Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Basketball in Bremerhaven Neue Perspektive für die Eisbären

Aufatmen bei den Eisbären Bremerhaven: Die Lizenz für den Profisport und damit die Zukunft des Basketball-Standorts ist gesichert. Möglich wird dies durch den Übergang in eine neue Gesellschaft.
31.08.2021, 10:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Neue Perspektive für die Eisbären
Von Frank Büter

Der Deutsche Basketball Bund (DBB) hat zugestimmt, die Tinte auf dem Vertrag ist trocken. Es ist eine Unterschrift, die den Eisbären Bremerhaven perspektivisch die Lizenz für den Profisport und damit den Basketball-Standort sichert. Und es ist eine Unterschrift, die wieder Perspektiven eröffnet. Die Eisbären werden weiter Basketball spielen – aber sie tun dies demnächst unter dem Dach einer neuen Gesellschaft. Es ist eine eigens neu gegründete Gesellschaft, neu und – ganz wichtig – schuldenfrei. Die Altlasten sind noch da, aber sie gefährden nun nicht mehr die Zukunft des Klubs. 

Nach Vorbild der Bundesliga BBL wird auch die Pro A mittelfristig von den Vereinen ein positives Eigenkapital fordern und zur Lizenzvoraussetzung machen – vor Corona wurde das bereits zur Saison 2022/23 avisiert. Im Fall der Eisbären würde solch ein Schritt das Aus bedeuten für den Leistungsbasketball. „So wie wir 2019 die Lizenz für die BBL verloren haben, würden wir dann auch für die Pro A oder die Pro B die Lizenz verlieren“, sagt Nils Ruttmann. „Und dann würden wir uns in der Regionalliga wiederfinden.“ Zu seiner Verantwortung als Geschäftsführer des Vereins gehöre es aber, genau dieses Szenario zu verhindern und "die Marke Eisbären und die Lizenz zu retten!“

Zum Rettungsanker wird dabei eine sogenannte Teilnahmerechtsübertragung. Die neue Gesellschaft mit dem Namen Eisbären Basketball Bremerhaven GmbH übernimmt zum 1. Januar 2022 alle werthaltigen Dinge der Eisbären Bremerhaven Marketing GmbH. Dazu gehören unter anderem die Marke Eisbären, die Liga-Lizenz und alle bestehenden (Arbeits)-Verträge. Der Kaufpreis wird von der neuen Gesellschaft in Raten bezahlt, und diese Ratenzahlungen dienen der alten Gesellschaft dann zur Tilgung der Altlasten. Die alte Gesellschaft bleibt dabei so lange bestehen, bis die Schulden abgewickelt sind, erläutert Ruttmann, „sechs, maximal zehn Jahre danach machen wir den Laden zu“. Alleiniger Gesellschafter der neuen Eisbären GmbH ist übrigens die im Schiffbau tätige Rönner Gruppe aus Bremerhaven. Die Rönner Gruppe ist auch Mehrheitseigner in der alten Gesellschaft, nachdem dort die früheren Mitgesellschafter Wolfgang Grube und Marc Bergmann ihre Anteile abgegeben haben.

Das sei kein Taschenspielertrick, sagt Nils Ruttmann. „Wir legen uns ja selbst die Fußfessel an und werden die Altlasten effizient abbauen!“ Man werde den Kredit, der nach Informationen des WESER-KURIER noch etwas mehr als eine halbe Million Euro beträgt, nicht platzen lassen. Vielmehr habe man es trotz der Corona-bedingt wirtschaftlich schwierigen Saison zuletzt geschafft, einen Abtrag von weiteren 100.000 Euro zu leisten, verkündet Ruttmann. Diese stolze Summe sei das Resultat eines konsequenten Sparkurses auch im Bereich der Lohnkosten. Ein Betrag, der auch Bremerhavens Bürgermeister Torsten Neuhoff Respekt abverlangt. „Die Eisbären befinden sich mit der Konsolidierung ihrer Finanzen auf einem guten Weg", sagt der Kämmerer der Stadt, die für die Altlasten einst eine Bürgschaft übernommen hatte. "Der Berg wird kleiner“, sagt auch Geschäftsführer Nils Ruttmann.

Die Teilnahmerechtsübertragung wurde im Vorfeld mit Wissen und Unterstützung durch die Liga und den Gutachterausschuss vorbereitet – „fast ein Jahr lang“, verrät Nils Ruttmann. „Es war eine ganze Menge Papierkram.“ Die Liga habe das Bestreben, eine gesunde Liga zu sein. Deshalb habe es Fürsprecher in den entscheidenden Gremien gegeben, so Ruttmann. Man freue sich über die nachhaltige Konsolidierung, sagt Christian Krings, Geschäftsführer der 2. Bundesliga Pro A. "Mit der Teilnahmerechtsübertragung wird die Basketball-Zukunft in Bremerhaven langfristig gesichert." Im Rahmen der Ligatagung Anfang Juli in Trier stimmten dann auch die 16 gegnerischen Klubs der Pro A der von den Eisbären beantragten Teilnahmerechtsübertragung zu – nach kurzer Diskussion und mit klarer Mehrheit. Und auch der Deutsche Basketball Bund um Präsident Ingo Weiss als Mitgesellschafter der Pro A hat diesen Antrag abgesegnet.

