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Nach der Bürgermeisterwahl in Stuhr SPD-Vorsitzender Lars Hartwig tritt zurück

Stuhr. Die Bürgermeisterwahlen in Stuhr haben zu einem Nachbeben bei der SPD geführt: Lars Hartig, Vorsitzender der Stuhrer Sozialdemokraten, hat seinen Rücktritt angekündigt. Noch in diesem Monat solle es einen neuen Vorsitzenden geben, so Hartwig.
14.02.2012, 05:00 Uhr
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SPD-Vorsitzender Lars Hartwig tritt zurück
Von Markus Tönnishoff

Stuhr. Die Bürgermeisterwahlen in Stuhr haben zu einem Nachbeben bei der SPD geführt: Lars Hartig, Vorsitzender der Stuhrer Sozialdemokraten, kündigte seinen Rücktritt an. Noch in diesem Monat solle es einen neuen Vorsitzenden geben, so Hartwig gegenüber dem WESER-KURIER. Zugleich kritisierte der ehemalige Gemeindedirektor Hermann Rendigs (SPD) die Entscheidung seiner Partei, Johannes Schwitters als Kandidaten aufzustellen. CDU und Grüne sind zufrieden mit dem Wahlergebnis, die anderen Parteien zeigen sich eher abwartend.

Die Stuhrer SPD musste am Sonntag eine herbe Niederlage hinnehmen. Sie hatte Johannes Schwitters in das Rennen um das Bürgermeisteramt geschickt - Schwitters konnte jedoch dem vorläufigem amtlichen Endergebnis zufolge lediglich 12,1 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. "Ich werde aus dem Wahlergebnis die politischen Konsequenzen ziehen und mein Amt sofort niederlegen", sagte der Stuhrer SPD-Vorsitzende Lars Hartwig gestern. Namen von möglichen Nachfolgern konnte er nicht nennen. "Das war ja vorher nicht geplant", so Hartwig, der seit rund drei Jahren Vorsitzender war. "Das Wahlergebnis ist ein trauriges Ergebnis, das wir so nicht erwartet haben". Zu den Gründen sagte Hartwig gestern nichts. Das müsse noch analysiert werden. "Wir müssen parteiintern schauen, was schief gelaufen ist und wie wir zukünftig zusammenarbeiten. Das Ergebnis hat sicher verschiedene Ursachen." Am Kandidaten habe es jedenfalls nicht gelegen.

Das sieht Hermann Rendigs (SPD), ehemaliger Gemeindedirektor und langjähriges Parteimitglied, ganz anders. "Wir haben eine Klatsche bekommen, weil unser Kandidat dem Gegenkandidaten fachlich nicht ebenbürtig war - weder als Person noch von seinem Lebenslauf her", sagte Rendigs. Die SPD hätte lieber Niels Thomsen unterstützen sollen. "Aber diese Einsicht war bei denen, die entschieden haben, nicht da", schimpfte er. Die Meinung in der Bevölkerung sei von der SPD falsch eingeschätzt worden. "Die Leute wählen einen Kandidaten, keine Partei." Dass Hartwig nun sein Amt niederlegen wolle, stößt bei Rendigs auf Zustimmung: "Ich begrüße das." Er selbst hingegen könne sich eine Kandidatur für den Vorsitz der Stuhrer SPD keinesfalls vorstellen. "Das will ich mir nicht antun", so der 76-Jährige.

Auch Susanne Cohrs, Chefin der SPD-Ratsfraktion, hat keine Ambitionen auf das Amt. "Schuster, bleib' bei deinen Leisten - ich möchte mich weiter auf meine Arbeit in der Fraktion konzentrieren", erklärte Cohrs. Wer wohl den Vorsitz übernehmen werde, wisse sie nicht, "sonst hätte ich ja hellseherische Fähigkeiten." Morgen solle es eine Sitzung geben, "vielleicht sind wir dann ja einen Schritt weiter". War Johannes Schwitters der richtige Kandidat? "Ich weiß es nicht. Vielleicht hätte er mehr Präsenz in Stuhr zeigen müssen", sagte Susanne Cohrs. Schwitters war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Niels Thomsen ist eigentlich erst frühestens ab heute Abend der neue Bürgermeister. "Dienstagabend tagt der Wahlausschuss und stellt das amtliche Endergebnis fest. Danach werde ich gefragt, ob ich die Wahl annehme", erklärte Thomsen das Prozedere. Wenn er dann Ja gesagt habe, wolle er die Projekte Ganztagsgrundschule und Straßenbahnverlängerung zunächst ins Visier nehmen. Und: Ein neuer Erster Gemeinderat müsse auch her. "Wir werden eine Ausschreibung machen. Ich rechne damit, dass wir in rund einem halben Jahr einen Kandidaten haben werden", sagte Thomsen.

CDU-Ratsfraktionsvorsitzender Frank Schröder zeigte sich erfreut über den Ausgang der Wahl. Nun könne die bisherige Politik fortgeführt werden. "Straßenbahnverlängerung, Nordumgehung, Ganztagsgrundschule - es gibt einiges zu tun", sagte Schröder. Thomsen sei der richtige Mann dafür, "denn er kennt auch die Verwaltung". Wichtig sei zudem, dass bald ein neuer Erster Gemeinderat gefunden werde. Doch auch einen Wermutstropfen machte er aus: "Die geringe Wahlbeteiligung finde ich ganz, ganz schlimm."

Kristine Helmerichs, Vorsitzende der Grünen Ratsfraktion, kann ebenfalls sehr gut mit dem Ergebnis leben. "Fast 80 Prozent für Niels Thomsen finde ich super", sagte die Grüne. Jetzt könnten endlich wieder Entscheidungen getroffen werden. "Stagnation ist tödlich, wir haben viele Projekte, die weiterlaufen müssen."

Eher abwartend zeigten sich FDP und Besser. "Ich erwarte die Fortsetzung der bisherigen Politik", erklärte Jan-Alfred Meyer-Diekena, Vorsitzender der Stuhrer FDP. "Jedoch wird Thomsen wohl keine neuen Impulse setzen", führte er weiter aus. Er hoffe, dass auch Minderheiten berücksichtigt werden und Ideen auch dann angenommen werden, wenn sie von einer anderen Partei kommen. "Parteienmobbing wäre falsch." Die Wahlbeteiligung von rund 35,2 Prozent nannte der FDP-Politiker "eine Katastrophe". Er forderte, dass Bürger sich mehr in Parteien engagieren. "Sie sollen mal reingucken."

Gerd-Wilhelm Bode, Chef der Besser-Ratsfraktion, erwartet vom neuen Bürgermeister, das sich "nicht viel ändern" werde. Bode: "Aber wir haben die Hoffnung, dass Thomsen bürgernäher sein wird. Das heißt, dass mehr Ideen von Bürgern in die Rathauspolitik mit einfließen."

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