„Die erste Generation erwartet der Tod, die zweite Generation hatte ihre Not und der dritten Generation brachte sie erst das Brot“, so lautet ein überlieferter Spruch über die Moorkolonisten. Ein karges Auskommen hatten bis dahin nur die wenigen Bauern, die auf den Moorflächen Torf stachen, den sie auf einem der vielen Wasserwege nach Bremen brachten, wo er schließlich als Brennstoff verkauft wurde.
Auch in Gnarrenburg gab es sie, die Moorkolonisten. Der Torf, als das „braune Gold“ des Teufelsmoores bezeichnet, wuchs über 2000 Jahre. Er sicherte in den Gründungsjahren den Moorbauern das Überleben. Er war aber auch wesentlicher Bestandteil zur Glaserzeugung. Fünf Glashütten siedelten sich in Gnarrenburg an und brachten Wohlstand in die Gemeinde.
Schon frühzeitig erkannten die Gründungsväter der Humuswerke in Gnarrenburg, die seit mehr als 100 Jahren den Torf vermarkten, dass dieser Torf nicht nur für warme Stuben sorgte, sondern auch als natürlicher Dünger in den Gärten von großem Nutzen war. Früher ging es im Torfbetrieb grob zu, heute gleicht die Produktion bei Substraten eher einer Apotheke, da jede Pflanze eine spezielle Substratmischung bekommt.
In Gnarrenburg liegt das wohl größte Torfwerk im Elbe-Weser-Dreieck, das Humuswerk Gnarrenburg. Es befindet sich südlich der Ortschaft an der Straße Bremervörde-Gnarrenburg, die auch von der Feldbahn gekreuzt wird. Das Torfwerk in Gnarrenburg ist ein wesentlicher Bestandteil der Wirtschaft der Gemeinde. Neben dem Hauptwerk existieren sporadisch betriebene Abbaustellen in Klenkendorf, Dahldorf und Steinfeld. Ein weiteres Torf-Werk ist in der Nähe von Hagen angesiedelt.

Auf dieser hoch modernen Anlage wird die aufbereitete Blumenerde in die entsprechenden Beutel verpackt.
Die Gründung des Torfwerkes in Gnarrenburg erfolgte im Jahre 1915 durch die Bremer Torfwerke AG. Im Jahre 1939 erwarb Günther Meiners das Werk in Gnarrenburg. Im Jahre 2004 erfolgte die Übernahme aller Gesellschafteranteile durch die zur K + S-Gruppe gehörende Compo GmbH & Co. KG. Seitdem wurde im Werk Gnarrenburg stark investiert. Durch die Zugehörigkeit zu Compo wurden einige Bereiche zentralisiert. Die Mitarbeiterzahl hat sich von 250 im Jahre 1960 auf mittlerweile 53 reduziert. Der Altersdurchschnitt der Mitarbeiter beträgt zur Zeit 50,1 Jahre, die Betriebszugehörigkeit liegt im Durchschnitt bei 25,9 Jahren.
Darüber hinaus werden während der Torfgewinnungszeiten von April bis September sowie der Produktionszeiten von Oktober bis Juli bis zu elf Zeitarbeiternehmer beschäftigt. Der Monat April gehört zu den stärksten Zeiten in der Torf-Gewinnung, je nach Wetterlage wird in drei bis vier Schichten gearbeitet. „Der Torfabbau ist sehr vom Wetter abhängig, ideal ist sonniges Sommerwetter. Wenn es alle vier bis fünf Tage regnet, wird der Torf schwer, dann ist er schlecht zu verarbeiten“, erklärt Moormeister Michael Schulz.

Das Außengelände der Torfwerke Gnarrenburg.

Torfflächen, die noch in Bearbeitung sind. Insgesamt 182 Hektar werden derzeit von den Gnarrenburger Torwerken bearbeitet.
Natürlich ist der Naturschutz auch ein riesiges Thema in Gnarrenburg. Geschäftsführer Manfred Bischoff betonte, dass das Torfwerk Gnarrenburg keine „braune Wüsten“ hinterlasse. Nach Abbau der Flächen werden diese aufbereitet und der Natur zurückgegeben. Auch die intensive Landwirtschaft und insbesondere der massive Maisanbau seien hochgradige Klimakiller sind, meinte Bischoff. Auch die Einfuhr von Ersatzstoffen, wie Kokosfasern aus Sri Lanka oder Übersee könne nicht im Sinne des Naturschutzes sein.