Wenn das Telefon klingelt und sich jemand mit einem angeblichen Hilferuf eines nahem Verwandten meldet, für den es dringend mit Geld einzustehen gilt, dann solle man eigentlich stutzig werden. Aufklärung zu Anrufen unter der Überschrift "Enkeltrick" bieten auch Präventionsveranstaltungen. Die Delmenhorster Senioren-Union hatte dazu kürzlich in Zusammenarbeit mit dem Präventionsteam der Polizeiinspektion Delmenhorst ins Hotel Thomsen nach Delmenhorst eingeladen. Dort sprach Oberkommissarin Simone Hemken, die als Beauftragte für Kriminalprävention arbeitet.
Etwa 15 Senioren waren der Einladung gefolgt und ließen sich aufklären und hatten auch eigene Erfahrungen zu schildern. Hemken hatte viele Tipps und Erklärungen im Gepäck. So begann sie beispielsweise mit dem immer wieder auftauchenden falschen Polizeibeamten. Dabei wird erzählt, dass in der Nachbarschaft eingebrochen wurde und nun die Polizei bei den Häusern in der Nachbarschaft nachfragt, man bittet darum, die Wertgegenstände den Polizisten auszuhändigen, die in jedem Moment an der Tür klingeln würden. "So etwas machen wir nicht", sagte Hemken. Oder es gibt Anrufe, in denen berichtet wird, ein Angehöriger sei schwer verunglückt und man möge sofort Geld zahlen, damit dieser behandelt werden kann. "So etwas passiert einfach nicht", so Hemken. Egal wie jemand finanziell aufgestellt sei, würde sich erst einmal ein Arzt um den Patienten kümmern. Danach werde, je nach Behandlung, geschaut, wer für das Finanzielle aufkommt. Sie habe allerdings absolutes Verständnis für die Reaktion so mancher Geschädigter. Man dürfe die eigenen Gefühle nicht unterschätzen und die Täter machten das häufig sehr gewieft. "Der Verstand setzt da aus", meinte Hemken.
Täter rufen "auf gut Glück" an
Etwa 400 bis 1000 Anrufe brauche ein Täter zum Erfolg, bis eine Person am anderen Ende auf den Trickbetrug hereinfällt, erklärte Hemken. Die Täter rufen "auf gut Glück" an und hatten häufig in Telefonbüchern nach früher gängigen Vornamen oder kurzen Telefonnummern gesucht. Denn: an solchen Rufnummer erkenne man Bewohner, die ihren Telefonanschluss schon lange führen. Wenn sich jemand als Angehöriger ausgibt, rät Hemken: "Egal, wer von Ihnen Geld will, rufen Sie unter der Nummer, die Sie haben, noch mal zurück." Auch wenn Nachrichten per Whatsapp oder als SMS kommen, beispielsweise mit einer Nachricht, dass der Sohn oder die Tochter eine neue Nummer habe, solle man skeptisch bleiben, nicht zurückrufen und vor allem diese Nummern auch an die Polizei übermitteln. In 99 Prozent der Fälle, seien diese nämlich nicht echt, riet Hemken. Was sie in Bezug auf Telefonnummern und Adressen noch anmerkte, ist, ob es wirklich wichtig sei, heutzutage noch im Telefonbuch zu stehen. Dazu hatte sie auch Anträge im Gepäck, auf denen die Besucher direkt angeben konnten, dass sie künftig nicht mehr gelistet sein möchten.
Dann ging Hemken auch auf Gewinnspiele ein, bei denen der Geschädigte vermeintlich gewonnen haben soll und im Internet nur auf einen Link klicken solle. Vorwiegend passiere so etwas nämlich per E-Mail. Auch dabei sei Vorsicht geboten. "Sie können bei einem Gewinnspiel nur gewinnen, wenn Sie mitmachen", so Hemken. Auch auf Tücken des Onlinebankings wies die Polizeibeamtin hin. Oder auf unechte, sogenannte Fake-Onlineshops. Echte Internetseiten seien in der Regel durch ein Siegel gekennzeichnet. "Ein gesundes Misstrauen brauchen Sie immer", meinte Hemken.
"Wir haben das Milieu hier nicht"
Dann ging sie noch auf Hauseinbrüche ein und beruhigte vorab: Dass jemand an der Tür gewaltsam überfallen werde, passiere in Delmenhorst eigentlich nicht. "Wir haben das Milieu hier nicht", so Hemken. Die Täter wollen die Leute in den meisten Fällen austricksen und möglichst keinen weiteren Sachschaden anrichten. Wovor sie allerdings mahnt: Es sei keine gute Idee, sich bei einem Klingeln an der Tür ab einer gewissen Uhrzeit gar nicht mehr zu melden. Für Einbrecher sei das oft die letzte Absicherung, bevor sie eine Tat begehen.
Auch Handtaschen in Einkaufswagen seien ein beliebtes Diebesgut. "Schnell mal umgedreht und den Einkaufswagen nicht im Blick und schon ist die Tasche weg." Darüber hinaus machte sie auf diebstahlsichere Taschen aufmerksam. Doch Achtung: das hieße natürlich nicht, dass diese nicht geklaut werden können, allerdings könnten diese nicht so schnell geöffnet werden oder haben beispielsweise auch Drähte im Henkel, damit dieser nicht durchgeschnitten werden kann. Das kann im dichten Gedränge bei großen Menschenmassen vor Raub schützen. "Weihnachten steht vor der Tür – die Herren wissen nun, was sie ihren Frauen schenken können", sagte Hemken schmunzelnd. Grundsätzlich möchte sie den Senioren aber auch Mut machen: "Alte Leute werden in der Regel nicht ausgeraubt", meinte Hemken zumindest für Delmenhorst. "Sie wohnen in Delmenhorst schon recht sicher."