt erreichen will, ist auf Auto, Bus oder Bahn angewiesen. Künftig soll die Fahrt in die City flotter und stressfreier möglich sein: mit der Schnellfähre „Nord-West-City“ auf der Weser. Für dieses Zukunftsprojekt macht sich Christian Bahlke von der Bremischen Hafenvertretung stark, der in Blumenthals Ortsamtsleiter Peter Nowack einen engagierten Mitstreiter gefunden hat.
Ebenso wie auf der Straße soll auch in der Binnenschifffahrt die Elektromobilität Einzug halten. An einem entsprechenden „Netzwerkprojekt“ arbeitet die Bremische Hafenvertretung gegenwärtig im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Ende Januar 2020 will sie in der Hansestadt eine zweitägige Fachtagung veranstalten. Dann soll nach den Worten des Vegesacker Kapitäns Christian Bahlke auch eine „Machbarkeitsanalyse für elektrische „Minifähren“ auf den Weg gebracht werden.
Und in diesem Zusammenhang wirbt Bahlke für eine Schnellverbindung auf der Weser für Fußgänger und Radfahrer, die regelmäßig zwischen den Terminals Brill/Schlachte, Pier 2/Gröpelingen und Bremen-Nord verkehrt. Als Anlegestelle im Norden der Stadt nennt Bahlke in seinem Konzept zwar den Bahnhof/Anleger Vegesack. Doch inzwischen kann er sich auch einen Terminal in Blumenthal/Bahrsplate vorstellen.
Dafür wirbt Peter Nowack, der die Projektidee während der jüngsten Sitzung des Blumenthaler Beirats skizzierte. Vor allem, wenn auf dem ehemaligen Grundstück der einstigen Sarstedt-Werft ein neues Viertel mit rund 250 Wohneinheiten entstehe, sei eine solche Fährverbindung in die Innenstadt wichtig, um zusätzliche Verkehrsprobleme einschließlich Umweltbelastung gar nicht erst entstehen zu lassen, sagt der Ortsamtsleiter. Wie berichtet, gibt es um dieses Areal allerdings Streit – der Nordbremer Bauunternehmer Jan-Gerd Kröger möchte das Grundstück am Hafen weiterhin industriell nutzen.
Fährschifffahrt ohne fossile Brennstoffe
Zielsetzung einer Machbarkeitsuntersuchung für den Einstieg in eine Fährschifffahrt ohne fossile Brennstoffe ist denn auch nach den Worten von Bahlke, urbane Mobilität konfliktfrei und umweltschonend zu gewährleisten. Fortschritte in der Wasserstoff-, Brennstoffzellen und Batterietechnik böten mittlerweile bessere Voraussetzungen für eine Fährverbindung zwischen Bremen-Nord und der Innenstadt, als in der Vergangenheit.
Der Vegesacker verweist in diesem Zusammenhang auf Hamburg, Berlin und Rostock, wo bereits Fähren mit umweltschonendem Antrieb verkehren. Auch Bremen sollte nach seiner Ansicht im Binnenschiffsverkehr auf regenerative Ressourcen setzen: „Als attraktive Alternative zum motorisierten Individualverkehr.“
Nach dem Konzept der Bremischen Hafenvertretung könnten zunächst einmal zwei Fähren zwischen Schlachte und Vegesack beziehungsweise Blumenthal im Pendelverkehr eingesetzt werden, die groß genug sind, um jeweils rund 300 Personen und mindestens 50 Fahrräder zu transportieren. Eine enge Taktung insbesondere während der Hauptverkehrszeiten und eine hohe Geschwindigkeit sollen die Nutzung der Schnellfähre „Nord-West-City“ attraktiv machen. Peter Nowack spricht von Katamaranen, die für die Gesamtstrecke eine gute halbe Stunde benötigen. Eingebunden werden soll die Fährverbindung nach Bahlkes Vorstellungen in das Tarifnetz von Bremer Straßenbahn AG und Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen.
Neben der Anbindung an den öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) sind nach dem Konzept der Bremischen Hafenvertretung an den Anlegern Car- sowie Fahrrad-Sharing-Angebote vorgesehen. Und wenn die Akzeptanz der „Schnellbusse“ auf dem Wasser groß genug sei, könnten auch Querverbindungen eingerichtet und eine Verlängerung der Hauptstrecke vorgenommen werden, erläutert Bahlke. Auf alle Fälle werde Pendlern eine umweltschonende Alternative angeboten. Und Bremen könne sich mit dem Projekt „Nord-West-City“ ein ambitioniertes Umwelt-Image verschaffen.
Eine Investition von 100 Millionen Euro
Über die Höhe der erforderlichen Investitionen gibt es bislang keine genauen Vorstellungen. Eine Wirtschaftlichkeits- und Kostenberechnung stehe noch aus, sagt Bahlke, der möglichst viele Akteure mit ins Boot holen möchte und nach eigenem Bekunden auch Gespräche mit den Energielieferanten SWB und EWE führt. Peter Nowack, der in Folge einer Wohnbebauung auf dem Sarstedt-Areal den Einsatz von insgesamt zehn Fährschiffen auf der Strecke für notwendig hält, rechnet in diesem Fall mit einer Investition von 100 Millionen Euro.
In einem Schreiben an die Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, Maike Schaefer, hat Bahlke auf den Koalitionsvertrag der rot-grün-roten Landesregierung verwiesen. Danach sollen der Lkw- und Pkw-Verkehr möglichst reduziert und der Umstieg auf alternative Antriebe unterstützt werden. Um ein Projekt wie die Schnellfährverbindung möglichst bald zu realisieren, sollten sich die Ressorts Wissenschaft, Häfen und Klima/Umwelt gemeinsam dahinterklemmen, empfiehlt der Vegesacker Kapitän.