Es herrschte Partystimmung in der Bremerhavener Eisarena. Minutenlang wurde gefeiert auf den Rängen. Es gab Standing Ovation und La Ola. Der nicht enden wollende Applaus der 3751 Zuschauer galt dem Team der Fischtown Pinguins, das sein Auftaktspiel in der Deutschen Eishockey-Liga DEL am Freitagabend gegen die Bietigheim Steelers mit 3:1 (0:0, 2:1, 1:0) gewonnen und die ersten drei Punkte eingefahren hatte. Verdient, wie Bremerhavens neuer Co-Trainer Alexander Sulzer meinte: "Am Anfang lief es noch ein bisschen holprig, doch dann haben wir gut ins Spiel gefunden. Erfolgsgarant war heute unser Powerplay."
Sieben neue Spieler haben die Pinguins vor der Saison unter Vertrag genommen, fünf davon gehörten bei diesem Premierenspiel zum Aufgebot. Den größten Aderlass hatte Bremerhaven in der Defensive zu verzeichnen gehabt, wo man neben dem langjährigen Kapitän Mike Moore (Karriereende) auch Stanislav Dietz (Kölner Haie), Anders Krogsgaard (HC Insbruck) und Tye McGinn (ERC Ingolstadt) ersetzen musste. Dafür verteidigten nun Rückkehrer Nicholas B. Jensen, Philip Samuelsson, Nick Aichinger und Moritz Wirth, zudem kam der aus Schweden in die Seestadt gewechselte Flügelstürmer Skyler McKenzie in der dritten Reihe zu seinem DEL-Debüt. Die Neuzugänge Gregory Kreutzer und Georgiy Saakyan fanden indes zum Auftakt noch keine Berücksichtigung.
"Wir wollen Energie aufs Eis bringen und die Zuschauer mitnehmen", hatte Pinguins-Trainer Thomas Popiesch vor dem Anpfiff erklärt. Die vielen Umstellungen im Team aber waren den Pinguins zu Beginn noch deutlich anzumerken. In der Abwehr gab es diverse Abstimmungsprobleme und auch leichte Scheibenverluste, nach vorne wiederum fehlte mitunter die Klarheit in den Aktionen, auch fanden viele Pässe nicht den Adressaten.
Die Gäste aus Bietigheim wiederum störten früh und ließen dem Gegner mit ihrem aggressiven Forechecking zunächst wenig Raum für Entfaltung. Der Vorjahresaufsteiger, der vor dieser Saison mit Riley Sheen und Brendan Ranford seine beiden Topscorer verloren hatte, spielte frech auf und setzte auch offensiv einige Nadelstiche. So scheiterte Tim Schüle nach Fehler von Jensen am gut reagierenden Brandon Maxwell (3.), der den Vorzug vor Maximilian Franzreb erhalten hatte. Der Goalie war auch gefordert, als Bietigheim nach Zeitstrafe gegen Samuelsson zum ersten Powerplay kam und durch Chris Wilkie und Michael Keränen weitere Chancen verzeichnete (11.). Auf der Gegenseite waren es Jensen, Ziga Jeglic und Miha Verlic, die das Tor der Steelers anvisierten. Die beste Gelegenheit vergab indes McKenzie, der nach einem Alleingang am starken Schlussmann Sami Aittokallio scheiterte (19.).
"Mit dem 0:0 können wir gut leben", sagte Gästespieler Schüle in der ersten Drittelpause bei Magenta-Sport. Das Bild sollte sich aber wandeln. Die Pinguins erhöhten in der Folge den Druck, brachten deutlich mehr Scheiben vor das Tor – und gingen dann auch verdient in Führung, als Alex Friesen den Puck mit Ablauf einer Zeitstrafe gegen Konstantin Braun unter die Latte jagte (26.). Die Freude über dieses erste Tor der neuen Saison währte indes nur wenige Sekunden, da nutzte C.J. Stretch die wohl noch Euphorie-bedingte Nachlässigkeit des Heimteams mit einem Schlagschuss von der rechten Seite zum 1:1 (27.).
Sonntag geht's nach Frankfurt
Der Vorjahressechste aus Bremerhaven steckte diesen schnellen Gegentreffer aber gut weg und nutzte dann eine weitere Überzahl nach Strafe gegen Guillaume Naud zur erneuten Führung. Torschütze war Miha Verlic, der gegen seinen Lieblingsgegner Bietigheim im fünften Spiel nun schon seinen sechsten Treffer erzielte (32.). "Im zweiten Drittel waren wir kreativer und aggressiver, außerdem haben wir weniger Fehler gemacht", fand Alex Friesen und ergänzte: "Das gute Powerplay hat uns natürlich auch geholfen."
Die Fischtown Pinguins hatten sich also eingespielt in diesen ersten 40 Minuten. Hatten ihren Rhythmus gefunden. Und sie machten weiter Dampf. Mit hohem Tempo nahmen sie das Tor des Gegners unter Dauerbeschuss. Die Steelers konnten sich kaum einmal befreien, blieben aber im Spiel, weil Bremerhaven es mehrfach versäumte, ein drittes Tor nachzulegen. So dauerte es bis zur 59. Minute, ehe der neue Kapitän Jan Urbas mit einem Empty-Net-Goal zum 3:1-Endstand die letzten Zweifel beseitigte. Weiter geht es an diesem Sonntag um 14 Uhr mit einem Auswärtsspiel beim starken Aufsteiger Löwen Frankfurt.