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Erich Meenken möchte als Vorsitzender des Fußballkreises vor allem den Dialog mit den Vereinen fördern Der neue Chef

Delmenhorst. Erich Meenken trinkt Apfelschorle. Oder besser gesagt: Hat sich eine bestellt.
17.07.2015, 00:00 Uhr
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Von Daniel Cottäus

Erich Meenken trinkt Apfelschorle. Oder besser gesagt: Hat sich eine bestellt. Dazu, sein Getränk anzurühren, ist er nämlich noch gar nicht gekommen. Erich Meenken redet. Beantwortet Fragen zu seiner Person, macht Standpunkte klar. Er tut das leise, unaufgeregt, legt hin und wieder kurze Pausen zwischen den Sätzen ein. Es geht hier immerhin um gleich zwei seiner Lieblingsthemen – das eine: Fußball, das andere: ehrenamtliche Arbeit.

Schon seit Jahren verbindet Erich Meenken beides miteinander, investiert neben seinem Beruf als Beamter bei der Bundeswehrverwaltung täglich zwei, manchmal auch drei Stunden dafür. Er ist Vereinschef des Delmenhorster TB, blickt auf insgesamt 20 Jahre Vorstandsarbeit zurück. Dazu Funktionär im Fußballkreis, erst „nur“ Delmenhorst, nach der Fusion dann Oldenburg-Land/Delmenhorst. „Manchmal ist es grenzwertig“, sagt er. Seit Dienstagabend ist Erich Meenken nun neuer Vorsitzender des Fußballkreises. Er übernahm das Amt nicht, weil er es unbedingt wollte. Vielmehr weiß er, dass es ohne Typen wie ihn nicht geht – Männer des Ehrenamts.

Schon die Eltern, damals in Aurich, wo Meenken geboren wurde: Feuerwehr, Sportverein, Kirche. Wer sich nicht engagiert, ist außen vor. „Damit bin ich groß geworden“, sagt Meenken, heute 56 Jahre alt, geschieden, wieder liiert, Vater zweier erwachsener Töchter.

Er selbst fängt schon als Kind an, für andere Kinder das Fußballtraining zu leiten, von der E- bis zur A-Jugend. Nebenbei spielt er selbst, schafft es später im Herrenbereich beim TuS Sandhorst ins Bezirksliga-Team. 1983 geht es aus beruflichen Gründen nach Delmenhorst.

Bei seinem ersten Verein in der neuen Heimat, beim VfL Stenum, fühlt sich Mittelfeldspieler Meenken nicht wohl. Nach dem Aufstieg der Mannschaft in die Bezirksklasse versucht er als Neuling, den Sprung in die Erste zu schaffen. Udo Schrader und er – ein tolles Gespann ist das während der Vorbereitung. Vor dem Saisonstart kehren dann einige verletzte, alteingesessene Spieler zurück, und Meenken ist raus. Anstatt in die Stenumer Reserve geht er nach Delmenhorst, findet im Delmenhorster TB sein sportliches Zuhause. „Irgendwie bin ich an der Seestraße gelandet und wusste, dass ich richtig bin.“

Bis 2012 schnürt Meenken selbst die Schuhe, dann ist Schluss, Knorpelschaden im rechten Knie. Eine neue Aufgabe im Klub hat er zu diesem Zeitpunkt längst gefunden. Im April 2008 löst er Volker Hellrung als Vorsitzenden des DTB ab. Dass das Amt in Kombination mit dem Vorsitz des Fußballkreises künftig für Probleme sorgen könnte, glaubt Meenken nicht. „Ich weiß immer, in welchem Paar Schuhe ich stecke.“ Erst im März 2014 wurde er beim DTB zuletzt wiedergewählt, bis 2016 bleibt er Chef an der Seestraße. Mindestens. „In fünf Jahren komme ich auf 25 Jahre Vorstandsarbeit. Vielleicht kann ich den Verein ja dann an einen Nachfolger übergeben“, sagt Meenken und weiß, dass das nicht einfach wird, weil sich immer weniger Menschen für das Ehrenamt begeistern können.

Eine seiner Hauptaufgaben als Chef des Fußballkreises sieht Erich Meenken deshalb darin, junge Leute an die Vereinsarbeit heranzuführen. Das gehe nur in kleinen Schritten, und möglichst eigenständig müsste der Nachwuchs arbeiten dürfen. Der ganze Mikrokosmos Amateurfußball – ohne Ehrenamt gar nicht machbar, „nicht bezahlbar“. Meenken möchte mit den Beteiligten ins Gespräch kommen, hält viel von der Kraft des Redens, gerne auch mal kontrovers. Deshalb sein Aufruf an die Vereine, auf ihn und sein Vorstandsteam zuzukommen. Mehrfach benutzt er das Wort Dialog, er versteht den Kreis als Dienstleister gegenüber den Klubs, sagt: „Ich mag Transparenz und Austausch.“ Zwar wisse er genau, wie er den Kreis führen will, „mit strenger Hand mache ich das aber nicht“. Ein Punkt, in dem er sich von seinem zurückgetretenen Vorgänger Hartmut Heinen unterscheidet. Meenken sieht sich als Teamplayer, nicht als Alleinherrscher. Auf diesen Kontrast zu Heinen legt er Wert. „Ich habe eine andere Art von Führungsstil.“ Zwar möchte Meenken den Mann, der am Dienstagabend zum Kreisehrenvorsitzenden ernannt wurde, nicht zu sehr kritisieren – sich von ihm inhaltlich distanzieren, das möchte er aber schon. Weg vom Denken Delmenhorst hier, Oldenburg-Land da – „es muss allen klar sein, dass wir ein Gesamtkreis sind“. In den drei Jahren seit der Fusion habe sich in diesem Punkt leider nicht viel getan.

Erich Meenken weiß, dass auf ihn und seine Mitstreiter schwierige Zeiten zukommen. Die Diskussion über die große Fusion mit fünf anderen Kreisen hat er erst im Juni, damals noch als kommissarischer Vorsitzender, geschickt moderiert und nach einer eindeutigen Abstimmung der Klubs auf Eis gelegt. Dass das Thema Zusammenschluss mit den Nachbarn aber früher oder später wieder vor der Tür steht, ist ihm klar. „Für drei Jahre sind wir erstmal gut aufgestellt“, hebt Meenken hervor.

Dann erst greift er zu seiner Apfelschorle und trinkt den ersten Schluck des Nachmittages.

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