Lilienthal. Wer sich als Fan des SV Lilienthal-Falkenberg allein die erste Viertelstunde der Partie im Fußball-Bezirkspokal gegen den VSK Osterholz-Scharmbeck angesehen hatte, dem musste angst und bange geworden sein. Der anfangs wie entfesselt aufspielende VSK hätte schon nach fünf Minuten mit 3:0 führen können, ja müssen. Dass am Ende ein 6:2-Erfolg der zunächst völlig hilflosen Lilienthaler zu Buche stand, dokumentiert, wie verrückt dieser Spielverlauf gewesen war.
Der völlig neu aufgestellte VSK machte von der ersten Sekunde an dort weiter, wo er in der bislang sehr vielversprechenden Vorbereitung aufgehört hatte. Das Team von Oliver Schilling lief den Gegner extrem hoch an, der Druck des VSK war immens. Und genau damit kamen die Schoofmoorkicker überhaupt nicht zurecht. Lilienthal leistete sich haarsträubende Fehler, die Gäste hingegen nahmen die Geschenke nicht an und verdaddelten selbst klarste Chancen unkonzentriert oder überhastet. Oder aufreizend lässig. Kevin Zilke sowie jeweils zweimal Evangelios Liouras und Eugen Zilke scheiterten. „Wenn wir nach der ersten Viertelstunde mit 0:2 oder 0:3 zurückgelegen hätten, dann hätten wir uns nicht beschweren können“, räumte Lilienthals Coach Manuel Weinrich ein. „Es kam nicht überraschend, dass der VSK sofort so viel Druck machen würde. Aber anfangs ist unser Plan noch nicht aufgegangen.“
Überragender Nils Koehle
Lilienthal befreite sich langsam aus dem Würgegriff. Gleichermaßen schaltete der VSK nach der überragenden ersten Viertelstunde gleich mehrere Gänge zurück. So fiel die 1:0-Führung der Gäste gar nicht einmal überraschend. Und sie war ein Geniestreich des überragenden Akteurs auf dem Feld: Nils Koehle drosch einen Freistoß aus 18 Metern genau in den Winkel (40.). Es war die Torwartecke, Kevin Meier zwischen den Pfosten hatte sich verzockt und mit einem Lupfer über die Mauer gerechnet. Doch der VSK kam zurück und glich unmittelbar vor dem Pausenpfiff aus. Nach Zuspiel von Eugen Zilke spitzelte Mohamed Taha die Kugel zum 1:1-Ausgleich in die Maschen.
Nach dem Seitenwechsel verstand es kein Akteur des VSK, den wieselflinken, dribbelstarken, energisch nachsetzenden und mit genialen Pässen aufwartenden Nils Koehle auch nur ansatzweise einzufangen. Immer wieder das gleiche Bild: Ballbesitz VSK, Ballverlust und dann der überfallartige Konter über Nils Koehle – so befand sich VSK-Torwart Kevin Meier immer wieder allein auf weiter Flur. Zweimal der sehr stark spielende Luca Tom Stel (49./54.), Jules-Bertrand Bingana (64.), Nils Koehle mit seinem zweiten Treffer (85.) sowie Peer Wehking mit einem sehenswerten Volleyschuss (90.+1) machten das halbe Dutzend an Lilienthaler Toren komplett. Ein weiteres wäre fast noch hinzugekommen, doch Kevin Meier lenkte einen Schlenzer von Nils Koehle mit den Fingerspitzen an den Pfosten. Der zwischenzeitliche Anschlusstreffer von Ali Dag blieb nur eine Randnotiz (75.).
Was bleibt festzuhalten nach dieser bewegenden Partie? Für den mit vielen Vorschusslorbeeren angetretenen VSK bedeutete das 2:6 einen Dämpfer. Ein Warnschuss vor den Bug zur rechten Zeit? Oliver Schilling: „Wenn es nur ein Warnschuss zur rechten Zeit war, dann kann ich damit leben. Ich hoffe, dass das vor allem eine Frage der fehlenden Kraft war nach dem Mammutprogramm der vergangenen Tage.“ Doch Schilling räumte auch ein: „Dann kommt aber auch noch hinzu, was ich an der Truppe gefährlich finde: dass die Spieler nicht den letzten Meter gemacht haben, den Mann richtig gestellt haben, sondern immer wieder drei, vier Meter entfernt geblieben sind.“ Damit steht für ihn fest: „Wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen.“
Abgesehen von der ersten Viertelstunde wähnte sich Manuel Weinrich deutlich dichter am Ziel: „Wir wollten Nadelstiche setzen. Ich bin fast schon ein wenig überrascht, wie gut das geklappt hat. Wir hätten sogar noch mehr Tore erzielen können, doch das wäre vermessen gewesen.“ Somit muss Lilienthal schon am kommenden Sonntag wieder ran: In der zweiten Pokalrunde kommt der Sieger der Partie Eintracht Elbmarsch gegen TSV Elsdorf um 15 Uhr ins Schoofmoorstadion.