Barcelona. Typisch «Mocki»: Sie rannte, sie kämpfte, sie warf sich ins Ziel. Und nach 10 000 Metern muss sich Platz sechs wieder wie ein kleiner Sieg für die Siegerländerin angefühlt haben.
Sabrina Mockenhaupt konnte den Großen im 10 000-Meter-Finale bei den Leichtathletik-Europameisterschaften zwar nicht folgen, zog sich aber mehr als achtbar aus der Affäre: Bei 32:06,02 Minuten blieb die Uhr für die 29 Jahre alte Kölnerin stehen - jubelnd warf sie die Arme in die Höhe.
«Ich bin mit dem sechsten Platz zufrieden. Ich kann mich nicht beklagen. Bei der Konkurrenz kann man nur sagen: Wir laufen nicht immer nur hinterher», gab sie ihre eigene Antwort auf die Dauerkritik an der angeblichen Laufmisere im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV).
Gold gewann die haushohe Favoritin. Die in Äthiopien geborene Türkin Elvan Abeylegesse holte sich den EM-Titel in 31:10,23 Minuten; Silber erkämpfte die Russin Inga Abitowa (31:22,83) vor der Portugiesin Jessica Augusto (31:25,77).
Als drittschnellste Europäerin (31:23,86 Minuten) war «Lauffloh» Mockenhaupt, nur 1,56 Meter groß und 45 Kilo leicht, zum Rennen des Jahres gestartet. Nur die beiden Portugiesinnen Ines Monteiro (31:13,58) und Jessica Augusto (31:19,15) waren im EM-Jahr 2010 bis dato flotter unterwegs auf der längsten olympischen Bahnstrecke.
Mut hat der rheinischen Frohnatur im Juni auch der 5000-Meter-Sieg bei der Team-EM in Bergen gemacht. In 15:17,38 blieb sie 17 Sekunden hinter ihrer persönlichen Bestleistung zurück und versicherte: «Zeiten sind für mich Schall und Rauch.»
Die kleine Kölnerin mit der lockeren Zunge und den schnellen Beinen ist einfach nicht zu stoppen. Sie läuft und läuft und läuft. Am liebsten immer weiter, noch sechs Jahre, vielleicht bei den Olympischen Spielen in Rio, dann ist sie 35. Warum nicht? «Das kann ich mir gut vorstellen.» Freunde, Fans und Konkurrenz sicher auch.
Als Marathon-Frau startet Mockenhaupt am 26. September erstmals in Berlin. «Ich saß als Kind immer vor dem Fernseher und habe mir die Übertragungen mit meinen Eltern angeschaut. Außerdem war ich schon bei vielen anderen Rennen in Berlin, und es war immer eine tolle Stimmung», erklärt die Siegerländerin.
Die Sportsoldatin ist mit den Jahren nicht langsamer geworden - aber ruhiger. «Es hat sich wirklich viel bei mir geändert, wenn man so will um 180 Grad. Früher war ich am Wochenende immer unterwegs und habe für mein Leben genug gefeiert», verriet die kleine Dauerläuferin in einem Interview der Fachzeitung «leichtathletik». Doch diese Zeiten sind vorbei. «Insgesamt arbeite ich härter, um voranzukommen, während zu Beginn meiner Karriere mein Talent ausgereicht hat.» (dpa)