Der Aumunder Bahnhof bleibt. Vorerst zumindest. Wie Detlef Müller, Vertreter der Discounter-Kette Aldi, während der Vegesacker Beiratssitzung am Donnerstagabend mitteilte, hat das Unternehmen nach etlichen Gesprächen sein Bauvorhaben an der Kreuzung Hammersbecker Straße und Meinert-Löffler-Straße überarbeitet, sodass das alte Bahnhofsgebäude nun mindestens vier weitere Jahre erhalten bleiben kann.
Wie berichtet, möchte das Unternehmen sein Marktgebäude in Aumund vergrößern. Mit der Thematik hatte sich der Vegesacker Beirat bereits im Oktober des vergangenen Jahres beschäftigt und damals gefordert, die Bebauungspläne und das Zentren- und Nahversorgungskonzept so zu verändern, dass Aldi auf seinem Grundstück einerseits sein Marktkonzept kundenfreundlich umsetzen könnte, andererseits der alte Bahnhof nicht mehr abgerissen werden müsste.
„Es gab zwei Knackpunkte: Die Zufahrt von der Meinert-Löffler-Straße und den Bahnhof“, begann Detlef Müller seine Ausführungen zu den Planungen und verwies im Sitzungssaal des Ortsamtes auf eine Grafik der aktualisierten Baupläne, die er an die Wand projizierte. „Wie Sie sehen können, gibt es die Zufahrt hier nicht mehr und der Bahnhof bleibt“, zeigte er dem Publikum. Mit dieser Aussage rief er erkennbar zufriedene Reaktionen hervor.
DHL-Packstation soll kommen
Der von Aldi beauftragte Bauingenieur Marc Köttke schilderte die Veränderungen des Bauprojekts. So gliedere sich der etwas vergrößerte Markt gut in das Grundstück ein. „Die Zufahrt erfolgt nur von der Hammersbecker Straße, die neue Einfahrt liegt neben der jetzigen und verschiebt sich nur um ein paar Meter. Neben dem Bahnhof bleibt auch die Fußanbindung zur Meinert-Löffler-Straße bestehen“, so Köttke. Die Anlieferung sei auf die Gebäuderückseite gelegt worden, damit der entstehende Lärm vor den Wohnhäusern abgeschirmt werde.
So liegt der Eingang zum Aldi-Markt künftig an der Hammersbecker Straße. „Fahrradständer und Einkaufswagen befinden sich direkt neben dem Eingang, damit die Kunden kurze Wege haben. Der Liefer-Lkw fährt um das Gebäude herum und dort rückwärts in eine Rampe, sodass er dann genau am Marktgebäude steht“, erklärte Marc Köttke.
Auch in Sachen Energiegewinnung habe sich der Konzern etwas überlegt, führte Aldi-Sprecher Detlef Müller weiter aus. So werde das Gebäude mit einer Wärmerückgewinnungsanlage ausgestattet und keine fossilen Brennstoffe mehr verbrauchen. „Wir installieren eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, es gibt lediglich noch einen Stromanschluss“, informierte Müller. Eine Betonkerntemperierung sorge zudem für die Heizung des Marktes. Darüber hinaus solle am Marktstandort eine Packstation der DHL eingerichtet werden.
Der Leiter des Bauamts Bremen-Nord, Maximilian Donaubauer, wies im Anschluss darauf hin, dass eine endgültige Lösung für den Aumunder Bahnhof dennoch gefunden werden müsse. Der Handelskonzern habe keinen Bedarf für das Bahnhofsgebäude und er bezweifele, dass die Stadt Bremen den Bahnhof übernehmen werde. Dazu merkte Aldi-Vertreter Müller an, dass der Discounter eine Frist von vier Jahren für Lösungen zur Zukunft des Aumunder Bahnhofs einräume.
Das Unternehmen sicherte nicht nur durch die vierjährige Wartezeit seine Unterstützung für dieses Unterfangen zu. „Wir werden mithelfen und das Gebäude mitvermarkten. Wenn wir einen Mieter oder Käufer für den Bahnhof finden, könnten wir uns eine Grundstücksteilung vorstellen. Ich bitte aber um Verständnis, dass der Bahnhof nicht unser Geschäft ist und wir ihn, wenn sich niemand findet, abreißen werden“, so Detlef Müller.
"Alle können zufrieden sein"
Cord Degenhard, Fraktionschef der Wählervereinigung „Bürger in Wut“, freute sich zwar über den vorläufigen Erhalt des Bahnhofs, forderte dann aber, dass auch der nahe gelegene Rewe-Markt an der Georg-Gleistein-Straße, der seit geraumer Zeit die Absicht hat, auf dem Grundstück neu zu bauen, eine Genehmigung bekäme. „Rewe muss gleichgestellt werden, ansonsten ist das eine massive Wettbewerbsverzerrung“, bemerkte Degenhard.
Bauamtsleiter Donaubauer entgegnete hierzu, dass Aldi auf seinem Grundstück Planungsrecht besitze, während die Rewe-Fläche eine Bebauungsplanänderung benötige. „Wir wollen das lockern und auch die Verkehrsbelastung prüfen. Die Fortschreibung des Zentrenkonzepts geht aber in die richtige Richtung“, sagte Donaubauer. Der stellvertretende Beiratssprecher Thomas Pörschke (Grüne) fasste zusammen: „Alle können zufrieden sein. Mit einem hochmodernen Aldi-Markt, dem Erhalt des Bahnhofs und einem vierjährigen Zeitraum, der einiges an Potenzial offenbart. Ich freue mich über die gute und kluge Entscheidung.“