Für die DLW Flooring wird ein neuer Besitzer gesucht. Das teilte der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Hans-Norbert Topp, am Mittwoch mit: „Um den eingeschlagenen Sanierungsweg weiter abzusichern, haben die Verantwortlichen nun einen Investorenprozess eingeleitet.“ Topp will so einen neuen Eigentümer für das gesamte Unternehmen finden, der DLW Flooring über das eingeleitete Sanierungsverfahren hinaus begleitet und in eine positive Zukunft führt. Der Satz lässt aufhorchen, denn erst vor etwas über zwei Jahren, im Juni 2015, war die insolvente DLW nach dem Ausstieg des US-amerikanischen Besitzers Armstrong von der niederländischen Fields Group übernommen worden.
„Wir hatten bereits kurz nach dem Sanierungsantrag erste Anfragen potenzieller Investoren. Das ist sehr positiv zu bewerten und zeigt, dass DLW Flooring einen guten Ruf im Markt hat“, erklärte Topp. Alle ernsthaft interessierten potenziellen Investoren sollen in den kommenden Wochen die Möglichkeit erhalten, Zahlen und Daten des Unternehmens zu prüfen, um dann ein entsprechendes Angebot zu erstellen und abzugeben. „Der Bieter mit dem besten Gesamtkonzept für alle Beteiligten wird dann den Zuschlag erhalten“, sagte Topp.
Dass sich die Fields Group zurückzieht, kommt unerwartet. Bei seinem Antrittsbesuch in Delmenhorst hatte Fields-Chef René van der Velden am 19. Juni 2015 betont, wie wichtig seinem Unternehmen ein nachhaltiges Engagement sei. Die Fields Group sei kein Investor, der marode Unternehmen aufkaufe, die Braut hübsch mache, um sie mit Gewinn weiterzuverscherbeln, erzählte er seinerzeit der Belegschaft. Van der Velden erklärte, dass sein Unternehmen in den vergangenen Jahren keine Dividende ausgeschüttet habe – stets seien die erzielten Gewinne komplett in die aufgekauften Firmen reinvestiert worden. Die Fields Group gehe bei ihren Invests stets von einem Engagement von fünf bis sieben Jahren aus, so viel Zeit werde es auch benötigen, um die DLW zu sanieren.
Offensichtlich fehlte nun aber die Geduld, weitere zwei- bis viereinhalb Jahre zu warten. Das Geld, das die DLW dringend benötigt hätte, um ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, wollte der Gesellschafter nach Informationen unserer Zeitung nicht mehr geben. Deswegen wurde, wie berichtet, am 10. Oktober der Antrag auf eine Insolvenz in Eigenverantwortung gestellt. Und zumindest dieses Verfahren liege derzeit „voll im Plan“, teilte Topp mit. „Unsere Umsatzerwartungen werden erfüllt.“ Der Geschäftsbetrieb laufe stabil, wichtige Kunden und Lieferanten arbeiteten demnach weiter mit DLW Flooring zusammen. „Eingehende Aufträge werden wie üblich bearbeitet und ausgeliefert“, sagte Topp, der vor sieben Monaten für die Umsetzung der Sanierung in die Geschäftsführung berufen wurde. Trotz positiver Signale machte der Vorstandsvorsitzende aber auch deutlich, dass der Sanierungsweg anspruchsvoll ist: „Das ist kein Selbstläufer. Es liegt noch eine Menge Arbeit vor uns.“ In der Eigenverwaltung wird er unterstützt von Rechtsanwalt und Sanierungsexperte Patric Naumann, Partner der Sozietät Wellensiek Rechtsanwälte.
Topp gilt als ein erfahrener Sanierungsmanager, der schon mehrere Unternehmen wieder auf Kurs gebracht hat. Allerdings bedeuten solche Erfolge bei in Schieflage gekommenen Firmen in der Regel auch, dass es nicht ohne Einschnitte bei der Belegschaft geht oder die Beschäftigten andere Konzessionen machen müssen. Das war auch schon vor zwei Jahren beim Kauf durch die Fields Group der Fall. Damals erklärten sich die Mitarbeiter bereit, zwei Jahre auf tarifliche Gehaltserhöhungen zu verzichten. Zudem wurde seit 2015 keine Jahresleistung, also kein Weihnachtsgeld, mehr gezahlt.
Die Stimmung im Werk trübt sich bei den noch 272 Mitarbeitern derzeit spürbar ein, sagt der Betriebsratsvorsitzende Frank Hejna im Gespräch mit dem WESER-KURIER. „Die Anspannung wächst von Tag zu Tag.“ Dabei sei die Insolvenz in Eigenverantwortung anfangs noch positiv begleitet worden. Doch die Nachricht, dass das Unternehmen erneut verkauft werden solle, lasse die Sorgen der Beschäftigten wachsen. Zumal ein wichtiger Auftraggeber für Bodenbeläge im Insolvenzverfahren wegfalle: „Wir kommen derzeit schlecht an öffentliche Ausschreibungen ran“, sagte Hejna. Unternehmen, bei denen unsicher ist, ob sie ihren Aufgaben nachkommen können, werden häufig nicht genommen. „Dabei sollte es doch gerade die öffentliche Hand sein, die dann hilft. Das Ganze ist schon frustrierend.“ Zumal bei einigen seiner Kollegen derzeit eine private Doppelbelastung hinzukomme. „Von vielen Mitarbeitern arbeitet die Frau im Krankenhaus.“ Und das durchläuft gerade auch eine Insolvenz in Eigenverwaltung. Der Ausgang dort: ungewiss. Genau wie derzeit bei der DLW Flooring.