Bremen-Nord. Die in den Koalitionsverhandlungen angekündigte Ausweitung des Projekts der Umweltwächter auf andere Stadtteile in Bremen verzögert sich. Grund dafür ist die Corona-Krise, sagt Kai Stührenberg, Sprecher der Bremer Wirtschaftssenatorin. Es habe zwar erste Gespräche im Januar gegeben, die aber durch die Corona-Krise nicht mehr vertieft werden konnten. Das soll in den nächsten Wochen nachgeholt werden, so Stührenberg.
Das Pilotprojekt der Umweltwächter in Bremen-Nord wurde im Frühjahr 2018 über das Landesprogramm „Perspektive Arbeit: Öffentlich geförderte Beschäftigung für 500 Langzeitarbeitslose im Land Bremen (Lazlo)“ ins Leben gerufen. 15 Frauen und Männer werden seitdem in den drei Nordbremer Stadtteilen Blumenthal, Vegesack und Burglesum eingesetzt, um die Bürger für einen bewussteren Umgang mit Abfällen im öffentlichen Raum zu sensibilisieren.
Das Projekt stößt in der Bevölkerung auf großen Zuspruch, sagt Martin Prange, Nord-Beauftragter der Senatskanzlei. „Die Kollegen erfahren viel Rückhalt und Zustimmung. Sie fördern das Bewusstsein der Menschen, ihre Quartiere sauber zu halten“, sagt Prange. Das Projekt war zunächst bis Ende 2019 befristet. Das neue Beschäftigungsfördergesetz gebe den Umweltwächtern nun aber die Möglichkeit, fünf Jahre zu arbeiten. „Das ist ein erheblicher Fortschritt“, sagt Prange. „Das Projekt ist sehr erfolgreich“, unterstreicht auch Ulrich Ipach, Leiter des Arbeit- und Lernzentrums (ALZ), das an der Hermann-Fortmann-Straße ansässig ist. Das ALZ betreut die Umweltwächter in Bremen-Nord. Auf die Stellen können sich nur Langzeitarbeitslose melden. Das heißt: Sie müssen sieben Jahre arbeitslos gewesen sein und sechs Jahre davon Leistungen empfangen haben. Außerdem müssen sie laut Ipach mindestens 35 Jahre alt sein.
Ausweitung auf alle Stadtteile
Das Pilotprojekt im Bremer Norden läuft so gut, dass die rot-grün-rote Landesregierung es nicht nur weiter etablieren, sondern auch auf alle Stadtteile in Bremen ausweiten will, in denen Bedarf besteht. So lautete ein Ergebnis der Koalitionsverhandlungen. „Es ist eine gute Sache“, sagt Sprecher Kai Stührenberg. „Ohne Corona wären wir in Hinsicht der Ausweitung auf andere Stadtteile schon weiter.“ In den kommenden Wochen sollen Gespräche mit dem Quartiersmanagement und den Ortsämtern stattfinden. „Wir müssen erst einmal schauen, wie groß der Bedarf ist und wann man die Umweltwächter einsetzen könnte“, sagt Stührenberg. Ob die Umweltwächter durch ihre Tätigkeit eine Chance auf unbefristete Jobs erhalten? „Grundsätzlich freuen wir uns über jeden unbefristeten Arbeitsplatz. Daher prüfen wir auch immer wieder Übergangsmöglichkeiten bei den einzelnen Stellen“, sagt Stührenberg. Die Finanzierung sei aber von Bundesmitteln abhängig, die befristet seien, und auch die Landesmittel seien an die Haushaltsregeln gebunden. Dadurch würden sich bei diesen Stellen die Befristungen ergeben. Inwieweit die Ausweitung des Umweltwächter-Projekts erfolgen kann, sei zudem abhängig vom Bedarf der Ortsämter.
In den Bremer Ortsämtern ist das Projekt der Umweltwächter bekannt. „Es ist ein tolles Projekt, das da in Bremen-Nord entstanden ist“, sagt Ulrike Pala vom Ortsamt West. Doch in Bremen-West gebe es bereits den Quartiersservice, der an den Recyclinghof angegliedert ist. „Wir haben daher momentan nicht den Bedarf, noch Umweltwächter anzustellen.“
Ähnlich sieht es auch Ulrich Schlüter, Leiter vom Ortsamt Osterholz. „Wir haben keine Umweltwächter, dafür aber drei Helfer, die im Rahmen des Projekts PASS (Perspektive Arbeit Saubere Stadt) arbeiten.“ Hinzu komme der Quartiersservice, der eher in den sozialen Brennpunkten arbeite.
Die Umweltwächter in Bremen-Nord sind direkt bei der Senatskanzlei angestellt. Das sieht Schlüter als Nachteil. „Wir in Osterholz stellen die Räumlichkeiten zur Verfügung, aber haben nicht die Arbeitgeberfunktion inne.“ Doch Schlüter betont: Die Lösungen müssten nicht überall gleich aussehen. Er befürworte, dass es Projekte, wie die Umweltwächter gebe, die in den Stadtteilen für Ordnung sorgen.
Auch in Hemelingen gibt es bereits seit vielen Jahren einen Quartiersservice. Anders als Schlüter sieht Jörn Hermening vom Ortsamt Hemelingen allerdings einen großen Vorteil im Umweltwächter-Projekt: die Anstellung erfolgt im Öffentlichen Dienst. „Das ist besser als ein Förderprojekt“, sagt Hermening. „Daher wollen wir uns auch intensiv mit den Umweltwächtern beschäftigen. Das Projekt ist sehr interessant.“ Und auch aus dem Ortsamt Bremen-Mitte und Östliche Vorstadt kommt Zuspruch. „Wir finden das Projekt der Umweltwächter gut. Man muss es allerdings an die jeweiligen Stadtteile anpassen. Wir haben uns noch nicht intensiv damit beschäftigt“, sagt Leiterin Hellena Harttung.
Wie es nun mit den Umweltwächtern stadtweit weitergeht, kann Stührenberg noch nicht sagen. „Es kann sein, dass es weiter bei den 15 Umweltwächtern bleibt. Vielleicht kommen wir auch auf 50“, sagt Stührenberg. „Das wird sich nach den Gesprächen in den kommenden Wochen klären.“