An Bewerbern mangelt es nicht. Gleich sechs Vereine aus der Regionalliga Nord haben einen Lizenzantrag für die 3. Liga gestellt: Der VfB Oldenburg, TSV Havelse und Hannover 96 II (Gruppe Süd) sowie Teutonia Hamburg, St. Pauli II und der Hamburger SV II (Gruppe Nord). Kurioserweise sind im SC Weiche Flensburg und dem SV Werder II die beiden wohl stärksten Teams nicht vertreten in diesem halben Dutzend. „Damit sind zwei dicke Brocken schon mal raus“, sagt Dario Fossi, Trainer des VfB Oldenburg.
Nun ist es allerdings nicht so, dass Fossi und sein Team sich bereits auf die Aufstiegsspiele in die 3. Liga gegen den Vertreter der Regionalliga Süd vorbereiten. Vorher müsste eine Menge passieren. Der VfB ist ja gerade erst ins Training eingestiegen und wartet ab, was in den kommenden Wochen überhaupt möglich ist. Noch ist ja längst nicht klar, wie es in der Regionalliga Nord weitergeht. Noch hat der TSV Havelse als aktueller Tabellenführer rein sportlich die Nase vorn in der Gruppe Süd, und auch Hannover 96 II (5.) wäre nicht chancenlos. Es müsste also schon gespielt werden, damit sich der viertplatzierte VfB erst mal in seiner Gruppe durchsetzt.
Anschließend käme es darauf an, ob sich die Oldenburger gegen den „siegreichen“ Bewerber aus der Gruppe Nord durchsetzen. Die Ambitionen des VfB sind also mit vielen Fragezeichen versehen. „Aber die Chance ist da“, sagt Dario Fossi. Es wäre jedenfalls eine gute Sache, dass sein Team bei einem möglichen Neustart der Liga auch „ein Ziel“ vor Augen hat. Aber klar: In erster Linie ist mit dem Lizenzantrag ein symbolischer Akt verbunden. „So etwas ist nicht selbstverständlich, es honoriert unsere Leistung“, findet der Trainer.
Ganz ähnlich sieht es Michael Weinberg, Geschäftsführer des VfB: „Es ist ein Zeichen, wir wollen den positiven Spirit aufgreifen.“ Es ginge deshalb auch nicht vordringlich darum, mit dem Antrag eine langfristige Zielsetzung zu verbinden. Von Michael Weinberg wird man nicht hören, dass die Oldenburger den Aufstieg in die 3. Liga in den kommenden Jahren fest einplanen. Er findet, man sollte demütig an die Sache gehen, formuliert andererseits aber recht deutlich: „Der Verein, die Stadt und die Region haben das Zeug dazu, und dieses Potenzial muss ausgeschöpft werden.“ Man könnte auch sagen: Sie wollen aufsteigen, müssen aber nicht. Bleibt die Frage, ob sie auch könnten? „Wir haben den Antrag nicht gestellt, um Geld aus dem Fenster zu werfen“, betont Michael Weinberg. Zwar werde man wohl erst nach Ostern erfahren, wie der DFB die Lizenzunterlagen im Einzelnen bewertet. Aber in Oldenburg gegen sie schon davon aus, dass die Voraussetzungen stimmen.
Allein das Marschweg-Stadion mit seinen rund 15.000 Plätzen dürfte als Trumpf gelten. Dass die Flutlichtanlage derzeit nicht die geforderten 800 Lux erreicht, ließe sich übergangsweise kompensieren, die fehlende Rasenheizung auch. Aber was ist mit den Finanzen? Geht man davon aus, dass der VfB aktuell über einen Etat im mittleren sechsstelligen Bereich verfügt, müsste schon deutlich nachgelegt werden. Allerdings erhielten die Oldenburger in der 3. Liga ein Fernsehgeld in Höhe von 842.000 Euro, würden also allein auf diese Weise deutlich höhere Einnahmen erzielen. „Und wir hoffen auf ein Ende von Corona und damit auf steigende Zuschauereinnahmen“, so Weinberg.
Mit einem höheren Etat ließe sich vermutlich auch das Personal den gestiegenen Anforderungen anpassen. „Natürlich müssten wir da etwas machen“, sagt Dario Fossi. Der Trainer betont allerdings, für wie wichtig er die nötige Lockerheit in diesem Moment hält. Er sieht die Chance, vor der sein VfB nun womöglich steht. Negativen Gedanken räumt Fossi dagegen keinen Platz ein: „Es gibt so viel mehr Druck auf dieser Welt.“