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Die Bremerin Cleopatra Markovic ist UDO-Europameisterin in der U 10 im Hip-Hop Der Traum vom Tanzen

Bremen. Gleich ist es soweit. Angespannte Stille, jeder geht noch mal in sich.
06.06.2019, 00:00 Uhr
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Von Liane Janz

Bremen. Gleich ist es soweit. Angespannte Stille, jeder geht noch mal in sich. Niemand weiß, was für Musik gleich erklingen wird, aber was auch immer es ist, sie müssen alle danach tanzen – spontan, eben die Elemente aneinanderreihen, die ihnen einfallen und die am besten zur Musik passen. Nur wenige Sekunden bevor sie mit neun anderen auf die Bühne muss, hat Cleopatra Markovic ein Kribbeln im Bauch. „Aber nicht wegen des tanzens, sondern weil ich nach ganz vorn wollte“, erzählt sie. Denn ganz vorn sehe die Jury sie am besten. Und wie sie die Bremerin sah! In der U10 der UDO Europameisterschaften im Hip-Hop im niederländischen Veldhoven hat Cleopatra Markovic den Titel geholt. Rund 100 Konkurrenten hat sie in ihrer Altersklasse dabei hinter sich gelassen.

In Zehnergruppen mussten sie sich jeweils den Wertungsrichtern präsentieren. Und die sahen mehr als nur die Tanzelemente: Ein Highlight sei ein Kompliment von Jurorin Nikeata Thompson, einer britischen Tänzerin und Choreografin, gewesen, so Cleopatra Markovic. „Sie fand meine Schuhe toll“, erzählt die Nachwuchs-Hip-Hopperin. Die Schuhe sind nämlich mit LED-Lichtern versehen. Die Endplatzierungen der jungen Tänzerinnen und Tänzer wurden über Lautsprecher bekannt gegeben – auf Englisch. Und es wurden auch nur die Startnummern aufgerufen. So dauerte es einen Moment, bis die Bremerin realisiert hatte, dass sie die neue UDO-Europameisterin ist. Als es dann aber soweit war, habe sie vor Freude aufgeschrien, erinnert sie sich.

Mit zwei Jahren begann ihre Tanzlaufbahn im kreativen Kindertanz. Über eine Freundin im Kindergarten fand sie den Weg in das Tanzstudio „Bounce’n’Boogie“ im Kirchweg in der Neustadt, wo sie mit Ballett begann. Etwa zum Zeitpunkt ihrer Einschulung kam Hip-Hop dazu. Seitdem tanzt Cleopatra Markovic beide Stile parallel und auf so einigen Show- und Wettbewerbsbühnen. „Ich mag einfach tanzen“, sagt sie. Das Umschalten von der einen auf die andere Richtung falle ihr leicht, sagt sie. Manchmal kurz vor dem Training, wenn noch keine Lehrerin da ist und sie nur für sich tanzt, vermische sie auch mal beide Tänze miteinander. Davon abgesehen gebe es aber auch Elemente, die sie sowohl im Ballett als auch im Hip-Hop drauf haben muss, erzählt sie. Ihr absolutes Lieblingselement, der Spagat, ist so eines.

Mit Auftritten begann sie schon recht früh mit der Gruppe. Inzwischen hat sie in Bremen und umzu bei Dutzenden Shows mitgewirkt. Ihre erste Meisterschaft bestritt die Neunjährige vor rund einem Jahr. Das war der Ballett-Regionalwettbewerb in Hamburg, wo sie mit Caroline Gießwein als Duo den ersten Platz machte. Mit ihrer Balletttrainerin Vanessa Adams hatten sie den Tanz „Freundschaft“ einstudiert. Die Teilnahme bei der Deutschen Ballettmeisterschaft in München folgte. Solo stand sie bereits im Frühjahr 2018 beim norddeutschen Wettbewerb der „United Dance Organisation“ (UDO) auf der Bühne. Ihr zweiter Platz brachte sie damals auch zur Deutschen Meisterschaft; die Teilnahme an der Europameisterschaft war ihr vor einem Jahr aber noch nicht vergönnt. Sie habe zu wenige Bodenelemente gezeigt, weiß die Schülerin.

Deshalb habe sie vorbereitend auf ihren Auftritt bei den Deutschen Meisterschaften in diesem Jahr mit ihren Coaches Mia Waehneldt und Dennis Filzow auch Breakdance ins Training eingebaut. Das hat so gut geholfen, dass sie nicht nur die Qualifikation für die EM in den Niederlanden geschafft hatte, sondern auch eine Wildcard für die UDO Weltmeisterschaft im Hip-Hop im englischen Blackpool im August ergattert hat.

Darauf bereitet sich Cleopatra Markovic jetzt vor, will unter anderem den 6-Step einstudieren, eine Fußfolge, die sie am Boden auf ihre Hände gestützt ausführen muss. Wann und wie sie dieses und andere Elemente in ihre Vorstellung bei der WM einbaut, kann sie noch nicht planen. Wie schon bei der EM wird sie auch bei dem Wettbewerb in England vorher nicht wissen, welche Musik aus den Lautsprechern kommen wird, und dann spontan entscheiden, wie sie ihre Darbietung zusammensetzt und welche Elemente sie sinnig und mit dem richtigen Showcharakter aneinander reiht. Neben dem Einzel- und Gruppentraining in Hip-Hop bestreitet sie diesen Sommer auch Auftritte im Ballett und muss sich natürlich auch darauf vorbereiten. Und dann komme ebenfalls im August auch wieder die „Street Dance Factory“, ein Hip-Hop-Wettbewerb in Bremen, bei dem sie im vergangenen Jahr zwei Mal Gold und einmal Silber abräumte. Vor dem Wettkampf ist nach dem Wettkampf. „Ich bin fast jeden Tag hier“, sagt Cleopatra Markovic und meint damit das Tanzstudio im Kirchweg. Das klappe zeitlich auch ganz gut, versichert sie. Hausaufgaben erledige sie in der Zeit, die dafür in der Schule vorgesehen ist; so hat sie den Kopf frei fürs Tanzen und abends, wenn sie aus dem Training kommt, auch tatsächlich Feierabend.

Bei all ihren Vorhaben weiß sie breite Unterstützung aus ihrer Familie und auch von ihren Tanzlehrerinnen und -lehrern an ihrer Seite. Mit den Profis im Tanzstudio verstehe sie sich super, die Crew sei fast wie eine zweite Familie. Die erste Familie ist natürlich auch immer dabei. Auch nach England wird ihre Familie mitfahren. Cleopatras Start dort muss Familie Markovic komplett aus eigener Tasche zahlen. Noch hoffen sie auf einen Sponsor, der ihnen dabei ein bisschen was abnimmt. Sollte tatsächlich jemand Interesse an einem Sponsoring haben, vermittele das Tanzstudio den Kontakt zu der Tänzerin. Sie ist ja ohnehin fast jeden Tag dort. Informationen über das Tanzstudio gibt es im Internet auf der Webseite www.bounceandboogie.net.

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