Für einen kurzen Augenblick fühlte es sich so an, als wäre die kleine, beschauliche Sportanlage am Achimer Stadtwald auch ein Teil dieser Europameisterschaft, dieser gigantischen Fußball-Show. Zehn Jungs standen dort vor einem Smartphone und hörten einem deutschen Nationalspieler zu, der per Videoanruf zu ihnen sprach. Die U9-Kicker der JSG Achim/Uesen hatten beim Heimturnier um den Rewe-Cup die ersten zwei Spiele verloren und waren entsprechend niedergeschlagen. Da half nur noch eine Motivationsansprache von Deniz Undav, dessen kleiner Bruder in der Achimer Mannschaft spielt. Der Torjäger des VfB Stuttgart meldete sich kurz vor der EM aus dem Hotel des Nationalteams in Herzogenaurach und sagte den Jungs, dass sie die Köpfe oben behalten und weiterkämpfen sollen. Tatsächlich holten sie danach immerhin noch einen Sieg.
Dass es sich lohnt, niemals aufzugeben, weiß kaum jemand besser als Undav, der vor vier Jahren noch für den SV Meppen auflief. Mit 27 Jahren ist er nun Nationalspieler und durfte bei der EM sogar schon ein paar Minuten mitspielen. Wichtig ist er für das DFB-Team aber auch neben dem Platz. Es sind Spätberufene wie Undav, Niclas Füllkrug und Robert Andrich, die dafür sorgen, dass sich wieder mehr Menschen mit dieser Nationalmannschaft identifizieren.
Zwischenzeitlich hatte sich das ganze Gebilde mit dem merkwürdigen Markennamen "Die Mannschaft" zu weit von der Basis entfernt. Jetzt gibt es Undav, der kleine Fußballer anruft, um sie aufzubauen, und gerne mal einen Döner isst. Oder Füllkrug, der einem ungarischen Reporter in etwas holprigem Schulenglisch erklärt, warum das erste Tor gegen die Ungarn regulär war. Oder Andrich, der keinen Hehl daraus macht, dass seine Karriere erst spät Fahrt aufnahm, weil er früher zu gerne feiern ging. Das ist bodenständig, authentisch und tut dem DFB-Team gut.