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Angst um die EM 2024 Im Notfall muss Rudi Völler wieder ran

Mit Sorgen blickt der deutsche Fußball auf die Europameisterschaft im Sommer in Deutschland. Wirtschaftlich steht viel auf dem Spiel. Der neue Bundestrainer Julian Nagelsmann schwächelt, meint Jean-Julien Beer.
06.01.2024, 05:00 Uhr
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Im Notfall muss Rudi Völler wieder ran
Von Jean-Julien Beer

Rudi Völler sollte sich nicht zu sicher sein, dass er die Europameisterschaft in diesem Sommer als Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) erleben wird. Es kann passieren, dass ihn sein Land mal wieder in einer anderen Rolle braucht: als Retter des deutschen Fußballs, also als Nationaltrainer auf der Bank.

Er hat das schon öfter gemacht, zuletzt nach der Entlassung von Bundestrainer Hansi Flick im September. Mit Völler als Trainer spielte die Nationalmannschaft wieder normalen und erfolgreichen Fußball, mit schnellen Angriffen und leidenschaftlichen Zweikämpfen – und schlug damit Vizeweltmeister Frankreich mit 2:1.

Das war nicht nur ein wichtiger Sieg, weil nach all den schlechten Spielen und Niederlagen seit der Weltmeisterschaft in Katar plötzlich das Gefühl aufkam, die Mannschaft könne doch noch guten Fußball spielen. Es war auch deshalb wichtig, weil mit Blick auf die Europameisterschaft im Sommer 2024 in Deutschland dringend eine positivere Grundstimmung entstehen muss.

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Genau dafür wolle der DFB das Jahr 2023 nutzen. Die Stimmung der Fans drehen, darum ging es – doch das Einzige, was sich 2023 beim Nationalteam beständig drehte, waren die schwindelig gespielten deutschen Abwehrspieler. An ein Sommermärchen wie bei der Weltmeisterschaft 2006 glaubt kaum noch jemand. Daran änderte auch die Verpflichtung von Julian Nagelsmann als Bundestrainer nichts. Im Gegenteil: Der neue Mann wirkt mit der Aufgabe bisher genauso überfordert wie sein gescheiterter Vorgänger Flick. Statt die Steilvorlage zu nutzen, die ihm Völler mit dem Sieg gegen Frankreich bot, hat Nagelsmann die Nationalmannschaft wieder in Einzelteile zerlegt, die hinten und vorne nicht zusammenpassen.

Das ist verwunderlich, weil Flick genau diese vielen Experimente in der Aufstellung und der Taktik zum Verhängnis wurden, je näher das große Turnier im Kalender rückte. Nagelsmann hat das entweder nicht mitbekommen oder nicht verstanden.

Fakt ist aber: Der DFB kann sich keine schlechte EM erlauben. Der Image-Schaden wäre dabei das kleinste Übel. Sportlich und wirtschaftlich muss die Europameisterschaft ein Erfolg werden, weil dem DFB durch das schlechte Abschneiden der Nationalmannschaft bei den letzten Turnieren Millionen-Einnahmen weggebrochen sind. Ohne Erfolgsprämien steht der Verband finanziell vor der Handlungsunfähigkeit, zumal sich das Vorrunden-Aus bei den Weltmeisterschaften 2018 und 2022 auch auf die Verhandlungen mit Sponsoren auswirkte.

Dem einst so reichen DFB ist das Geld ausgegangen. 2023 wurde mit einem Verlust von 19,5 Millionen Euro abgeschlossen. In der DFB-Zentrale ist es kein Geheimnis mehr: Bleibt die Nationalmannschaft bei den kommenden Turnieren erfolglos, wird es den größten Sportfachverband der Welt so nicht mehr geben. Ein Albtraum für die 7,4 Millionen Mitglieder in rund 24.000 Vereinen, die finanziell vom DFB abhängig sind.

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Deshalb waren die nervösen Zuckungen der DFB-Bosse verständlich, als Nagelsmann zuletzt mit merkwürdigen Personalentscheidungen die Länderspiele gegen die Türkei und Österreich verlor. Seine abgehobene und kritikunfähige Art war schon von seinem kurzen Engagement beim FC Bayern bekannt. Dort musste er gehen, als die Bosse den Eindruck gewannen, der Erfolg sei trotz vieler großer Worte gefährdet. Beim DFB hoffen sie, dass sich derlei nicht wiederholt. Doch die Angst ist zu spüren.

Deshalb kommt den Länderspielen im März eine enorme Bedeutung zu: Dann geht es gegen die Top-Nationen Frankreich und Niederlande. Wenn Nagelsmann in diesen Tests wieder nicht gewinnt, hätte er in sechs Länderspielen nur einen Sieg geholt. Mit dieser Bilanz könnte er das deutsche Team unmöglich ins EM-Turnier führen. Die Stimmung würde kippen, bei den Fans, aber auch bei Sponsoren und Medien. Dann müsste wieder Völler ran – im wahrsten Sinne des Wortes eben als Retter des deutschen Fußballs. Dass es diesen Plan B in vielen Köpfen gibt, hat Nagelsmann mit seinem bisher schwachen Auftritt als Bundestrainer selbst verschuldet.

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