Nirgendwo ist Schwimmen, Laufen und Radfahren ein solches Kultereignis wie auf Hawaii. Der Ironman auf der Pazifik-Insel ist eines der bekanntesten Sportevents der Welt – und Marcus Kohlhase ist dabei. Vor dessen gestriger Abreise sprach Maximilian Kamp mit dem 38 Jahre alten Triathleten des VSK Osterholz-Scharmbeck.
Herr Kohlhase, am 11. Oktober findet der Ironman statt. Wissen Sie schon, wie Sie nach Hawaii reisen werden?
Marcus Kohlhase:
Die Route ist schon geplant. Von Bremen fliegen wir nach Frankfurt, von da aus nach San Francisco und dann rüber nach Honolulu.
Sie sagen „wir“ – wer wird Sie begleiten?
Meine Lebensgefährtin und meinen Eltern.
Heißt das, dass Sie die Reise mit einem kleinen Urlaub verbinden?
Die anderen sicherlich mehr als ich (lacht). Aber ja, das stimmt schon. Wir schauen uns natürlich noch Hawaii an und saugen den Mythos Ironman auf. Aber es geht auch darum, sich schon einmal an das Klima vor Ort zu gewöhnen.
Also sind in Ihrem Gepäck Urlaubs- und Wettkampfbadehosen?
So ist es (lacht). Es ist schon so, dass Hawaii auch ohne den Ironman ein schönes Reiseziel ist. Für mich als Triathlet natürlich unter den Umständen noch mehr.
Inwiefern befinden Sie sich in der Vorbereitung? Seit dem Qualifikationswettkampf in Frankfurt sind schließlich erst wenige Wochen vergangen.
Meine Wettkampfvorbereitung ist sogar schon abgeschlossen. Ich befinde mich derzeit in der „Taper-Phase“ – das bedeutet, ich bin dabei, die aktuelle Form zu konservieren und zuzuspitzen. Ich unternehme keine extremen Belastungen mehr, sondern versuche den Stress-Level, den ich habe, zu neutralisieren, sodass ich fit und erholt in den Wettkampf gehen kann.
Wie sah Ihre Vorbereitung auf den Ironman vor der Taper-Phase aus?
Ich habe 18 Stunden in der Woche trainiert – verteilt auf sechs Tage, um noch einen Ruhetag zu haben. Schließlich musste ich nebenbei noch alltägliche Dinge klären und Termine wahrnehmen. Aber es sieht so aus, dass ich morgens laufen oder schwimmen war und die Wochenenden für die langen Radeinheiten nutzte.
Ist die Intensität Ihres Trainings angesichts des Triathlons auf Hawaii höher als vor andern Wettkämpfen?
Generell ist die Intensität vor einem Ironman höher, da die Ansprüche andere sind. Aber diesmal war es sicherlich auch mental ein Unterschied im Gegensatz zu den Vorbereitungen auf andere Wettkämpfe. Der Ironman auf Hawaii ist einfach ein Mythos. Wobei ich sagen muss, dass die Anspannung vor dem Qualifikationsrennen in Frankfurt höher war als jetzt. Da ich mich mit der Reise nach Hawaii belohne, ist der Druck nicht mehr da ist.
Nach Frankfurt haben Sie selbst gesagt: Wer tut sich so etwas elf Stunden lang an?. Jetzt müssen Sie es schon wieder tun.
(Lacht) Ja, das stimmt. Vor allem weil meine Trainingspartner bereits die Saison beendet haben und sich auf Veranstaltungen wie den Bremer Freimarkt vorbereiten, während ich mich wieder quälen muss. Aber neue Kraft und Motivation konnte ich schnell aufbringen, denn die Vorfreude auf das Event überwiegt deutlich.
Beim Ironman auf Hawaii sind immer die Top-Triathleten der Welt am Start. Ist das eine Chance für Sie, sich etwas abzuschauen?
Es gleicht mehr einem Wiedersehen. Die Profis sind nämlich auch bei kleineren Wettkämpfen mit von der Partie. Die Bereiche Profi und Amateure sind im Triathlon-Sport nicht so streng voneinander getrennt wie in anderen Sportarten. Die Szene ist sehr familiär, und die Aktiven kennen sich untereinander.
Mit welcher Erwartungshaltung an sich selbst starten Sie ins Rennen?
Es wäre schön, wenn ich es schaffen könnte, unter zehn Stunden zu bleiben. Das wäre eine halbe Stunde länger als ich in Frankfurt gebraucht habe. Außerdem möchte ich ein sogenanntes Daylight-Finish schaffen – also bei Tageslicht ins Ziel kommen. Das wäre atmosphärisch gesehen schöner, und ich könnte es mehr genießen.
Schwimmen, Laufen oder Fahrradfahren – wobei lässt sich die Atmosphäre auf Hawaii am besten einfangen?
Die Lauf- und Fahrradstrecke führt durch die Lava-Wüste. Das könnte eventuell etwas eintönig werden. Das Schwimmen allerdings könnte umso aufregender werden, da sich zu den Schwimmern im Pazifik auch mal eine Schildkröte oder ein Delfin gesellen soll.
Das werden bestimmt besondere Momente für Sie.
Allerdings. Alleine schon dabei zu sein, ist sehr bewegend. Ich bin seit dem 1. Januar 2014 200 Kilometer geschwommen, 9000 Kilometer Rad gefahren und 1500 Kilometer gelaufen. In Hawaii möchte ich mich daher für eine anstrengende Saison belohnen, die ich ohne die Hilfe und Unterstürzung meiner Lebensgefährtin, meiner Familie, Freunde und Trainingskollegen nicht durchgestanden hätte. Faris Al-Sultan (deutscher Profi-Triathlet und mehrfacher Ironman-Sieger/d. Red.), sagte einmal, dass es für einen Triathleten zwei große Ziele gibt: Olympia und Hawaii. Mit meinen 38 Jahren bin für Olympia etwas zu alt. Aber dass ich es nach Hawaii geschafft habe, das ist einmalig.
Zur Person: Marcus Kohlhase (38) betrieb schon als Kind Leichtathletik. Der Beckedorfer, von Beruf Informatiker, stieg aber erst 2006 ernsthaft in den Leistungssport ein, um sich beim VSK Osterholz-Scharmbeck in einer rund 20-köpfigen Gruppe auch den Extrem-Distanzen zu widmen.
(wk)