Lilienthal. Die große Bühne der internationalen Diplomatie hatte er lange verlassen, die letzten Jahre lebte Luis Quinteros-Yáñez zurückgezogen in Worphausen. Wenn aber der Chilene, der Diplomat, Jurist, Völkerrechtler und Staatssekretär im Außenministerium der Regierung Salvator Allendes war, aus seinem Leben berichtet, dann war die große Politik allgegenwärtig. Am 31. Mai ist er im Alter von 92 Jahren in seiner zweiten Heimat gestorben.
Dass es dieses lange, zweite Leben überhaupt gab, war ein Glücksfall, dessen ganze Hintergründe Quinteros selber nicht kannte. Als am 11. September 1973 das Militär unter Pinochet in Chile putschte, blickte er dem Tod ins Auge. Die Drohungen waren eindeutig, aber jemand verhinderte das Äußerte, und Quinteros konnte schließlich Anfang 1974 ins deutsche Exil ausreisen.
Die Bremer Universität gab ihm eine Gastprofessur für Völkerrecht. Er vertrat die Exil-Chilenen bei der UN in Genf und traf 1977 seine zweite Frau, die Historikerin Eva Schöck. Im selben Jahr zog das Paar nach Worphausen. Weite und Ruhe habe er dort gesucht und gefunden, erzählte Luis Quinteros, der noch immer messerscharf die politischen Entwicklungen analysierte. Er war ohne Frage einer der eloquentesten Zeitzeugen der Weltpolitik in der Region. Hier war er aber vor allem als „Don Luis“ bekannt. So nannten ihn seine Freunde im Lilienthaler Golfclub, wo er bis ins hohe Alter aktiv blieb.