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Fotolabor in Delmenhorst Filmentwicklungen haben weiterhin eine Nachfrage

Trotz Digitalisierung: Fotolabor "photo! Waßer" erfreut sich großer Nachfrage. Wie er das geschafft hat.
08.08.2024, 08:03 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Filmentwicklungen haben weiterhin eine Nachfrage
Von Gerwin Möller

Wer beim Gedanken an "photo! Waßer", die Schreibweise ist eine bewusste Anlehnung an die 1970er Jahre, an Bewerbungs- oder Passbilder denkt, macht sich ein falsches Bild. Auch in Zeiten des vermeintlichen Siegeszuges der Digitalfotografie ist das analoge Fotografieren nicht gänzlich aus der Mode gekommen. "Meine Kunden, die noch Filme zur Entwicklung bringen, sind entweder prinzipientreue Senioren oder ganz junge Leute", sagt Jürgen Waßer. Es gebe sogar einen wahren Retro-Boom, "da macht es den Menschen wieder Spaß, sich mit Blendenwerten und Verschlusszeiten zu befassen und den Zusammenhang zu erkennen". Dass ein Kleinbildfilm heute nicht unter zehn Euro zu bekommen ist, schränke seine Kunden offenbar nicht ein. Mit dem Einzug des digitalen Fotografierens sei ja auch eine Menge Spannung verloren gegangen, "frag mal einen, der analog fotografiert, ob du das Bild gleich mal ansehen kannst", scherzt Waßer.

Seit 27 Jahren ist der gelernte Einzelhandelskaufmann mit seinem Fotogeschäft beim Inkoop an der Bremer Straße vertreten. Der 61-Jährige schätzt den Standort vor allem wegen der verkehrlichen Erreichbarkeit an der "Bermuda-Kreuzung". Jürgen Waßer hat seinen Beruf von der Pike auf gelernt: Nach dem Besuch der Realschule hat der gebürtige Kölner 1984 Abitur nachgemacht. Seinen Wehrdienst absolvierte er in Nienburg an der Weser. "Damals lernte ich auch meine erste Frau kennen und blieb im Norden", sagt Waßer. Im Jahr 1988 hatte er eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann in Hannover abgeschlossen und war anschließend in den Außendienst einer Handelsvertretung der Fotobranche eingetreten. "Ich war damals für den gesamten Nordwesten Deutschlands zuständig und wollte möglichst in der Mitte wohnen, so kam ich auf Delmenhorst", sagt der Unternehmer.

Spezialisierung als Lösung

Er hat über die Jahrzehnte auch mit angesehen, wie viele Kollegen seiner Branche heute nicht mehr tätig sind. "Man musste sich einfach spezialisieren, um am Markt bestehen zu können." Waßer hat seine Spezialisierung in der Laborarbeit gefunden. Im Jahr 2016 stand er vor der Frage, noch einmal richtig viel zu investieren. Mit einem 640-DPI-Laserausbelichter auf Basis des Silberhalogenid-Verfahrens wagte er die Anschaffung. Und damit gelang ihm das Erreichen eines Alleinstellungsmerkmales im gesamten nordwestdeutschen Raum. Den nächsten Anbieter ähnlicher Leistungen finde man wohl erst in Hamburg.

Filme entwickelt Waßer in 24-Megapixel-Auflösung, Abzüge auf hochwertigem Fotopapier liefert er in dieser Qualität und Güte in Formaten von bis zu 30 Zentimetern. Als Vorlagen nimmt er digitale Datenträger, Colornegative, Schwarz-Weiß-Filme sowie Dias und Originalbilder an.Das schätzen bundesweit auch 62 seiner Kollegen an ihm, Waßer leistet für diesen Kundenkreis die Laborarbeiten. "Es kommen pro Jahr noch ein paar Tausend Filme zur Entwicklung", sagt er. Ohne diese Nische für sich gefunden zu haben, gäbe es sein Geschäft möglicherweise auch nicht mehr.

Fotofachgeschäft seit 1997

Sein Fotofachgeschäft eröffnete Waßer 1997 in einem der Ladengeschäfte des Inkoop an der Bremer Straße. 2004 erfolgte der Umzug ins Gebäude des Getränkemarktes, "ich benötigte eine größere Fläche, schon wegen des wachsenden Laborgeschäfts". Waßer beschäftigt nur eine Aushilfe und ist sich sicher, dass es Selbstständige wie ihn bald nicht mehr geben wird. "Wir, die Generation 'Babyboomer' bringen noch viel Arbeitszeit in unser Gewerbe ein", sagt Waßer, der politisch in der CDU engagiert ist – wäre er von anderer politischer Couleur, würde er es wohl mit dem Wort Selbstausbeutung beschreiben. Er denkt an viele Gewerbetreibende, Freiberufler, Einzelhändler und Handwerker in ähnlicher Situation. Die Gesellschaft verlasse sich auf die Einstellung dieser Menschen, die zwischen den 1950er und Mitte der 1960er Jahre geboren sind. Waßer denkt, dass es sehr bald, wenn diese Generation sich im Ruhestand befinde, zu großen Veränderungen kommen werde, er befürchtet dadurch auch, dass es zu einer Verödung der Innenstädte komme.

Zur Sache

Fotogeschäft seit 27 Jahren
"photo! Waßer" übernimmt Fotoarbeiten und verkauft auch Bilderahmen und Fotoalben. Geöffnet ist das Geschäft an der Bremer Straße 78 – 84, montags bis sonnabends von 9.30 bis 12.30 Uhr. Donnerstags ist von 10.30 bis 18.30 Uhr geöffnet. Informationen gibt es auch telefonisch unter der Rufnummer 04221/915818.

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