Blumenthal. Sonnenschein, Frühlingstemperaturen und der gewünschte Rasenplatz: Die äußeren Voraussetzungen für den Blumenthaler SV, schwungvollen Fußball zu spielen, waren hervorragend. Doch die Burgwall-Elf bot den rund 200 Zuschauern einen lust- und einfallslosen Kick und verlor das Prestigeduell gegen den amtierenden Bremen-Liga-Meister Bremer SV auch in der Höhe verdient mit 1:4. Als Ursache nannte Blumenthals Trainer Malte Jaskosch die „fehlende Einstellung“.
Den Spielern des Blumenthaler SV mangelt es nicht an fußballerischen Fähigkeiten. Das reicht in einem Kräftemessen mit einer gleich starken Mannschaft freilich nicht aus, um sich zu behaupten. Am Sonnabend spielte bei den Nordbremern der Kopf nicht mit. Und dann ist der Trainer machtlos. Mit zunehmend versteinerter Miene verfolgte Malte Jaskosch jedenfalls den unzulänglichen Auftritt seiner Truppe.
Bereits in der Anfangsphase rieben sich eingefleischte Blumenthaler Anhänger verwundert die Augen: Selbst technisch versierte Spieler wie Lokman Abdi oder Malte Tietze hatten Probleme, den Ball unter Kontrolle zu bringen. Bisweilen hatte man den Eindruck, er klebe am stumpfen Rasen und vermisse den Kunstrasen. Allerdings nicht, wenn die Gäste ihn am Fuß hatten. Das galt vor allem für den pfeilschnellen und trickreichen Vafing Jabateh, der in der 84. Minute unter Beifall den Platz verließ. Zuvor hatte sich der 24-Jährige immer wieder dem Zugriff der Blumenthaler Gegenspieler entzogen und schwungvolle Offensivaktionen eingeleitet. Derweil lief bei den Gastgebern offensiv so gut wie nichts, während die Defensive ihre Türen weit öffnete. So in der 23. Minute, als der torgefährliche Onur Uzun diagonal auf Maxwell Ibrahim Appiah passte, der mit einem Schrägschuss ins rechte Toreck den Führungstreffer der Gäste erzielte (23.).
Nur fünf Minuten später standen für den amtierenden Meister indes nur noch zehn Spieler auf dem Rasen. Grund: Nach zwei Fouls an Tim Pendzich und Lokmann Abdi hatte Schiedsrichter Dennis Stahmann den übereifrigen Quendrin Krasniqi Spielverbot erteilt. Honig konnten die behäbigen Gastgeber aus diesem Vorteil nicht saugen. Im Gegenteil, der Adrenalinspiegel beim Bremer SV stieg an. Er ging noch konzentrierter zu Werke, und nach Vorarbeit von Jabateh erzielte Onur Uzun Sekunden vor dem Halbzeitpfiff das zweite Tor der Gäste. Wiederum hatte sich Blumenthals Abwehr mit der Rolle des Zuschauers abgefunden.
Hatte das Pausengespräch gefruchtet und den trägen Gastgeber endlich wachgerüttelt? In der ersten Viertelstunde nach dem Wiederanpfiff keimten bei den Blumenthaler Fans jedenfalls Hoffnungen. Malte Jaskosch hatte Ali Dag in der Kabine gelassen und Patrick Chwiendacz eingewechselt. Er beackerte nun die linke Seite, während Yannik Wojciechowski nach rechts wechselte und mit Yasin Chaaban mehr Druck entfalten sollte. Die Rechnung schien aufzugehen: Zunächst prüfte Chaaban den Gäste-Keeper Malte Seemann mit einem platzierten Schuss (49.), dann war der Ex-Blumenthaler Torwart machtlos, als Chaaban das Zuspiel von Lokman Abdi zum Anschlusstreffer nutzte (58.). Doch die Hoffnung auf die Wende trog, weil sich Blumenthals aufgerückter Innenverteidiger Daniel Luckyman einen kapitalen Schnitzer erlaubte, über den Ball trat und Onur Uzun freie Bahn hatte – in der 68. Minute führte der Bremer SV 3:1.
Die Burgwall-Elf aber resignierte. Und erst in der 90. Minute erinnerte zum Beispiel Vinzenz van Koll mit einem Schuss ans Lattenkreuz daran, dass er als Stürmer aufgelaufen war. Im Gegenzug tunnelte Tugay Sonakalan Blumenthals ansonsten guten Torwart Jascha Tiemann, und dass Endresultat stand fest. Ebenso wie der Glaube von BSV-Trainer Cengiz Cakir, den Meistertitel doch noch verteidigen zu können. „Auch mit nur noch zehn Spielern waren wir das bessere Team.“ Dem wollte Jaskosch nicht wiedersprechen: „Wir haben verdient verloren und keine Einstellung zum Gegner gefunden, stellte er fest. „Vielleicht hatten wir schon das Halbfinale im Lottopokal im Kopf“, sinnierte Malte Tietze wenig später.