Twistringen. Kioskbetrieb, Reisebüro, Veranstaltungsräume und Mietwohnungen – über all das soll der Twistringer Bahnhof bis Ende nächsten Jahres verfügen, zumindest wenn es nach dem künftigen Besitzer der Immobilie, Klaus-Dieter Knoll, geht. Nachdem der Autohändler aus Bassum die Mitglieder des Twistringer Verwaltungsausschusses am Dienstagabend von seinem Konzept überzeugte, will Knoll heute den Kaufvertrag unterzeichnen und am Abend den Schlüssel in der Hand halten. Mit seiner Unterschrift setzt Knoll dem jahrelangen Leerstand des Gebäudekomplexes ab sofort ein Ende. Er ist aber nicht der erste Investor, der sich für das Gebäude interessiert, das die Stadt vor fünf Jahren von der Deutschen Bahn erworben hatte. Er ist jedoch der Erste, dem die Sanierungskosten nicht zu hoch erscheinen.
"Ich wollte unbedingt einen Bahnhof. Jetzt habe ich einen", sagt Klaus-Dieter Knoll. Monatelang feilschte der Investor um das Bahnhofsgebäude in Bassum – ohne Erfolg. Den hat der Autohändler aus Bassum nun eine Haltestelle weiter, in Twistringen. Dort will Knoll sein ursprüngliches Konzept für den Bassumer Bahnhof realisieren.
Der Investor weiß: "Es ist eine Riesenbaustelle." Das Gebäude müsse grundsaniert werden. Eine der Wohnungen im Erdgeschoss stünde seit zehn Jahren leer. Für Wärme sorge noch eine Ofenheizung.
Bei all den ausstehenden Arbeiten soll die "geschäftliche Bewegung" nun schnell beginnen. Bis Weihnachten werde ein Kioskbetrieb eröffnen, lässt Knoll wissen. Der Einzug eines Reisebüros mit Fahrkartenverkauf sei dann der zweite Schritt. Die Dachsanierung der Güterhalle werde bereits nächste Woche starten. "Damit die Substanz erhalten bleibt", sagt Knoll, der die Halle vorerst als Baustofflager nutzen will. Für die Zukunft plant der Investor dort Einlagerungsboxen zu errichten, die er an private Nutzer vermieten will. Den ehemaligen Gaststättenbereich des Gebäudes will Knoll zu einem Veranstaltungsraum umwandeln. "Für kleinere Events mit 50 bis 60 Leuten", erzählt er. In einem Teil der Wohnungen im Obergeschoss des Bahnhofs könnte sich Knoll eine "günstige Pension" vorstellen. Den Bedarf dafür in Twistringen habe er aber noch nicht ermittelt, räumte der Investor ein. Von all den Sanierungen werde nur ein Bereich verschont bleiben: die Empfangshalle des Bahnhofs.
Insgesamt schätzt Knoll die Sanierungsarbeiten auf 150000 Euro. "Zum Ende des Jahres 2013 soll alles fertig sein", so das Bestreben des Bassumer Autohändlers. "Mit diesem Konzept werde ich den Bassumer Bahnhof deutlich überholen", prognostiziert der künftige Besitzer.
Für wie viel Geld das Gebäude nun über den Tisch geht, lässt sich nicht genau sagen. Denn sowohl der Käufer als auch die Stadt Twistringen wollen sich zum Kaufpreis nicht äußern. Laut eines Gutachtens aus dem Jahr 2007 beläuft sich der Verkehrswert des Bahnhofsgebäudes auf 70000 Euro. "Das ist der Mindestwert", sagt Twistringens Bürgermeister Karl Meyer. Man dürfe nicht unter Wert verkaufen. In diesem Gutachten werden auch verschiedene Fördermöglichkeiten aufgeführt. So kann der Käufer für erforderliche Modernisierungs- und Instandsetzungsarbeiten beispielsweise Geld von der Stadt fordern. Für Ausgaben, die der Bahnnutzung dienen, sind zudem Zuschüsse durch das Land denkbar.
"Wir sind froh, einen Investor gefunden zu haben, von dem wir ausgehen können, dass er etwas Vernünftiges entwickelt", führt Meyer aus. Damit meint Twistringens Verwaltungschef wohl auch die Erhaltung des typischen Charakters des "historischen Gebäudes". Diese werde nämlich auch vertraglich festgehalten.