Uwe Rohde ist zum ersten Botschafter der Sixdays ernannt worden. Der 57-Jährige ist nicht nur ein erstklassiger Erzähler, nein: Er liebt den Radsport wirklich sehr.
Vor einem Jahr ist Uwe Rohde zum Vizepräsidenten des Radsportverbandes Schleswig-Holstein gekürt worden, und da wollte der Verband gern seine Vita veröffentlichen. Eine Vita, in der drinsteht: War auch schon in der Jugend ein erfolgreicher Radsportler. Doch Rohde sagte den Verbandsleuten, diesen Satz, den sollten sie mal ganz schnell wieder rausnehmen. Denn er ist zwar in seiner Jugend gut zwei Jahre lang Rennen gefahren. „Aber ich war ganz schlecht. Ich war wirklich immer das Schlusslicht.“
Am Donnerstagabend hat der Sänger und Schauspieler Rohde (57) trotzdem die Bremer Sixdays angeschossen, gemeinsam mit der Designerin Jette Joop. Und er ist zum ersten Botschafter der Sixdays ernannt worden. Wer verstehen will, warum die Veranstalter ihm diese Rolle übertragen haben, der muss mit Rohde ein bisschen über Radsport sprechen. Der Mann ist nicht nur ein erstklassiger Erzähler, nein: Er liebt den Radsport wirklich sehr.
Nach seiner mäßig erfolgreichen Jugendkarriere in Wuppertal, so berichtet Rohde, habe er mit dem Radsport aufgehört, aber ganz aus den Augen verloren habe er ihn nie. Vor fünf, sechs Jahren dann hat ihn sein ältester Freund gefragt, ob er noch ein Rad habe. Er hatte eins; es stand im Keller und rostete vor sich hin. Er mochte es dem Freund kaum zeigen, so alt und schmutzig, wie es war. Der Freund aber schnappte es sich – und brachte es ein paar Wochen später wieder zurück. Das Rad sah aus wie neu. Da, sagt Rohde, habe er sich gedacht: „Jetzt musst du auch wieder fahren.“ Also fuhr er wieder. Er fuhr gleich lange Strecken, ab 200 Kilometer aufwärts. Er fuhr Radmarathons wie London-Edinburgh-London oder Paris-Brest-Paris. Er fuhr in Dubai, Amerika, Südafrika. Einmal im Jahr macht Rohde sein Radsportabzeichen in Gold; das 20-Kilometer-Zeitfahren, das er dafür absolvieren muss, schafft er mit einem Schnitt von 39 km/h – „immer noch recht flott“, wie er findet.
Aber aufs Tempo kommt es Rohde beim Radfahren gar nicht an. Er genießt die Zeit im Sattel eher. Er sagt: „Ich sehe das Radfahren ein bisschen wie Reisen. Wie ein schönes, angenehmes Reisen. Man sieht da total viel.“ 12.000 bis 15.000 Kilometer reist er auf diese Weise pro Jahr, und er genießt sie nicht nur, er lernt dabei sogar noch was für seinen Beruf. Er lernt abzuschalten; sich frei zu machen von allen Dingen; ganz bei sich zu sein. „Gerade lange Strecken, die fahre ich mit dem Kopf“, sagt er. „Wenn ich mich nur auf meine Kraft verlasse, klappt es nicht.“
Und die Sixdays? Die bewundert er am meisten. Weil sie so anders sind als der andere Radsport, der auf der Straße. Für ihn sind sie Akrobatik. „Der Laie denkt: Die fahren ja nur im Kreis. Aber das erfordert eine unglaubliche Präzision, eine Fahrkunst.“ Die Fahrkünstler zu beobachten, sagt Rohde, sei für ihn ein Spektakel: „Das sind für mich die modernen Gladiatoren.“
Sätze wie diese wird er nun als Sixdays-Botschafter hinaus in die Welt tragen, und er wird das gut machen, ganz bestimmt. Vor ein paar Jahren ist er schon mal zum Botschafter eines Radrennens ernannt worden, in Memphis (Tennessee). Er weiß also, wie das geht.