Die "Goldene Olga" ist so etwas wie der Oscar der Milchwirtschaft. Seit 17 Jahren kürt die Landesvereinigung Milchwirtschaft Niedersachsen (LVN) damit alljährlich die 15 besten Betriebe unter den rund 8500 Milcherzeugern in Niedersachsen. Und im vergangenen Jahr gehörte die Familie Eilers in Schönemoor zu den Geehrten. Zur "Goldenen Olga" hat es dabei zwar (noch) nicht ganz gereicht, aber immerhin zu einem Platz unter den ersten 15. Am Dienstag haben sich nun zahlreiche Branchenvertreter und Offizielle auf dem Hof Eilers getroffen, um das entsprechende Hofschild zu übergeben und den Erfolg zu feiern.
Mit 120 Milchkühen gehört der Hof Eilers weder zu den ganz kleinen noch zu den ganz großen Milchvieh-Betrieben. Hinzu kommen noch 135 weibliche Nachzuchttiere, denn auch darum kümmert sich die Familie, die den Hof 1919 gekauft hat und inzwischen in fünfter Generation betreibt. Außerdem gilt es, rund 90 Hektar Land zu bewirtschaften. Mit einer Milchleistung von rund 11 200 Litern pro Kuh und Jahr liegt das Ergebnis deutlich über dem Landesdurchschnitt.
Die LVN versteht den Wettbewerb um die "Goldene Olga" ausdrücklich als Nachhaltigkeitspreis, wobei es nicht immer einfach ist, Betriebsgrößen zwischen 60 und 750 Kühen miteinander zu vergleichen. So zählt bei den Bewertungskriterien keineswegs nur die Milchleistung, sondern auch die Rohmilchqualität, der betriebswirtschaftliche Erfolg, der Tier- und Umweltschutz sowie das soziale Engagement, also etwa die Bereitschaft zur Mitarbeit in Verbänden. "In der Landwirtschaft wird in Generationen gedacht, da ist Nachhaltigkeit gefordert", erklärte LVN-Vorstand Herbert Heyen am Rande der Feierstunde. In seiner Laudatio auf den Hof Eilers hob er insbesondere den Tier- und Umweltschutz hervor: "Die Kühe haben hier alle Freiheiten."
Bewerbung ohne Absprache
"Man muss seine Kühe kennen und möglichst früh erkennen, wenn etwas nicht stimmt", erklärt Jana Eilers, die als Tochter von Hans-Gerd und Heike Eilers 2013 als GbR-Partner in den Betrieb eingestiegen ist, ein Geheimnis für den Erfolg. Die 26-Jährige gesteht auch, dass die Begeisterung zur Teilnahme an dem Wettbewerb zunächst nicht so groß gewesen sei. Im vergangenen Jahr habe sie dann einfach ohne vorherige Absprache die Initiative ergriffen und den Bewerbungsbogen ausgefüllt, wobei die Kandidatur auch "den einen oder anderen Nerv gekostet" habe, wie sie gesteht. Ihre Eltern habe sie jedenfalls erst später eingeweiht, als sich die Prüfer bereits angesagt hatten.
Günter Westermann, stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Ganderkesee, würdigte in seinem Grußwort "den persönlichen Einsatz und das hohe Maß an Fachwissen". Der Hof Eilers sei ein Aushängeschild für die Landwirtschaft in der Region. "Es gibt sowieso schon viel Bürokratie auf den Höfen. Großen Respekt, sich das auch noch anzutun", kommentierte Bernhard Wolff, Geschäftsführer des Kreislandvolkverbandes.
Die Strategie für die kommenden Jahre ist bereits klar vorgezeichnet. Die Bullenmast will die Familie nach und nach aufgeben, um mehr Platz für die sogenannten "trocken stehenden Kühe" zu haben – also für jene Tiere, die kurz vor einer Kalbung stehen und deshalb gerade keine Milch geben. Auch die Zucht der Holstein Frisian-Rinder sei nicht allein auf die Milchmenge ausgerichtet, betont Jana Eilers. "Uns geht es vielmehr um einen guten Körperbau und ein gutes Euter. Die Kühe sollen auch nach sechs Kälbern noch gute Beine haben", legt sie vor allem Wert auf die Langlebigkeit der Tiere.
Der Milchpreis liege gegenwärtig mit 30 bis 32 Cent an der "unteren Grenze der Auskömmlichkeit", aber er hoffe, dass er kurzfristig wieder etwa anziehen werde, erklärte Heyen. Im vergangenen Jahr zahlten die Molkereien den Milchbauern im Schnitt rund 36 Cent pro Liter. Die größte Herausforderung für die Milchviehbetriebe sei gegenwärtig, "die Ökonomie und die Ökologie" miteinander in Einklang zu bringen. Auch Jana Eilers bestätigte, dass sowohl die Gülleverordnung als auch die neue Düngeverordnung im Augenblick wichtige Themen auf den Höfen seien.
Herbert Heyen beobachtet darüber hinaus auch einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen den Teilnehmerzahlen am Wettbewerb und dem Stellenwert, den die Landwirtschaft in der Öffentlichkeit genießt. "In einem Jahr hatten wir nur 30 Bewerber, aber die Bereitschaft zur Teilnahme ist wieder gestiegen, sodass gegenwärtig jährlich wieder 50 bis 80 Höfe mitmachen", berichtet der LVN-Vorstand. Der Ehrgeiz bei Jana Eilers ist jedenfalls geweckt: "Die 'Goldene Olga' holen wir irgendwann auch noch", versprach sie forsch.