Nach der Übernahme des Josef-Hospitals Delmenhorst (JHD) durch die Stadt und dem damit verbundenen Sanierungsverfahren haben Stadt und JHD-Geschäftsführer Florian Friedel nun erste Ergebnisse vorgestellt. "Wir liegen gut im Plan, im Ergebnis sogar etwas besser", sagte Friedel am Donnerstag bei einer Pressekonferenz, nachdem am Abend vorher der Verwaltungsausschuss über das Thema informiert worden war. Angepeilt war nach einer Reihe von Maßnahmen ein monatlicher Verlust von 200 000 Euro in diesem Jahr im operativen Geschäft, tatsächlich liegt das Minus sogar noch etwas darunter. "Wir gehen davon aus, dass wir im kommenden Jahr ein ausgeglichenes operatives Geschäft haben werden", sagte Friedel. "Das Sanierungskonzept geht auf."
Aber natürlich funktioniere noch nicht alles völlig reibungslos. "Es ruckelt immer mal wieder an der ein oder anderen Stelle", erklärte der Krankenhaus-Chef. Das sei aber auch normal, ein solches Vorhaben gelinge schließlich nicht von heute auf gleich. Dass das Konzept aufgeht, liegt daran, dass im Krankenhaus erhebliche Kosten gesenkt wurden. Größter Faktor dabei waren sicherlich die Kündigung von 120 Vollzeitstellen. Aber auch die Umstrukturierungen der Gesellschaften ist inzwischen abgeschlossen, alle Mitarbeiterverträge sind soweit umgestellt. Derzeit arbeiten noch 580 Vollzeitkräfte im JHD. Aber auch an anderen Stellen wurde finanziell eingespart, etwas, was laufende Verträge angeht, die schon bei so kleinen Dingen wie dem Abonnement einer Fachzeitschrift anfangen. "25 Prozent der Verträge haben wir ersatzlos gekündigt, andere haben wir gegen günstigere gewechselt", erzählte Friedel. Außerdem wurde die Wäsche- und Essensversorgung neu geregelt und die Apotheke gewechselt.
Auch die Anzahl der tatsächlich vorgehaltenen Betten hat das Krankenhaus reduziert, das theoretisch eine Kapazität von 340 Betten hätte. "Wir haben jetzt 290 aufgestellte Betten", erklärte Friedel. Zu Zeiten der Insolvenz seien das teilweise 320 gewesen, von denen dann aber längst nicht alle belegt gewesen wären. "Wir müssen mit unseren Kapazitäten besser haushalten", sagte er, merkte aber auch an: "Wir haben mit der Kostensenkung erreicht, was wir wollten." Das Haus ist also auf dem Weg, wieder profitabel zu werden.
Die Attraktivität der Klinik hat laut Friedel dadurch nicht gelitten. "Das Haus ist aus meiner Sicht überraschend früh wieder attraktiv gewesen", sagte er. Das merke man etwa an den Bewerbungen für Oberarztstellen, auch gebe es einige Mitarbeiter, die das JHD verlassen hätten, die nun wieder zurückkehren würden. "Die Fluktuation ist jetzt in einem normalen Bereich", sagte Friedel. Das Thema Insolvenz spiele dabei keine größere Rolle mehr.
Neubau an Wildeshauser Straße
Ein weiterer Aspekt, mit dem sich Stadt und Geschäftsführung beschäftigt haben, ist der Neubau des Krankenhauses an der Wildeshauser Straße. Nachdem im Frühjahr aus Hannover grünes Licht auch für einen anderen Standort als Mitte für den Fördermittelbescheid über 70 Millionen Euro gegeben worden war, arbeiteten die Beteiligten an einer neuen Lösung an der Wildeshauser Straße. Zunächst stand ein komplett unabhängiger Neubau auf dem Klinik-Areal in Deichhorst zur Debatte. Dieser würde dann aber rund 30 000 Quadratmeter umfassen und wäre kostenmäßig nicht finanzierbar gewesen. "Wir haben jetzt eine Lösung gefunden, wie wir einen Neubau unter Einbeziehung von Bestandsflächen an der Wildeshauser Strraße hinkriegen", berichtete Friedel. Dabei habe man einen Kostenrahmen, dessen Differenz, wenn man die 70 Millionen Euro vom Land abzieht, auch über eine Fremdfinanzierung finanzierbar wäre. "Wir haben da Gespräche mit Banken geführt und positives Feedback bekommen."
