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Überquerung der Eisenbahnstrecke Bremen-Osnabrück Neue Lahauser Brücke wieder frei

Weyhe-Lahausen. Fast vier Jahre lang haben die Menschen aus Lahausen weite Umwege in Kauf nehmen müssen. Das ist seit Donnerstag vorbei: Die neue Lahauser Brücke ist wieder frei.
07.12.2012, 05:00 Uhr
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Neue Lahauser Brücke wieder frei
Von Florian Cordes

Weyhe-Lahausen. Fast vier Jahre lang mussten die Menschen aus Lahausen weite Umwege in Kauf nehmen. Das ist seit Donnerstag vorbei: Um kurz nach 9 Uhr durchschnitt der stellvertretende Bürgermeister Frank Seidel ein dickes rotes Band und gab damit die neue Lahauser Brücke wieder frei.

"Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört", soll der frühere Bundeskanzler Willy Brandt nach dem Fall der Berliner Mauer gesagt haben. Diese Worte nahm gestern auch Frank Seidel, stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Weyhe, in den Mund. "Das ist vielleicht ein bisschen dick aufgetragen. Aber irgendwie passt es auch. Alle Menschen in Weyhe haben die Trennung bemerkt", sagte Seidel. Die ist jetzt Geschichte: Denn gestern um kurz nach 9 Uhr ist die neue Lahauser Brücke freigegeben worden – und der Weyher Ortsteil somit wieder vereint. Fast vier Jahre lang mussten die Lahauser auf diesen Moment warten, nachdem die alte marode Brücke im April 2009 gesperrt worden war.

Wenige Minuten vor 9 Uhr pilgerten rund 100 Menschen von der östlichen sowie der westlichen Seite in Richtung Brückenmitte. Dort war allerdings kein Weiterkommen: Ein dickes rotes Band versperrte den Weg. Lange mussten sie sich allerdings nicht gedulden, um auf die andere Seite zu kommen. Mit einer großen Schere schnitt Frank Seidel das Band durch – Applaus ertönte. Es war egal in welches Gesicht man schaute, alle sahen glücklich aus. Trotz der klirrenden Kälte.

Die Freude ist verständlich, schließlich ist die Zeit der langen Umwege nun vorbei. "Das war schlimm", sagte Manfred Kirsch. Er wohnt mit seiner Frau Heide in Jeebel. Sie muss fast täglich nach Leeste, und das mit dem Fahrrad. Jetzt ist dieser Weg wieder wesentlich kürzer. "Deshalb ist der heutige Tag ein schöner für uns", erzählte Manfred Kirsch, der viele Erinnerungen an die alte Lahauser Brücke hat. "Ich habe dort in den 60er-Jahren viel Zeit mit meinen Sohn und in den 90ern mit meinen Enkeln verbracht, weil sie sich die vorbeifahrenden Züge anschauen wollten", erinnerte er sich. Viele Stunden seien dabei draufgegangen. "Deshalb ist die Brücke für mich auch eine Hassliebe-Bücke", sagte er schmunzelnd.

Erinnerungen kommen auch bei Charlene Klatte hoch, wenn sie an die alte Brücke denkt. Sie war die erste Mutter, die gestern mit einem Kinderwagen über das neue Bauwerk lief. "Ich war wohl mit die Letzte, die über die alte Brücke gefahren ist", sagte sie. Vor knapp vier Jahren sei sie am späten Abend mit dem Auto zur Arbeit über die Brücke gefahren. "Ich hatte damals Nachtschicht", erzählte sie. "Als ich dann nach Hause gefahren bin, war die Brücke gesperrt." Sie wirkte erleichtert, dass die neue Eisenbahnüberführung frei ist. "Jetzt muss ich nicht mehr vor so vielen Ampeln stehen bleiben", erzählte Klatte.

Während die junge Mutter schon früher das Vergnügen hatte, die Bahnstrecke mit einem Auto zu überqueren, musste Dustin Tiesing auf den gestrigen Tag warten. "Als die alte Brücke noch stand, hatte ich überhaupt noch keinen Führerschein", sagte der 19-jährige Lahauser. "Ich werde nachher erst einmal mein Auto holen und drüber fahren."

Brücke ein "Jahrhundert-Bauwerk"

Ursula Gatzke hat ebenfalls sehnsüchtig auf die Freigabe der neuen Brücke gewartet. Mit der Zeit habe sie sich aber an die Umwege gewöhnt. "Man musste halt Geduld haben", sagte sie. Für gestern hatte sie extra ein kurzes Gedicht geschrieben, in dem sie die neue Lahauser Brücke als ein "Jahrhundert-Bauwerk" bezeichnet. Geht es nach Steffen Nadrowski, Fachbereichsleiter bei der Gemeinde Weyhe, soll sie auch 100 Jahre halten. Er gab zu, dass ihm der Brückenbau die ein oder andere schlaflose Nacht beschert habe. Zum Teil seien Arbeiten gleichzeitig erledigt worden, die normalerweise nacheinander gemacht werden müssen, so Nadrowski.

An eine der spektakulärsten Arbeiten erinnerte Frank Seidel die Gäste, kurz bevor er das rote Band durchtrennte – und zwar als in jener Nacht im Mai der tonnenschwere Brückenüberbau eingehoben wurde. "Das war ein gewaltiges Ereignis", sagte der Stellvertreter von Bürgermeister Frank Lemmermann. Dass so viele Menschen zur Eröffnung kamen, zeige welchen Stellenwert die Brücke in der Bevölkerung habe. Zudem bedankte er sich bei den Menschen, die in der Nachbarschaft der Brücke wohnen. Denn gerade sie mussten rund ein Jahr damit leben, wenn nachts auf der Baustelle gewerkelt wurde.

Während dieser Nächte – und natürlich auch an den Tagen – sind rund vier Millionen Euro verbaut worden. Die Kosten trägt die Gemeinde Weyhe allerdings nicht alleine. Sie werden zwischen der Kommune, dem Land Niedersachsen sowie der Deutschen Bahn aufgeteilt. Einige kleine Arbeiten stehen allerdings noch an: Die Masten der Straßenlaternen stehen zwar bereits, doch fehlen bislang noch die Lampenköpfe. Darüber hinaus will die Gemeinde noch die Leitplanken, die auf der Brücke die Straße vom Radweg trennen, ergänzen. Die wurden nach den Richtlinien des Landes Niedersachsen gebaut, die Gemeinde wird demnächst aber noch Handläufe an die Planken schrauben. Und einen Wunsch aus der Bevölkerung gebe es ebenfalls noch. Die Sitzbank, die früher an der alten Brücke stand, soll auch an der neuen einen Platz finden, erzählte Nadrowski.

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