"Jetzt passiert endlich etwas", sagt Stefan Lehmann, Fachdienstleiter Stadtplanung im Rathaus. Am Sonnabend kam er in die Lange Straße und suchte das Gespräch mit Anwohnern und Passanten. Im Zuge einer vorbereitenden Untersuchung der östlichen Innenstadt starteten Verwaltungsmitarbeiter und Dienstleister des Beratungsbüros Forum aus Bremen eine Bürgerbefragung. "Vor einem Jahr hat die Stadt die ehemalige Hertie-Immobilie erworben, jetzt planen wir die Neugliederung an dieser Stelle", so Lehmann. Dass sich wirklich etwas tut, zeigt eine neue Dekoration der einstigen Schaufensterflächen. So werden dort Entwürfe für eine künftige Bebauung ausgestellt.
"Der Abriss des Gebäudes wird noch vorbereitet", sagt Lehmann, viele Bürger fragten, warum das so lange dauere. "Die Arbeit passiert im Hintergrund, keiner kann sehen, was wir machen", berichtet Lehmann von vielen Schritten der Vorbereitung für den Abriss des Kaufhauskomplexes. Mittlerweile liege das Abriss- und Entsorgungskonzept sowie ein erforderliches Schadstoffgutachten vor. "Die Beauftragung und Erarbeitung haben ein gutes Dreivierteljahr gedauert", sagt Lehmann. Auf diesen Grundlagen habe die Stadtverwaltung zuletzt die Ausschreibung zur Beauftragung der Fachplanung vorbereitet, um den Rückbau selbst sowie die dazugehörige Beweissicherung zu planen und zu begleiten. "Diese Ausschreibung wird auf dem öffentlichen Vergabeportal erscheinen. Da es sich um ein europaweites Vergabeverfahren handelt, ist ein Zeitraum von rund fünf Monaten bis zur Beauftragung des Fachplanungsbüros zu veranschlagen.
Bürger werden frühzeitig beteiligt
Frühzeitig wird nun die Beteiligung der Bürger angeschoben, einbezogen werden auch die Innenstadtkaufleute, Immobilienbesitzer und weitere Akteure. Sechs unterschiedliche am Hertie-Gebäude ausgestellte Entwürfe, die von Architekturstudenten aus Bremen stammen, sollen Anregungen liefern. "Alle zwei Monate stellen wir eine neue Idee aus", sagt Lehmann. Und freut sich über eine Gemeinsamkeit: "Alle Entwürfe sind so gestaltet, dass es später von der Langen Straße bis zur Stadtkirche eine Sichtachse geben soll." Der massive Bau des Kaufhauses sei neu zu gliedern. Klarheit gibt es auch schon über die künftigen Nutzungsmöglichkeiten: Eine Neubebauung soll nicht nur dem Handel dienen. In den Gesprächen mit den Bürgern kommen schnell Wünsche nach kulturellen Angeboten, Gastronomie und der Forderung, Wohnungen zu schaffen.
"Unsere Flyer waren schnell weg", erzählt Rathausmitarbeiterin Julika Holz. An diesem Sonnabend und später an zwei weiteren Tagen wird für die Beteiligung der Bürger geworben. Eigentlich habe man eine Veranstaltung in der Markthalle geplant, ein solches Forum fiel aber den aktuellen Corona-Einschränkungen zum Opfer. Nun setzt man bei der Stadt auf eine digitale Beteiligung möglichst vieler Menschen, dafür wurde die Internetseite www.delmenhorst.de/oestliche-innenstadt eingerichtet. "Zusätzlich haben wir eine Online-Pinnwand, ein sogenanntes Padlet, erstellt" berichtet Holz. Wer per Smartphone an der Beteiligung teilnehmen möchte, kann sich über einen QR-Code zuschalten und seine Meinung kund tun. Weniger Internet-affine Delmenhorster können sich unter Telefon 0 42 21 / 99 26 65 auch direkt an den Fachdienst Stadtplanung wenden.
Planungsbüro befragt Passanten
Verteilt wurden am Sonnabend sogenannte Mitmach-Karten, mittels derer die Bürger ihre ersten Kommentare hinterlassen können. Während des Vormittags machten sich als Dienstleister verpflichtete Mitarbeiter des Bremer Planungsbüros Forum auf den Weg: So hatte Anton Maleike mit seinen Kollegen einen Fragebogen entworfen. Die Befragung erfolgt anonym – um die Wünsche der Bürger später besser kategorisieren zu können, wird aber nach Alter und Geschlecht gefragt. Es soll herausgefunden werden, welche Nutzergruppen die Innenstadt gegenwärtig aufsuchen. Nicht nur Kreuze hinter Kästchen vorgefertigter Fragen werden festgehalten, die Befragten können auch frei assoziieren und spontan Begriffe formulieren, was ihnen zur östlichen Innenstadt einfällt. "Was möchten Sie uns mit auf den Weg geben?", ist eine der Fragen, nach einer Bewertung über Schulnoten werden abschließend Aussagen zum Planungsbereich, der die Zone bis zum Schweinemarkt und den Bereich des Vorwerkparkplatzes einschließt, getroffen. Zur weiteren Orientierung zeigt Maleike den zu Befragenden gerne auch einen Kartenausschnitt.