Ein Klirren von zerberstender Keramik und ein Scheppern von fallendem Metall. So klingt es, wenn ein Sparschwein mit einem Hammer geschlachtet wird. Ein Berg aus Rotgeld und ein paar goldfarbene Centmünzen kommen zum Vorschein. Hier und dort ein Fünf-Euro-Schein, den man irgendwann mal von Oma zugesteckt bekommen hat. Ein ganz persönliches kleines Vermögen.
Dieses Vermögen kann man entweder für Süßes beim Bäcker ausgeben, oder man kann es am Weltspartag kostenlos auf sein Girokonto einzahlen. Letzteres haben auch Joachim Klawitter und seine zehnjährige Enkelin Thalea am Weltspartag 2019 versucht. Der Weltspartag findet seit 1925 in der letzten Oktoberwoche statt. In diesem Jahr fiel er auf den 30. Oktober.
„Ich habe eine Dose im Flur stehen. Die fülle ich entweder mit dem Rotgeld, das sich im Portemonnaie sammelt, oder mit Geld, das beim Verkauf von abgelegten Kinderklamotten zusammenkommt“, sagt Joachim Klawitter. Jedes Jahr bringen er und seine Enkelin das Geld am Weltspartag zur Sparkasse. „An dem Tag kostet es uns keine Gebühren, die Münzen einzuzahlen“, erklärt Klawitter weiter. 268,09 Euro habe Thalea seit dem letzten Jahr gespart.
Da die Sparkasse in ihrer Selbstbedienungs-Filiale in Rönnebeck mittlerweile keinen Schalter mehr habe, seien Opa und Enkeltochter mit dem Auto zur nächstgelegenen Filiale gefahren. Die dürfte allerdings nicht so weit entfernt sein. Laut der Pressesprecherin der Sparkasse, Nicola Oppermann, betreibe die Sparkasse alle drei bis fünf Kilometer eine Filiale mit Schalter. Das sei der Grund, weshalb die Selbstbedienungsfilialen für die Bürger kein Problem darstellen dürften. Klawitter sieht das anders: „Ich finde, der massive Stellenabbau steht in einem unglaublichen Missverhältnis zu den erwirtschafteten Gewinnen der Sparkasse. Ich denke nicht, dass das sein muss".
Klawitter und seine Enkelin entschlossen sich daher, nach Farge zu fahren. Der dortige Schalter ist allerdings nur dienstags und donnerstags geöffnet: Auch der Weltspartag bildet keine Ausnahme. Nach den Besuchen der Filialen in Kreinsloger, Blumenthal und Vegesack waren die beiden das Ersparte jedoch noch immer nicht los. Alle angefahrenen Filialen hatten am Mittwochnachmittag ihre Schalter geschlossen.
Fonds statt Sparbuch
Statt eines Weltspartages hat die Sparkasse Bremen 2017 eine Weltsparwoche ins Leben gerufen. Das sei laut Nicola Oppermann nicht den Öffnungszeiten, sondern vielmehr dem veränderten außerschulischen Verhalten der Kinder geschuldet. Eine Woche böte ihnen die Chance, ihr Erspartes unabhängig von einem einzelnen Nachmittag zur Bank zu bringen. „Davon habe ich noch nie etwas gehört“, betont Joachim Klawitter. Ein gutes Ende nahm die Odyssee für ihn und seine Enkelin dennoch: Thalea konnte ihr Erspartes am Freitag gemeinsam mit ihrer Mutter zur Bank bringen, im Rahmen der Weltsparwoche ebenfalls ohne Gebühren.
Nicola Oppermann betont, aus Sicht der Sparkasse besitze der Weltspartag auch zu Zeiten der Niedrigzinsen weiter eine Relevanz. Man müsse allerdings von dem Modell des Sparbuchs abrücken. So könne man beispielsweise kleinere Beträge in Wertpapierfonds anlegen. „Gerade bei Kindern lohnt sich das schon ab 25 Euro“, sagt Oppermann.