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Telefonbesuchsdienste für Senioren Ein offenes Ohr gegen die Einsamkeit

Besonders in der Pandemie sehnen sich viele ältere Menschen nach sozialen Kontakten. Deshalb engagiert sich Agnieszka Klatzka aus Stuhr ehrenamtlich für den Telefonbesuchsdienst der Malteser in Bremen.
18.03.2021, 17:45 Uhr
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Von Antonia Blome

Das Leben älterer Menschen ist oftmals von Immobilität, Armut und Einsamkeit geprägt. Durch die Corona-Pandemie sind einige Betroffene noch zusätzlich sozial isoliert. Der Malteser-Hilfsdienst in Bremen hat daher einen Telefonbesuchsdienst für Senioren ins Leben gerufen. „Der Telefonbesuchsdienst ist ein persönlicher Draht nach draußen, der durch die regelmäßigen Anrufe mehr Lebensfreude in den Alltag bringen und Interesse wecken soll“, heißt es von den Maltesern dazu. Eine der Freiwilligen, die regelmäßig Telefonate mit einer alleinlebenden Ruheständlerin führt, ist Agnieszka Klatzka aus Stuhr.

Die 47-Jährige engagiert sich seit Januar dieses Jahres als Freiwillige für die Malteser. Die Stuhrerin ist, wie sie sagt, schon in der Vergangenheit ehrenamtlich aktiv gewesen und hat sich in der Kirche und in der Schule ihrer Kinder eingebracht. „Ich bin seit September in der aktiven Bewerbungsphase und wollte mich in dieser Zeit engagieren, um nicht nur Bewerbungen zu schreiben“, sagt Klatzka zum Hintergrund ihres aktuellen Engagements. „Ich habe im Internet nach Angeboten gesucht und bei den Maltesern zum Beispiel den Mobilen Einkaufswagen gefunden, bei dem Senioren zum Einkaufen begleitet werden.“ Diese Aktion sei wegen der Pandemie allerdings ausgefallen.

Die Projektreferentin Ulrike Skäbe von den Maltesern habe die 47-Jährige daraufhin gefragt, ob sie sich nicht stattdessen für den Telefonbesuchsdienst engagieren möchte. „Ich wurde dann abhängig von meinen Interessen mit einer passenden Person zusammengeführt“, informiert die Stuhrerin, die früher als Altenpflegerin gearbeitet hat. „Außerdem habe ich einen Plan erhalten, der festhält, wie ich mich während der Telefonate verhalten soll.“ Nach einer Online-Schulung, die noch vor dem ersten Telefonat stattfindet, erwarten die Ehrenamtlichen laut Ulrike Skäbe außerdem noch weitere Seminare, zum Beispiel zum Thema Demenz.

Bei dem ersten telefonischen Gespräch hat sich Agnieszka Klatzka nach eigenen Angaben etwa eineinhalb Stunden mit ihrer Gesprächspartnerin unterhalten. „Ich habe mich vorgestellt, nach ihrem Alter, Kindern und Mann gefragt“, erzählt sie. „Wir reden hauptsächlich darüber, was sie bewegt.“ Bis heute ruft die Stuhrerin die Seniorin jeden Montag an und telefoniert etwa eine Stunde mit ihr.

Der Telefonbesuchsdienst bereichert aber nicht nur die ältere Dame, sondern auch ihre Patin: „Wenn ich einen schlechten Tag habe, entspannt mich das Telefonat und ich komme auf andere Gedanken.“ Agnieszka Klatzka versucht dabei, ihrer Gesprächspartnerin zuzuhören und sie mit ihren Ideen zu unterstützen. „Sie ist noch mobil und ich rate ihr beispielsweise, sich ein Taxi zu nehmen und einkaufen zu fahren, um mal etwas anderes zu machen.“ Der Telefonbesuchsdienst sei ein einfaches Ehrenamt, das jeder problemlos von Zuhause aus ausüben könne. „Auch, wenn ich eine Arbeit habe, kann ich den Telefonbesuchsdienst weitermachen und zum Beispiel auf abends verlegen“, wirft Klatzka einen Blick in die Zukunft.

Derzeit gibt es beim Telefonbesuchsdienst der Malteser in Bremen laut Ulrike Skäbe insgesamt acht Ehrenamtliche. Sieben davon seien Frauen, das Alter der Paten reiche von Ende 20 bis zu über 80 Jahren. Obwohl das Ehrenamt sich simpel anhöre, müssten die Freiwilligen sehr gut zuhören können und viel Empathie für ihre Gesprächspartner besitzen. Ob diese Fähigkeiten vorhanden seien, werde in einem persönlichen Erstgespräch überprüft. Die Ehrenamtlichen müssen derweil nicht unbedingt aus Bremen kommen. „Da wir Malteser aber normalerweise bis zu viermal im Jahr Gruppentreffen vereinbaren, sollten die Fahrtwege nicht zu weit sein“, sagt Skäbe.

Problematisch sei für die Senioren derzeit vor allem, dass sie ihren Aktivitäten in der Kirche oder in Seniorenkreisen nicht mehr nachgehen können, sagt die Koordinatorin. Die Grenze des Telefonbesuchsdienstes liege allerdings in seiner Aufgabenbeschreibung als Gesprächstelefon. Er sei trotz der schwierigen Lebenssituation einiger Senioren kein Krisen- oder Beratungstelefon. Die Ehrenamtlichen würden daher geschult, in Krisensituationen ihre Grenzen aufzuzeigen und bei Beratungsfragen auf entsprechende Dienste und Einrichtungen vor Ort zu verweisen.

Info

Zur Sache

Hilfsangebot für Alleinlebende

Der Telefonbesuchsdienst in Bremen und Bremerhaven wurde laut Ulrike Skäbe, Koordinatorin der Malteser in Bremen, im vergangenen Sommer ins Leben gerufen. Von Juli 2020 bis Ende 2024 werden anlässlich des vom Bundesfamilienministerium geförderten Projekts „Miteinander - Füreinander: Kontakt und Gemeinschaft im Alter“ insgesamt 112 Standorte in Deutschland gefördert. Primär richtet sich das Angebot an alle Senioren im Einzugsgebiet, die ein Alter von 75 Jahren und älter erreicht haben und außerhalb stationärer Wohn- und Pflegeeinrichtungen leben. Weitere Informationen über die Seniorenhilfe der Malteser in Bremen und Möglichkeiten, sich für ein Ehrenamt zu bewerben, gibt es im Internet unter www.malteser-bremen.de oder unter der Telefonnummer 0421/4274926.

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