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Worpswede nach dem Sturm Mühlenbetrieb ruht nun für Monate

Das war noch Glück im Unglück: Bis auf die schwer demolierte Hälfte des einen Zwillingsflügels ist die Worpsweder Windmühle bei der Attacke von Herbststurm „Christian“ weitgehend unversehrt geblieben.
30.10.2013, 04:00 Uhr
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Von Michael Schön

Das war noch Glück im Unglück: Bis auf die schwer demolierte Hälfte des einen Zwillingsflügels ist die Worpsweder Windmühle bei der Attacke von Herbststurm „Christian“ weitgehend unversehrt geblieben.

„Das muss eine Wahnsinnsböe gewesen sein“, zeigte sich Gert Möller beeindruckt. Mit einem Mitarbeiter aus seiner Tischlerei war der Spezialist aus Melle am Dienstag angereist, um die am Montag angerichteten Schäden an der Worpsweder Windmühle zu inspizieren und provisorische Absicherungen vorzunehmen. Was auch wohl erforderlich war angesichts der vielen Neugierigen, Schaulustigen und Hobbyfotografen, die sich dem Worpsweder Denkmal mit Wahrzeichen-Charakter während des Ortstermins mit Jan Tissing vom Verein Freunde Worpswedes näherten. Geflissentlich ignoriert wurde dabei bisweilen auch das von der Feuerwehr gezogene Trassierband, mit dem die Gefahrenstelle als Sperrzone markiert wurde.

Windrose und Dach sind heil

Die Beschädigungen, die der Orkan am vergangenen Montag an dem technischen Bauwerk angerichtet hatte, nahmen sich optisch schon recht spektakulär aus. Wie einen Strohhalm hatte der um die Mittagszeit in der Region besonders heftig wütende „Christian“ einen der beiden aus je vier Blechen genieteten Träger abgeknickt. Möller: „Das hängt jetzt alles nur noch an einem bisschen Metall.“

Der Mühlenbauer hatte erst vorsichtig von ganz oben heruntergelugt und sich dann ziemlich weit aus dem 16 Meter hohen Bauwerk herausgelehnt, um zu schauen, was sonst noch so alles kaputt gegangen sein könnte. „Das Dach ist heil“, meldete er nach unten, nachdem er die Sparren abgesucht hatte. Vor allem arbeite die Windrose noch, womit wiederum gewährleistet sei, dass der Wind für das angeschlagene Monument aus günstiger Richtung ströme.

Eine weitere gute Nachricht für Freunde der Worpsweder Mühle: Die Zerstörung der Rute, wie der Flügel auch genannt wird, ist laut Möller nicht etwa auf Rost oder Materialermüdung zurückzuführen, sondern auf das Zusammentreffen unglücklicher Unstände. Er verweist auf eine Eiche, die nur wenige Meter entfernt gewachsen ist. „Sie muss die Böe geteilt haben.“ Und ihr damit über die Wucht von womöglich 150 Stundenkilometern hinaus einen schließlich nicht zu verteidigenden Flankenangriff ermöglicht haben.

Jan Tissing hofft, dass Möller den abgeknickten und dann auf das Dach geschlagenen Flügel „schleunigst“ abmontieren kann. Gestern vereitelte der immer noch recht heftig pustende Wind ein solches Vorhaben. Das Duo aus Melle konnte daher lediglich provisorische Sicherungen anbringen. So wurde das auf der Flügelwelle thronende Kammrad mit Lkw-Spanngurten festgezurrt. Heute wird der von der Versicherung bestellte Gutachter an der Mühle erwartet. Erst wenn der grünes Licht gibt, kann Möller loslegen. Um zunächst die ramponierte Rute demontieren zu können, muss er mit einem Kran auf der Baustelle anrücken.

Bis die Worpsweder Mühle wieder betriebsbereit ist, werden Monate vergehen. Der neue Träger mit seiner Klappentechnik entsteht als Sonderanfertigung. Die Zeit mitgerechnet, die bis zur Lieferung des benötigten Materials verstreicht, werden von Möller allein zwei Monate für den Neubau des Flügels veranschlagt. Das Anbringen der Mühlenrute selbst würde an einem einzigen Tag vonstatten gehen.

Das um 1700 als Bockwindmühle errichtete und später zum Wallholländer umgestaltete Bauwerk dient neben seinem repräsentativen Nutzen für Worpswede vor allem musealen Zwecken. Der Verein „Freunde Worpswedes“ fungiert als Pächter und Betreiber. Durch Jan Tissing lässt er regelmäßig Führungen abhalten. Ihre beiden Mahlgänge – einer davon auf Elektrobetrieb umgestellt – sind voll funktionstüchtig. Tissing: „Wochen hatten wir keinen Wind für den Betrieb. Und jetzt das!“

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