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Kreisarchiv Osterholz Kreisarchiv als Lernort etabliert

Kreisarchivarin Gabriele Jannowitz-Heumann hat ihren Jahresbericht 2019 vorgelegt. Demnach bleibt die Katalogisierung der Fotos von Ruth und Rudolf Dodenhoff eine Mammutaufgabe; doch es gab noch mehr zu tun.
29.05.2020, 09:58 Uhr
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Von Bernhard Komesker und Lars Fischer

Worpswede/Osterholz-Scharmbeck. Kreisarchivarin Gabriele Jannowitz-Heumann hat ihrer Detektivgeschichte rund um den Worpsweder Fotografen Rudolf Dodenhoff ein weiteres Kapitel hinzugefügt. War das Jahr 2018 noch von kriminalistischem Spürsinn geprägt, wobei herauskam, dass etliche der mit „R. Dodenhoff“ signierten Aufnahmen gar nicht von Rudolf, sondern von seiner Ehefrau Ruth Dodenhoff stammten, so begab sich Jannowitz-Heumann 2019 fast schon archäologisch tief in die Regionalgeschichte hinein. Über ihre Arbeit sowie den Betrieb der Einrichtung informierte die Archivleiterin den Kreistagsausschuss für Bildung.

Worpsweder Leben festgehalten

Das riesige Konvolut aus Tausenden von Dodenhoff-Fotografien bildet weiterhin eine Mammutaufgabe; das Material will gesichtet und sortiert, datiert und verschlagwortet werden. Es stellt neben anderen Schwerpunkten auch eine der wichtigsten Dokumentationen des Worpsweder Lebens dar. Der Fotograf Dieter Weiser hatte die Sammlung dem Archiv übergeben, nachdem er sein Geschäft an der Bergstraße – das frühere Haus der Dodenhoffs – aufgegeben hatte. Die Archivarin hatte zunächst mit dem Bereich der Architektur-Fotografie begonnen und dazu die Dodenhoff-Biografie so genau wie möglich nachzuzeichnen versucht. Der 1917 geborene Fotograf, der vor allem durch seine Landschaftsfotografien bekannt wurde, hatte vor allem in den Fünfziger- und Sechzigerjahren intensiv auch die regionale und überregionale Architektur fotografiert. Für eine Vielzahl der Worpsweder Künstlerporträts war hingegen Ruth Dodenhoff verantwortlich.

„Seine Aufnahmen aus Bremen und Worpswede sind heute ein Stück Kultur- und Sozialgeschichte“, erklärte Jannowitz-Heumann und zeigte alte Bilder vom Bremer Bahnhofsvorplatz, von der Schlachte und dem nunmehr abgerissenen Kühne+Nagel-Hochhaus. Der Neubau der Dammschule in Schwanewede, das Deutsche Haus in Worpswede, Innenräume von Kutscher Behrens – Rudolf Dodenhoff hielt es im Bild fest. Und die Archivleiterin zeigt das Material nun im Online-System www.arcinsys.niedersachsen.de.

Wie lange sie damit noch beschäftigt sein wird, sei momentan überhaupt nicht vorhersehbar, sagte Jannowitz-Heumann auf Nachfrage. Die Grundlagenarbeit helfe aber mittlerweile dabei, wenn man Dodenhoffs Lebensstationen oder technische Ausstattung erst einmal datiert habe. So sei der Fotograf beispielsweise ein Pionier der Farbfotografie gewesen. Manches bleibt aber auch – zumindest vorläufig – rätselhaft: Eine Reihe nicht näher lokalisierbarer Aufnahmen, die Jannowitz-Heumann jetzt in den Ausschuss mitgebracht hatte, zeigt den Siedlungsbau vor 70 Jahren im Landkreis Osterholz. „Wer Lust hat, kann gerne einmal vorbeikommen und mir helfen“, ermunterte Archivarin interessierte Hobby-Heimatkundler.

Ohnehin legt Jannowitz-Heumann Wert darauf, das Kreisarchiv als offene Einrichtung zu führen. Nach telefonischer Vereinbarung sind nach den jüngsten Corona-Lockerungen nun auch wieder Besuchstermine möglich. Im vergangenen Jahr habe das Archiv wieder etwa 1000 Besucher gezählt, wobei etliche Gäste lange bleiben. Neben Jannowitz-Heumann sind eine Bibliothekarin sowie zwei Ehrenamtler regelmäßig in der Landkreis-Einrichtung am Campus tätig.

Recherche im Medienhaus

Laut Jahresbericht 2019 wird der Benutzerraum im Medienhaus mit seinen EDV-Rechercheplätzen weiterhin sehr gut angenommen. Er habe sich „als Lernort fest etabliert.“ Die Präsenzbibliothek sei neu sortiert worden, so Jannowitz-Heumann in ihrem Jahresbericht weiter. Dies helfe den Benutzern etwa dabei, alte Längenmaße, Gewichte oder auch plattdeutsche Begriffe nachzuschlagen. „Oder hätten Sie auf Anhieb gewusst, dass eine Pistole eine Geldmünze ist?“

Es gebe weiterhin auch sehr viele Anfragen zu den archivierten Personenstandsunterlagen der Standesämter. Sowohl amtliche Stellen als auch Privatleute aus dem In- und Ausland erkundigen sich im Kreisarchiv. Mit der Digitalisierung alter erhaltungswürdiger Bauamtsakten aus dem Kreishaus gehe es ebenfalls voran. Inzwischen liege ein Kriterienkatalog dazu vor, was nicht von Amts wegen geschreddert werden sollte. Weiterhin seien auch wieder Nachlässe von Privatpersonen übernommen worden, die sich zu Lebzeiten als Chronisten betätigt hatten.

Wegen der Corona-Bestimmungen konnten die für den 8. Mai geplanten Kooperationsprojekte mit den Berufsbildenden Schulen sowie der Seniorenbegegnungsstätte bisher leider nicht stattfinden, stellte die Archivleiterin bedauernd fest. Vorgesehen sei, dass die Schüler äußern und erfahren können, was sie eigentlich heute am Kriegsende 1945 interessiert. Jannowitz-Heumann sagte, sie erhoffe sich eine mögliche Neuausrichtung hin zu einer zeitgemäßen Erinnerungsarbeit.

Auch das Projekt zur erlebten Geschichte der Kriegsheimkehrer 1945 lasse sich im Herbst hoffentlich nachholen: „Das Kreisarchiv als Lernort aller Generationen bleibt ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit.“

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