Damit sind jetzt alle Voraussetzungen für den Neustart der Eisbären erfüllt. Nils Ruttmann ist froh, diesen intensiven Prozess abgeschlossen zu haben. Die Übertragung der Lizenz auf eine neue, schuldenfreie Gesellschaft öffne nun wieder Türen, betont der Geschäftsführer. „Wir bringen uns wieder in Position.“ Und das in mehrfacher Hinsicht. Die Altlasten aus der Vergangenheit hätten die Eisbären immer wieder eingeholt – und eines Tages womöglich sogar komplett ausgebremst. So aber ist der Basketball-Standort Bremerhaven gesichert. Und mehr noch: Durch die Teilnahmerechtsübertragung eröffnen sich plötzlich neue Perspektiven, potenziell sind die Eisbären jetzt auch wieder ein Aufstiegskandidat. Denn nur wer schuldenfrei ist und zudem über das geforderte Eigenkapital verfügt, hat überhaupt eine  Möglichkeit, in die BBL aufzusteigen. So steht es in den Statuten.

Es ist eine Perspektive, die bei den Verantwortlichen in Bremerhaven für Aufbruchstimmung sorgt. „Das ist ein tolles Gefühl, ich habe ein Kribbeln im Bauch“, sagt Ruttmann und deutet im Gespräch mit dem WESER-KURIER auch an, den Vertrag mit Headcoach Michael Mai vorzeitig verlängern zu wollen. Das derzeit gültige Arbeitspapier des Amerikaners ist noch bis Sommer 2022 datiert. Mai ist aber der Mann, der den Kader so ausrichten und formieren soll, dass der Blick auch wieder in Richtung erste Liga gehen kann. „Ab Tag X wollen wir wieder in der Bundesliga spielen“, sagt Nils Ruttmann. Wie schnell dieser Tag X dann komme, könne man seriös nicht vorhersagen, weil die Kaderplanung eben auch vom Etat abhänge. "Wir haben ja nicht plötzlich eine halbe Million Euro mehr zur Verfügung." Klar sei aber, dass der Kader für die jetzt kommende Saison „attraktiv und etwas stärker als 20/21“ besetzt sein soll.

Die Eisbären 2021, so sagt es Nils Ruttmann, wollen sich auf eine neue Reise begeben – und sie wollen ihre Partner mitnehmen auf diesem Weg und neue Partner hinzugewinnen. Sie wollen Reize setzen und Anreize schaffen. Sie wollen sich medial noch besser aufstellen und die öffentliche Wahrnehmung steigern. Und weil man hofft, in der am 18. September mit einem Heimspiel gegen Trier beginnenden neuen Saison auch wieder regelmäßig vor Zuschauern spielen zu können, wagt Nils Ruttmann auch einen Blick über die Stadtgrenzen hinaus. Einen Blick in Richtung ÖVB-Arena in Bremen, wo die Eisbären einst als Erstligist regelmäßig gastierten und bei den sogenannten „Hanse-Games“ oftmals für eine voll besetzte Halle sorgten. „Warum sollen wir nicht mal wieder in Bremen spielen?“, sagt Ruttmann, „einmal, zweimal? Vielleicht ein Spiel zum Freimarkt?“ Eine Vorstellung, die auch den Basketballfreunden in und um Bremen gefallen dürfte.

Zur Sache

Noch vier Testspiele bis zum Start

Der Kader ist noch nicht komplett, trotzdem bestreiten die Eisbären Bremerhaven bereits fleißig Testspiele, in denen auch diverse Testspieler zum Einsatz kommen. Einen schönen Erfolg gab es dabei zuletzt im Vergleich beim Bundesligisten BG Göttingen, wo sich der klassentiefere Gast nach einem starken dritten Viertel mit 86:76 (44:49) durchgesetzt hat. Bester Werfer im Eisbären-Dress war der aus Rostock gekommene Flügelspieler Jarelle Reischel mit 22 Punkten. Vor dem Ligaauftakt am 18. September gegen Trier wird Bremerhaven noch vier Testspiele bestreiten. Die Eisbären treffen auswärts auf Charleroi/Belgien (2. September), Artland Dragons Quakenbrück (5. September), Rasta Vechta und in der heimischen Stadthalle auf den Ligarivalen Phoenix Hagen (12. September).

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)