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Eisbären Bremerhaven Müde Beine und eine leere Bank

Die Eisbären Bremerhaven mussten beim 66:73 gegen den Tabellenführer Tübingen viele Ausfälle verkraften. Für Headcoach Steven Key war das ebenso eine neue Erfahrung wie für Liganeuling Luca Merkel.
31.10.2022, 13:46 Uhr
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Müde Beine und eine leere Bank
Von Frank Büter

Headcoach Steven Key hat reichlich Erfahrung nach Bremerhaven mitgebracht. Der gebürtige Amerikaner arbeitet seit rund 20 Jahren als Trainer in deutschen Basketballligen. Aber das, was er am Sonnabend bei der 66:73 (38:29)-Niederlage der Eisbären in der Bremer ÖVB-Arena gegen die Tigers Tübingen erlebt hat, war auch für ihn völlig neu. "So etwas kann man auch nicht planen", sagte Key angesichts der zahlreichen Ausfälle aufseiten der Gastgeber, die ihn als Coach vor eine ganz besondere Herausforderung stellten. Zwischendurch habe er wechseln wollen, habe den Rhythmus des Gegners stören wollen, beim Blick auf die Bank aber festgestellt: "Ich habe gar keine Leute."

Es sei anstrengend gewesen, sagte Key nach der kampfbetonten Partie gegen den Tabellenführer der Pro A. Auch für ihn. Es sei wie ein Schachmatch gewesen. Zug um Zug sei es zwischen den Trainerbänken hin und her gegangen, wobei Tübingen nach hinten raus personell mehr zuzusetzen hatte. "Wir waren eben unterbesetzt", sagte Key. Enttäuscht sei er indes nicht, betonte der Eisbärencoach nach der Partie vor 1603 Zuschauern. "Die Mannschaft hat vor einer tollen Kulisse alles gegeben. Am Ende waren die Beine einfach müde." Ein Sonderlob hatte Steven Key zudem noch für die Youngster aus der zweiten Reihe: "Johannes Heiken und Luca Merkel waren bereit und haben mit viel Herz viele Minuten gespielt."

Vor Beginn hatte es für die Eisbären gleich mehrere schlechte Nachrichten gegeben. Nach Lennard Larysz und Carlo Meyer (beide Bänderverletzungen) musste auch Jarelle Reischel passen. „Für Jarelle kam ein Einsatz nach der Behandlung an seiner Hüfte noch zu früh", erklärte Assistenztrainer Oliver Elling. Überdies fiel kurzfristig auch noch Publikumsliebling Adrian Breitlauch aus. Nach einem grippalen Infekt unter der Woche waren die Blutwerte am Sonnabend so schlecht, dass an Sport nicht zu denken war. "Wir konnten und wollten da kein Risiko eingehen", erinnerte Geschäftsführer Nils Ruttmann an die Herzmuskelentzündung, die den 29-Jährigen zu Jahresbeginn noch im Quakenbrücker Dress zu einer mehrmonatigen Pause gezwungen hatte.

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Durch Breitlauchs Ausfall fehlten Steven Key also gleich vier seiner eigentlich acht Spieler mit einem deutschen Pass – was Bremerhaven vor eine weitere Herausforderung stellte. Schließlich müssen in der Pro A immer mindestens zwei deutsche Spieler auf dem Parkett stehen. Und so schlug plötzlich die Stunde von Nachwuchsmann Luca Merkel. Der 18-jährige NBBL-Akteur, der zum Trainingskader gehört, aber bis dato noch keine Minute in der Pro A absolviert hatte, stand nicht nur erstmals im Aufgebot, sondern fand sich sogar in der Startformation wieder. "Das habe ich erst zwei Minuten vor Spielbeginn erfahren", sagte Merkel. Er sei deshalb schon sehr nervös gewesen. Das Gefühl aber, in der Pro A spielen zu dürfen, sagte der 2019 aus Mannheim nach Bremerhaven gewechselte Flügelspieler, sei wirklich unbeschreiblich gewesen. "Luca hat einen guten Job gemacht", lobte Kapitän Robert Oehle den Nachwuchsmann, der bei seinem Ligadebüt am Ende auf stolze 27 Einsatzminuten kam.

Im Verbund mit Oehle, Daniel Norl und Johannes Heiken galt es für Merkel und die Eisbären also, in einer kleinen Vierer-Rotation über die Zeit zu kommen. "Die Vorzeichen waren nicht gut", sagte Oehle. Und sie wurden frühzeitig noch schlechter, als Norl nach einem Pferdekuss im ersten Viertel mit muskulären Problemen ausfiel und die deutsche Rotation damit gar auf drei Spieler zusammenschrumpfte. Trotzdem waren die Eisbären zunächst das dominierende Team. Sie hielten den Hauptrundensieger der Vorsaison bis zur Pause mit 38:29 auf Distanz. "Wir haben in der ersten Halbzeit guten Basketball gespielt", sagte Oehle. Beim Zwischenstand von 55:40 (25.) sah es sogar noch richtig gut aus für die Eisbären, ehe die Partie eine Wendung nahm, an der auch die Schiedsrichter nicht ganz unbeteiligt waren.

"Im dritten Viertel gab es sechs, sieben Pfiffe in Folge gegen uns", haderte Oehle mit einigen Entscheidungen der Unparteiischen. "Das hat Tübingen wieder ins Spiel gebracht." Unabhängig davon habe man sich beim 22:0-Lauf des Gegners aber auch zu viele Turnover, also Ballverluste geleistet, "das darf nicht passieren". Oehle bemängelte zudem die Defizite im Spielaufbau, "da hapert es immer noch, wir bewegen den Ball zu langsam", sagte der Routinier nach der knapp verlorenen Begegnung. Man habe schon noch ein paar Baustellen, an denen man arbeiten könne.

Zunächst aber gilt es nun an der Regeneration zu arbeiten. Daran, dass Akteure wie Jarelle Reischel, Adrian Breitlauch und Daniel Norl bis zum anstehenden Doppelpack wieder zum Team stoßen und dem Kader die nötige Tiefe verleihen. Zwei Siege, drei Niederlagen lautet die Eisbären-Bilanz nach fünf Spieltagen. Für Robert Oehle ist das "weder Fisch noch Fleisch". Deshalb wäre es jetzt schon wichtig, beide Spiele zu gewinnen, sagte der Kapitän mit Blick auf die kommenden Aufgaben gegen die Artland Dragons am Freitag in Bremerhaven und zwei Tage später in Hagen. "Das Potenzial dafür haben wir. Und dann können wir auch mit einem guten Gefühl in die Länderspielpause gehen."

Eisbären Bremerhaven: Hooper (9), Frierson (12), Krajcovic (10), Freeman (10), Oehle (12), Norl (4), Heiken (7), Merkel, Vanaclocha (2)

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