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14.000 Gäste im Weserstadion "Bremen ist bereit für Football"

Die Hamburg Sea Devils verloren am Sonntag im Weserstadion hoch – waren aber erfreut über die Stimmung in Bremen. So verlief der Football-Nachmittag.
02.06.2024, 19:22 Uhr
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Von Olaf Dorow

Das Trikot mit der Nummer 24 trug Luis Benito Jörger. Er gab wirklich alles. "Let' go, Sea Devils, let's go", feuerte er sein Team an, immer wieder. Mehr als anfeuern konnte er allerdings nicht. Luis Benito Jörger spielte nicht mit, er war "nur" der Stadionsprecher. Das bedeutete an diesem eher unterkühlten Juni-Nachmittag im Weserstadion rund drei Stunden vollen Einsatz – und hieß auch, eine sich schon recht früh abzeichnende Niederlage so zu moderieren, dass die Stimmung nicht zu sehr litt. Das gelang. Dass Leute in Scharen das Stadion verließen, war nicht zu beobachten. An der klaren Niederlage der Hamburg Sea Devils gegen die Paris Musketeers änderte das allerdings nichts. Die Gäste aus Frankreich siegten in dem Duell der European League Football (ELF) gegen die Hamburg Sea Devils mit 41:14.

Die sportliche Geschichte zu diesem außergewöhnlichen Sportevent in Bremens großem Fußballtempel ist damit recht schnell und linear erzählt. Die Musketiere, die in der ELF zu den Favoriten auf den Titel gerechnet werden, waren eine Nummer zu groß für die Seeteufel. Austin Mitchell, dem Passempfänger der Pariser, glückten gleich vier Touchdowns, vier Vorstöße in die letzte Zone. Das brachte schon mal 24 Punkte. In schöner Regelmäßigkeit drückten die Pariser die Hamburger an die letzte Linie. Bereits kurz nach der Halbzeit führten die Gäste mit 20:0. "Sportlich", gab der Hamburger General Manager Mark Weitz zu, "hat es nicht so rosig ausgesehen. Da hat uns Paris gezeigt, was sie auf dem Kasten haben." Klaas Sengstacke, Wide Receiver der Devils, sagte: "Auch die letzten vier Spiele gegen Paris haben wir verloren, wir mussten zu sehr auf unsere Defense bauen." Immerhin zwei Touchdowns gelangen den Hamburgern aber auch, einer im zweiten Viertel, einer kurz vor dem Ende.

So bescheiden der Erfolg auf dem Spielfeld blieb, so sehr werteten die Befragten Stimmung, Organisation und Zuspruch als Erfolg. 13.834 Besucher hatte man schließlich gezählt. "Wir haben hier eine supertolle Atmosphäre erlebt", sagte Weitz – und vergaß auch nicht, der Bremer Weserstadion GmbH "für die große Unterstützung" zu danken. In Hamburg sind die Devils auf der Suche nach einer neuen Bleibe beziehungsweise einer geeigneten Arena. Mit Rücksicht auf die Anwohner dürfen sie im ohnehin zu kleinen Stadion Hoheluft nicht das machen, was zur American-Football-Kultur dazugehört: eine Power Party vor dem Stadion, laute Party-Hits in den vielen Unterbrechungen während des Spiels.

In Bremen gab es das alles am Sonntag. Schon lange vor dem Kick-Off war es trubelig und laut an und vor den Bühnen und Ständen am Weserstadion. Was im Fußball eher großer Vorstellungskraft bedarf, funktioniert offenbar im Football. Eine Hamburger Mannschaft trägt ihr Heimspiel im Bremer Stadion aus, und eine wachsende Fangemeinde kommt und geht aufs Footballfest mit seinem familiären Charakter. Viel Polizei war nicht nötig am Sonntag. Fan-Exzesse? Fehlanzeige. "Das hat mich sehr gefreut, wie viele Hamburger Fans hier aufgeschlagen haben", sagte Sengstacke, der Spieler. Und Weitz, der Manager, ergänzte: "Es freut uns, dass auch viele Fans aus Bremen gekommen sind."

Zwar hatten die Hamburger vor einigen Monaten, als sie den Ausflug an die Weser öffentlich machten, von 20.000 Zuschauern als Ziel gesprochen. Allerdings war das wohl auch etwas zu zuversichtlich. Immerhin hatte es seit dem Umbau der Arena in ein Fußballstadion nicht anderes als Fußball gegeben und darf Bremen eher nicht als Football-Hochburg charakterisiert werden. "Fast 14.000 Zuschauer, das hat gezeigt: Bremen ist bereit für Football", sagte Patrick Esume, früher Spieler und heute TV-Experte und ELF-Commissioner. Mark Weitz hatte bereits vor dem Event angedeutete, dass es weitere Devils-Auftritte in Bremen geben könnte. Nach dem Spiel bekräftigte er das erneut.

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Nur für einen aus der norddeutschen Szene war es bedauerlicherweise völlig anders gelaufen als gedacht. Nils Binnemann aus Bremen, seit dieser Saison Spieler der Devils, war zwar dabei auf dem Rasen des großen Bremer Stadions. Aber nur am Spielfeldrand und auf Krücken. Im Training unter der Woche war ihm die Achillessehne gerissen.

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