Lilienthal. Müde, satt und ideenlos gegen hellwach, hungrig und willenstark – so lässt sich das Derby in der Fußball-Bezirksliga 3 zwischen dem SV Lilienthal-Falkenberg und dem FC Worpswede mit wenigen Worten zusammenfassen. Der Favorit aus Lilienthal blieb über fast die gesamten 90 Minuten vieles schuldig. Worpswede spielte keinen sehenswerten Kombinationsfußball, konzentrierte sich hingegen auf jene Tugenden, die das Team zu leisten im Stande ist. Und das reichte, um mit dem 1:0 (0:0)-Erfolg im Schoofmoor drei ganz wichtige Punkte mit an den Weyerberg zu nehmen.
Lilienthal hatte ganz im Gegensatz zu den Gästen unterhalb der Woche keine Nachholpartie zu bestreiten gehabt und ging vergleichsweise ausgeruht in das Derby. Auch im individuellen Vergleich sprach vieles für einen Sieg der Hausherren. Allein das Dreieck Bingana, Holldorf und Koehle birgt Qualität nach vorne. Doch Lilienthal wusste aus all den vermeintlichen Vorteilen kein Kapital zu schlagen, weder aus dem Fitness- noch aus dem Qualitätsfaktor. Jules-Bertrand Bingana hatte sichtlich mit der Hitze zu kämpfen, war wenig unterwegs und trat nur einmal bei einer Großchance nach der Pause in Erscheinung. Christian Holldorf hatte keine zündenden Ideen im Spiel nach vorn, von Geniestreichen war nichts zu sehen. Und Nils Koehle spulte wie gewohnt Kilometer ab, ließ sich oft fallen, um den Ball zu fordern, setzte immer wieder zu seinen gefürchteten Soli an, kam aber nicht durch.
Doch es war nicht nur das Trio, das hinter den Erwartungen zurückblieb. Das komplette Team ließ den unbedingten Siegeswillen vermissen, wie auch dessen Trainer Rüdiger Mohr unumwunden ansprach: "Wir wollten Worpswede eigentlich müde spielen, doch das haben wir nicht hinbekommen. Wir haben uns alle nicht an das gehalten, was wir uns vorgenommen hatten. Daher haben wir völlig verdient verloren. Worpswede wollte es einfach mehr." Und das ist ein Resultat der momentanen Situation: Lilienthal befindet sich zwischen Baum und Borke, weder nach oben noch nach unten geht noch etwas, so kam am Ende eine Leistung heraus, die nur als müder Sommerfußball zu bezeichnen ist.
Wie wichtig ein unbedingter Siegeswille für eine Mannschaft ist, das machte der FC Worpswede deutlich. Fußballerisch hat das Team nur Durchschnittliches geleistet, viel mehr war angesichts der zahlreichen Ausfälle nicht zu erwarten gewesen. Dafür präsentierte sie sich als funktionierendes Kollektiv. Die Räume zwischen den Reihen wurden eng gehalten. Das Team kommunizierte gut, die Organisation stimmte. Doch noch wichtiger: Der FC Worpswede machte nur sehr wenige Fehler, die angesichts der Ideenlosigkeit des Gegners unbestraft blieben. Dementsprechend überglücklich gab sich auch Worpswedes Trainer Sven Vorburg nach dem Abpfiff: "Wir haben diesmal von der ersten Minute an konzentriert gespielt. Uns hat ausgemacht, dass wir selbst in den Phasen, in denen es hektisch wurde, uns nicht gegenseitig zerfleischt haben. Wir haben als Team zusammengehalten."
Die Höhepunkte in der Partie waren rar gesät. Die größte und eigentlich einzige Chance der Hausherren im ersten Durchgang hatte Lilienthals Mittelfeldmann Corvin Kloß auf dem Fuß, dessen Schuss aus kurzer Distanz zur Ecke abgefälscht wurde. Kurz vor der Pause mussten die Gäste einen Rückschlag hinnehmen: Torhüter Bartosz Hoelscher musste mit einer Fußverletzung vom Feld. Für ihn rückte Florian Neumann zwischen die Pfosten. Jener Florian Neumann übrigens, der die Lilienthaler schon beim 2:1-Sieg im Hinspiel als Worpsweder Torwart zur Weißglut gebracht hatte.
Nach dem Seitenwechsel hatte Lilienthal mehr Ballbesitz, Worpswede hingegen die größeren Torchancen. So war die Führung für die Gäste längst überfällig. Kapitän Jan-Henrik Kück lief über 25 Meter allein auf Torwart Stephen Asare Osei zu. Osei parierte, doch der zur Pause eingewechselte Julian Webendörfer stand goldrichtig und drosch die Kugel humorlos in die Maschen (69.). Die Gäste verteidigten ohne Fehler und gerieten nicht mehr ins Wanken. So offenbart der Blick auf die Tabelle ein ungewohntes Bild: Der FC Worpswede hat erstmalig seit langer Zeit die Abstiegsränge verlassen.