Von den 70 Millionen Euro sind bereits rund 2,5 Millionen Euro in die Planungen für den Neubau geflossen. Deswegen soll das Krankenhaus auch im Wesentlichen so übernommen werden, wie es am Standort Mitte geplant war. Allerdings hat man ein paar mehr Möglichkeiten, weil an der Wildeshauser Straße deutlich mehr Platz ist. "Wir haben einige der Kompromisse, die man in Mitte eingehen musste, zurückgedreht", erklärte Friedel. So soll in dem neuen Krankenhaus nun etwa doch eine geriatrische Station realisiert werden. Bei der vertieften Kostenschätzung, die die Architekten für den Neubau gemacht haben, hat er außerdem noch einmal einen Puffer von fünf Prozent einrechnen lassen. "Eine Kostenschätzung bezieht sich immer nur auf den Zeitpunkt der Schätzung", erklärte er. Im Baugewerbe könne sich die Lage aber schnell ändern, wie die vergangenen Jahre bereits gezeigt haben. Deswegen hätten sich die Kosten für den Neubau am Standort Mitte inzwischen auch auf rund 120 Millionen Euro summiert. Der Neubau in Deichhorst wird "deutlich günstiger", eine genaue Zahl wollte der JHD-Geschäftsführer derzeit aber noch nicht nennen.
Für den Neubau kommen prinzipiell vier Standorte auf dem Klinik-Gelände an der Wildeshauser Straße in Frage. Entweder links, hinten links, rechts oder hinten rechts vom Höger-Bau aus gesehen. Obwohl auch Bestandsflächen dort künftig mit für den Krankenhausbetrieb genutzt werden sollen, ist der Höger-Bau außen vor. Denn das denkmalgeschützte Gebäude wäre zu aufwendig zu sanieren, deswegen fiel ja auch vor einigen Jahren bereits die Entscheidung zugunsten eines Neubaus. Die Pläne für den Neubau sollen nun in vier Wochen auch im Sozialministerium vorgestellt werden und in die Politik gehen. Erste Vorarbeiten für den Neubau könnten dann bereits 2019 erfolgen. Mit einer möglichen Fertigstellung des Krankenhauses rechnen die Planer derzeit 2022/2023.
Nachnutzung des Höger-Baus
Apropos Höger-Bau. Auch die Nachnutzung des von Star-Architekt Fritz Höger entworfenen Gebäudes wird derzeit intensiv von Politik und Verwaltung diskutiert. "Wir werden uns parallel mit dem Höger-Bau beschäftigen", erzählte Oberbürgermeister Axel Jahnz bei dem Gespräch. Es gebe auch schon erste Stimmen für eine mögliche Nachnutzung aus dem medizinischen Bereich, die sich wegen der Nähe zum Krankenhaus anbieten würde. "Da wäre Einiges denkbar", sagte Jahnz. Auf der anderen Seite liegt das Krankenhaus aber auch sehr nah am Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK), sodass auch dort Anknüpfungspunkte möglich wären. Das Thema soll zeitnah in die Fachausschüsse. "Wir sind jetzt in einer Phase, wo wir da massiv einsteigen müssen", sagte Jahnz. Der Rat werde in den kommenden Jahren eine Menge Arbeit damit haben. Trotzdem zeigten sich laut Jahnz die Politiker im Verwaltungsausschuss durchaus optimistisch. "Alle sehen darin auch eine sehr große Zukunftschance", erklärte er.
Besetzung des Aufsichtsrats
Für den Aufsichtsrat des Krankenhauses wurden nun auch bereits Empfehlungen für dessen Besetzung ausgesprochen. Insgesamt sitzen sieben Personen in dem Aufsichtsrat, sechs davon seien bereits gefunden, ein weiterer Sachkundiger werde sich erst noch vorstellen, erklärte Jahnz. Namen wollte er allerdings noch nicht nennen. Einen Platz im Aufsichtsrat wird von der CDU besetzt, ein weiteres Mitglied stellt die SPD. Dazu kommt der Oberbürgermeister selbst sowie ein Arbeitnehmervertreter, der in den kommenden Wochen gewählt werden soll, und drei Sachverständige. Im September sollen die Aufsichtsratsmitglieder dann auch offiziell vom Stadtrat bestätigt werden.
JHD-Areal in der Stadtmitte
Auch wie es mit dem insolventen Krankenhaus in der Stadtmitte weitergehen soll, wurde im Verwaltungsausschuss diskutiert. "Zu dem Areal gehört nicht nur das Krankenhaus, sondern auch das Gesundheitszentrum, das Verwaltungshaus daneben, die Freiflächen am Knick und ein Teil vom Schwesternwohnheim", berichtete Jahnz. Man habe inzwischen bereits ein erstes Gespräch mit Stiftung und den Gläubigern geführt. Alle seien daran interessiert eine "gute Verwertung" für das Areal zu finden. "Wir wollen natürlich keine Brand- und Insolvenzruine dort", erklärte der Oberbürgermeister. Deswegen werde es schon bald zu weiteren Gesprächen der Beteiligten kommen.