Anfragen gab es. Einige sogar und durchaus interessante. Nachdenken musste Philip Stephan über die Avancen anderer Vereine trotzdem nicht lange.
„Klar ist es ein gutes Gefühl, umworben zu werden, aber Atlas war immer mein erster Ansprechpartner. Ich bin seit der Neugründung dabei. Der Verein ist eine Herzensangelegenheit“, betont er. Anfang Juni unterhielt sich der Abwehrspieler also mit den Verantwortlichen des SV Atlas Delmenhorst – und sagte für eine weitere Saison zu (wir berichteten). Das klingt erst einmal nicht ungewöhnlich, schließlich bleiben fast alle Spieler beim Meister der Fußball-Bezirksliga. Philip Stephan allerdings hätte durchaus einen Grund zum Wechseln gehabt. Nur fünf Bezirksliga-Einsätze weist die Statistik der vergangenen Spielzeit für den 27-Jährigen aus. Andere Spieler hätten da schnell das Weite gesucht, hätten einem anderen Klub zugesagt, der sie mit einem sicheren Stammplatz ködert. Stephan dagegen will sich beim SV Atlas durchbeißen. „Ich bin kein Wandervogel“, sagt er.
Seine fußballerische Vita bestätigt diese Aussage, denn dort stehen nur zwei Vereine. In der Jugend spielte Stephan für den TuS Heidkrug und wechselte dann in die erste Herrenmannschaft, mit der er unter anderem das unsägliche Landesliga-Intermezzo in der Saison 2011/12 erlebte. Nachdem die Heidkruger ihr Team wegen zahlreicher Querelen aus dem Spielbetrieb zurückgezogen hatten, entschied sich Philip Stephan dazu, etwas Neues zu probieren. Er gehörte zu den ersten Spielern, die dem neu gegründeten SV Atlas ihre Zusage gaben. „Wir wollten den Verein hochbringen. Das war eine spannende Aufgabe“, erinnert sich der Defensiv-Allrounder.
Von Anfang an dabei
In der 1. Kreisklasse fing Stephan mit dem SVA an und war in der Innenverteidigung gesetzt. Es folgten der Aufstieg in die Kreisliga, der Aufstieg in die Bezirksliga und jetzt der Aufstieg in die Landesliga. Den Verein „hochgebracht“ hat Philip Stephan somit ohne Frage schon, doch er hat mit den Blau-Gelben noch mehr vor. „Atlas wird in den nächsten fünf Jahren noch einmal einen Sprung machen“, ist er überzeugt.
Und dann will Philip Stephan dabei sein. Falls es wieder eine blau-gelbe Aufstiegsparty geben sollte, möchte er die auf keinen Fall verpassen. „Auch wenn ich nicht weiß, wie die Feier nach unserem Landesliga-Aufstieg getoppt werden soll.“ Allgemein hat Stephan für das, was sich im Umfeld des SVA tut, nur ein Wort parat: „Wahnsinn“. Auch wegen der Fans ist er geblieben, obwohl beispielsweise zum ambitionierten Bezirksligisten VfL Stenum loser Kontakt bestand. „Woanders hat man nicht diese Zuschauer. Vor so vielen Leuten zu spielen, macht einfach riesigen Spaß“, erklärt Stephan. Atlas-Teammanager Bastian Fuhrken kann die Entscheidung nachvollziehen: „Philip hat jahrelang bei uns vor vollen Rängen gespielt, das kann ihm eben kein anderer Verein bieten.“
Allein die gute Stimmung im Stadion kann Philip Stephan allerdings auch nicht zufriedenstellen. Selbstverständlich möchte er wieder häufiger zum Einsatz kommen. „Mein Anspruch ist es, zu spielen“, unterstreicht er. Die vergangene Saison sei unglücklich für ihn verlaufen, blickt der 27-Jährige zurück. Einen Teil der Vorbereitung verpasste er wegen eines Urlaubs. In der Winterpause kam es für ihn noch dicker: Bei einem Spaß-Turnier zog er sich einen Innenbandriss im Knie zu und fiel für längere Zeit aus. Wer weiß, wie professionell der SV Atlas arbeitet, kann sich vorstellen, dass die Umstände der Verletzung bei den Verantwortlichen alles andere als gut ankamen.
Inzwischen ist das aber vergessen, in der Reserve hat Stephan Spielpraxis gesammelt, und seine Qualitäten wissen sie beim SV Atlas zu schätzen. Stephan und Torwart David Lohmann sind die letzten verbliebenen Gründungsmitglieder im Kader der ersten Mannschaft. „Absolut zuverlässig und vereinstreu“ sei der Abwehrspieler, findet Fuhrken. Dazu ist Stephan flexibel, kann in der Innenverteidigung und als Rechtsverteidiger eingesetzt werden. Auf der linken Seite verteidigte er ebenfalls schon. „Vorne würde ich auch spielen, aber da brauchen wir wohl niemanden“, sagt Stephan und lacht. Für Offensivaufgaben empfohlen hat er sich bislang auch nicht unbedingt, denn in seinen vier Jahren beim SVA gelang ihm kein Pflichtspieltreffer. „Das große Ziel habe ich noch. Zumindest ein Tor will ich machen“, betont Stephan.
Erst einmal aber möchte er sich in der Vorbereitung für einen Stammplatz empfehlen. Dass der SV Atlas sich wieder einmal namhaft verstärkt hat, ist für ihn kein Problem, das kennt er schon. In Daniel Karli (SV Tur Abdin) und Dennis Janssen (SSV Jeddeloh) kommen zwei neue Leute für den Defensivbereich. Mit Tom Witte und Niclas Baumeister haben sich aber auch zwei Verteidiger verabschiedet. „Ich sehe gute Chancen für mich zu spielen“, sagt Stephan. Die Aussichten des SV Atlas schätzt er ebenfalls sehr positiv ein. Zwar sei die Landesliga deutlich stärker als die Bezirksliga, „aber mit unseren Fans im Rücken ist was möglich. Ich denke, dass wir oben mitmischen können“.