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Haus am Wasser in Vegesack Schöne Lage mit Problemen

Bremen sucht einen Käufer für das Haus am Wasser. Es bietet beste Lage direkt im Stadtgarten an der Weser. Das Problem allerdings: Niemand darf dort wohnen.
13.09.2018, 17:38 Uhr
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Von Albrecht-Joachim Bahr (Text und Fotos)

Das "Haus am Wasser" an der Vegesacker Strandpromenade, ursprünglich ein Bootshaus des Vegesacker Rudervereins (VRV), macht immer wieder mit kleinen aber feinen Kunstausstellungen auf sich aufmerksam. Zudem birgt es ein Künstleratelier. Nebenbei hielt sich über die Jahre auch noch die Bezeichnung "Papageienhaus". Nachdem die Ruderer in den 70er Jahren zum Grohner Hafen umgesiedelt waren, pflegte hier "Papageienmutter Schulze“ ihre Vögel. Das denkmalgeschützte Haus gehört heute der Stadt.

Die sucht jetzt einen neuen Besitzer. Die Künstler, die derzeit im Parterre ihr Domizil haben, haben ein Bleiberecht auf Abruf. Gesucht wird aber ein Nutzer fürs ganze Gebäude, betont Bettina Wagner-Pribbernow von der Liegenschaftsverwaltung Immobilien Bremen. Vorerst werden aber erst noch die augenscheinlichsten Blessuren beseitigt, zum Beispiel zerborstene Fenster repariert. Vor allem aber wird sich der Denkmalschutz um das Haus kümmern, das im Laufe der Jahre immer wieder Veränderungen erfahren hat: ein Anbau hier, einer dort. Es stellt sich die Frage, was denn eigentlich zum Originalhaus gehört und was nicht. Was ist zwingend erhaltenswert? Was also muss bleiben? Was dagegen kann bleiben? Und was muss gar weg, um den ursprünglichen Geist des Hauses wieder auferstehen zu lassen?

Es waren die Vegesacker Ruderer, die sich dieses Bootshaus 1926/27 von dem seinerzeit „radikal modernen“ Architekten Ernst Becker (1900 bis 1968) erbauen ließen. Er hatte jedes Ornament aus seiner Architektur verbannt. Ein Bauwerk sollte allein seinem Zweck entsprechen. Indem sich die Ruderer gerade für Becker entschieden und sich auf dessen programmatische Gestaltung eingelassen hatten, bewiesen sie, dass sie mit der Zeit gingen. Die sportliche Betätigung, die den Verein für zukünftige Aufgaben stärken sollte, sollte in einem entsprechend gesund gestalteten Umfeld stattfinden. In der Erdgeschoss-Fassade des Hauses befanden sich neben einem zentralen Eingang zwei große Tore, durch die die Boote zur Weser hinausgeschoben werden konnten. Im zurückgesetzten Obergeschoss befanden sich die Vereinsräume. Ein kleiner Turm mit vertikalem Fensterband ermöglichte den Blick auf die Weser. Und oben auf dem Turm konnte die Vereins- oder die Speckflagge gehisst werden.

Aber das Bootshaus hatte im Laufe der Geschichte seinen Tribut zahlen müssen: So „verkürzte“ im Krieg eine Fliegerbombe den Aussichtsturm um anderthalb bis zwei Meter; Ziegelbänder an der Fassade gerieten irgendwann mal unter Putz; die alten Fenster wurden größtenteils herausgerissen oder verloren ihre Sprossen; die Tore wurden zugemauert (heute sind da schaufenstergroße Scheiben). Die gemauerte Dachterrassenbrüstung war im Laufe der Zeit durch ein Eisengitter ersetzt worden.

Anbauten haben das ursprüngliche Erscheinungsbild verändert. Kommt hinzu, dass Sturmfluten auch der Bausubstanz zugesetzt haben. Summa summarum: Die einstige Gestaltung des Hauses ließ sich zwischenzeitlich kaum noch an der Fassade ablesen. Überhaupt verfiel das Haus. Und hätte sich die Denkmalpflege nicht schon vor gut zwanzig Jahren für das Haus eingesetzt, dann stünde es heute nicht mehr.

Bettina Wagner-Pribbernow weist darauf hin, dass das Haus bauordnungstechnisch auch heute noch ein Bootshaus ist und dass es planungsrechtlich in einer Grünanlage steht. Die Türen und Tore sind zwar für Hochwasserschutz eingerichtet, aber wohnen, beziehungsweise eine dauerhafte Unterkunft von Menschen ist nicht möglich, da es bei Hochwasser keinen zweiten Rettungsweg gibt. Immerhin bestehen die „Schaufenster“ in Richtung Weser aus verstärktem Glas.

Auf der Suche nach einem neuen Nutzer hat IB schon alle möglichen Interessenten abgeklopft. „Die Suche“, sagt Wagner-Pribbernow, „gestaltet sich schwierig“. Kommt hinzu, dass vorher der Denkmalschutz das Wort hat. Der Anbau – mit Blick von der Weser aus: links – ist erst in den 60ern gebaut worden und steht definitiv nicht unter Schutz. Er könnte abgerissen werden, um denkmalgeschützte Teile wieder freizulegen. Der Anbau zum Hang muss noch geprüft werden. Ein Teil der Anbauten erfolgte recht früh, um mehr Platz für die Boote zu haben. Später wurden Mauern eingezogen, sodass zum Beispiel die Schienen heute unter diesen Mauern hindurchlaufen. Grundsätzlich gilt: Das Haus wurde mit den hinteren Anbauten unter Denkmalschutz gestellt.

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