Bornreihe. Im Grunde verlief die Saison, wie es eigentlich nicht anders zu erwarten war. Der Abstieg des SV Blau-Weiß Bornreihe aus der Fußball-Oberliga schockte nur die wenigsten. Und dennoch war es eine Spielzeit voller Kontraste. Voller schmerzlicher Tiefpunkte, aber auch sehr erfreulicher Momente. So legte der phasenweise orientierungslos durch die Liga taumelnde SV Blau-Weiß zum Schluss eine Serie von drei Siegen in Folge hin, die niemand auf dem Schirm gehabt hatte. Und die für ein versöhnliches Ende des Bornreiher Abenteuers in der Oberliga sorgte.
Um es vorweg zu nehmen: Der Abstieg war ohne Wenn und Aber eine Qualitätsfrage des Bornreiher Kaders. Und letztlich auch eine Frage der Quantität. Wenn ein Oberligist mitten in der Saison einen 37 Jahre alten Tino Brünjes quasi von der Tribüne auf den Platz holen und zum wichtigen Stammspieler machen muss, dann spricht das Bände. Oder einen Paul Hollwedel (27) aus einer fußballerischen Pause auf die Sechserposition beordert, dann ist auch das sehr ungewöhnlich. Übrigens, Brünjes und Hollwedel sind keineswegs unangenehm aufgefallen. Mehr noch, beide haben einen erstaunlich guten Job gemacht. Aus dem Stand heraus, ohne Vorbereitung, dafür mit geballter Routine.
Alles andere als gut war hingegen der Start in die Saison. Das Team war praktisch „aus Versehen“ als Landesligameister aufgestiegen, hatte aber im Sommer eine ganze Serie an Abgängen zu verzeichnen gehabt. Und diese riesengroßen Lücken konnten auch mit diversen Panikeinkäufen kurz vor dem Auftakt nicht annähernd geschlossen werden. Es ging zu wie im Taubenschlag. Innerhalb weniger Tage kamen Ömer Aktas und Ferdi Yilmaz zum SV Blau-Weiß, Lukasz Urbaniak, Dennis Riemer und später Sönke Jahn verließen den Verein. Die Vorbereitung war trotz des Triumphes beim Hans-“Hexe“-Wendelken-Cup sehr holprig verlaufen, so war die 0:2-Auftaktniederlage gegen den SC Spelle-Venhaus geprägt von einer Mischung aus Demut und Unsicherheit. Und es ging ganz ähnlich weiter. Am achten Spieltag gaben die „Moorteufel“ bei Arminia Hannover eine 1:0-Pausenführung aus der Hand und unterlagen mit 1:4. Spätestens damit stand fest: Bornreihe war gewogen – und für zu leicht befunden worden für die Oberliga. Sowohl im körperlichen als auch im technischen und taktischen Bereich. Immer wieder spielten die „Moorteufel“ anfangs gut mit, doch je weiter die zweite Hälfte fortschritt, umso mehr schwanden die Kräfte. Und damit die Fähigkeit, in der Oberliga Paroli bieten zu können.
Trainer Andre Lütjen, der zusammen mit Bernd Böschen das Team im Sommer übernommen hatte, brachte es auf den Punkt: „Das Körperliche ist das A und O. Unsere Gegner waren viel professioneller organisiert, mit vier- bis fünfmaligem Training pro Woche.“ Bornreihe beließ es bei drei Einheiten – maximal. Teamkapitän Nils Gresens sprach die Unterschiede im Fitnessbereich ebenfalls an: „Wir sind halt eine Freizeit-Fußballmannschaft mit sportlichen Ambitionen. Häufigeres Training ginge bei uns gar nicht.“
Auch die Defizite in der Spielanlage traten offen zutage. Das Team suchte vergeblich nach einer ausgewogenen Balance zwischen Offensive und Defensive. Immer wieder das gleiche Problem: Im Angriff war das Schlusslicht immer für das eine oder andere Tor gut, die meisten davon erzielt durch Torben Poppe, der mit 15 Treffern als Fünftplatzierter zur Beletage der Oberligatorschützen gehörte. Doch das Arbeiten gegen den Ball ließ viele Wünsche offen. Vor allem bei Andre Lütjen: „Das hat oftmals nicht gut geklappt. Wir haben immer wieder viel zu viele einfache Gegentore bekommen.“ Übrigens, wozu das Arbeiten gegen den Ball führen kann, verdeutlicht ein Blick auf die Abschlusstabelle: Bornreihe wurde mit 41 erzielten Toren abgeschlagener Letzter, dem VfL Osnabrück reichten 39 Treffer zu Rang vier. Auch bei den Gegentoren hatte Blau-Weiß die Nase vorn: 95:28.
Das neue Trainergespann Andre Lütjen und Bernd Böschen wollte dann einen neuen Impuls setzen. Und das klappte. Zumindest kurzzeitig. Daniel Griesbach wechselte am neunten Spieltag für Till Augsburg zwischen die Pfosten. Es folgte mit dem 2:0-Sieg gegen den HSC Hannover der erste Triumph – endlich. Doch das war es auch schon, zur Winterpause lag der SV Blau-Weiß nach 18 Spieltagen mit 6 Punkten und 19:60 Toren abgeschlagen am Tabellenende. Mit 13 Zählern Rückstand auf das rettende Ufer. Nach der Winterpause klappte vieles deutlich besser. Zunächst wurde im Kader aufgeräumt. Ferdi Yilmaz und Sercan Bayram wurden aussortiert. Dafür spielte sich ein Akteur in den Vordergrund, der zunächst kaum in Erscheinung getreten war: Michel Waldow agierte konstant gut und wurde zum Stammspieler auf der Außenbahn. Genau wie Artur Degtjarenko, der sich immer besser zurechtfand und auf der Zehnerposition unverzichtbar wurde.
Die Resultate hingegen waren weiter sehr wechselhaft. Es gab niederschmetternde Abreibungen wie das 2:7 gegen Arminia Hannover, die nicht zuletzt den athletischen Defiziten geschuldet waren. Aber auch einen sensationellen 3:2-Auswärtssieg beim unangefochtenen Spitzenreiter SSV Jeddeloh. Oder die Erfolgsserie gegen Oldenburg (3:0), Wunstorf (3:0) sowie in Bersenbrück (5:3), die nach einer Saison mit Frust in Hülle und Fülle für einen versöhnlichen Abschluss sorgte. Und für Zuversicht für eine Saison in der Landesliga, in der der Verein aus dem Teufelsmoor deutlich besser aufgehoben ist. Und die vermutlich deutlich mehr Spaß machen wird als die Saison in der Oberliga, wie es Andre Lütjen durchklingen ließ: „Ob eine Saison Spaß macht, ist maßgeblich vom Erfolg abhängig. Und wenn der fehlt, dann kann niemand sagen, dass das wirklich Spaß gemacht hat.“