Immer mehr Babys werden im Josef-Hospital Delmenhorst (JHD) geboren. Seit Jahren steigen die Geburtenzahlen in dem Krankenhaus, für dieses Jahr rechnet Katharina Lüdemann, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, damit, dass die Rate sogar die 900er-Grenze überschreitet. "Bis Ende Juni hatten wir bereits 448 Geburten", erzählt sie. Und da im Juli und August immer tendenziell die meisten Kinder geboren werden, geht sie von noch mehr Geburten im zweiten Halbjahr aus. Im vergangenen Jahr lag die Geburtenrate bei 893 Kindern, 2016 noch bei 873. Die Tendenz ist weiter steigend, seit 2009 gab es keine rückläufigen Geburtenzahlen mehr. Seit die ehemalige Frauenklinik des St.-Josef-Stifts mit der Kinderklinik am Klinikum im Herbst 2015 zu einem Mutter-Kind-Zentrum zusammengelegt wurde, sind die Zahlen noch einmal ganz stark nach oben gegangen.
Denn dadurch gibt es dort auch die Möglichkeit, Risikogeburten ab der 32. Schwangerschaftswoche zu betreuen und eine anschließende Versorgung in der Kinderklinik zu gewährleisten. Lüdemann sieht vor allem den guten Ruf des Mutter-Kind-Zentrums als Grund für die steigenden Geburtenzahlen. "Wir haben eine Kaiserschnittsrate von nur 23 Prozent", sagt sie. Das sei mit Abstand eine der niedrigsten Raten in der Region. In Bremen liege diese etwa bei über 35 Prozent. Auch wenn es natürlich auch Fälle gibt, in denen man aus bestimmten Gründen nicht um einen Kaiserschnitt herum kommt. "Aber man kann oft durch Ruhe und eine gute Betreuung viel erreichen", sagt sie. Wie etwa bei einer Geburt am vergangenen Wochenende, als eine Frau, die nur Polnisch sprach, ihr Kind bekam. "Sie hatte so eine Angst und war so angespannt, dass sie nicht locker lassen konnte", erzählt Lüdemann. Dann trat eine polnische Hebamme ihren Dienst an und konnte die Frau in ihrer Muttersprache schließlich so beruhigen, dass die Geburt doch noch natürlich erfolgte.
"Wir haben hier ein sehr erfahrenes Team und viele Hebammen", erzählt Lüdemann. Das Personal in der Geburtshilfe wurde sogar trotz der Insolvenz der Klinik und diverser Entlassungen im Haus noch aufgestockt und neue Hebammen eingestellt. Eben, weil der Bedarf so groß ist.
"Die Delmenhorster kommen so gut wie alle zu uns", sagt Lüdemann. Aber auch Eltern aus Ganderkesee, Bremen oder dem Umland würden häufig ins JHD zur Geburt gehen. Auch aus dem Landkreis Diepholz würden viele Familien sich für eine Geburt in Delmenhorst entscheiden. Denn dort gibt es schon seit einigen Jahren keine Geburtshilfe mehr, einige der Hebammen, die zuvor in Bassum an der Klinik tätig waren, arbeiten inzwischen auch am JHD. "Die wohnen natürlich auch teils noch im Landkreis Diepholz", erzählt Lüdemann. Dadurch könnten sie dort insbesondere die Betreuung zu Hause gut übernehmen – auch einer der Gründe, warum sich viele Diepholzer für das Delmenhorster Krankenhaus entscheiden.
Dazu kommen diverse Frauen aus Bremen, die seit der Schließung der Entbindungsstation am Klinikum Mitte nur noch Links der Weser entbinden können. "Viele kommen hierher, die am Klinikum Links der Weser wieder abgeschoben wurden", berichtet Lüdemann. Oftmals würden auch Kinder direkt nach der Geburt von dort ins JHD verlegt werden. Ende 2019 soll am Klinikum Bremen Mitte ein neues Oberzentrum, in dem auch extrem Frühgeborene und Risikoschwangere versorgt werden können, an den Start gehen. Größere Auswirkungen auf die Geburtenrate am JHD befürchtet Lüdemann dadurch allerdings nicht. "Dafür soll Links der Weser dann geschlossen werden, es wird nur eine Verlagerung sein", sagt sie. Geplant ist, dass Mitte zum einzigen Standort für Gynäkologie und Geburtshilfe im städtischen Klinikverbund Gesundheit Nord wird, im Gegenzug soll die Gefäßchirurgie am Klinikum Links der Weser konzentriert werden.
Mehr Babys auch am Johanneum
Auch im Krankenhaus Johanneum in Wildeshausen werden immer mehr Kinder geboren. Bis Ende Juni lag die Zahl 2018 bei 272 Babys, etwa das gleiche Niveau wie im Vorjahr. Allerdings wurden bereits in der ersten Julihälfte 52 Jungen und Mädchen auf die Welt gebracht – mehr als sonst durchschnittlich in einem ganzen Monat, berichtet Johanneum-Sprecherin Ulrike Berg. "Somit ist auch für dieses Jahr, wie in den Jahren zuvor, mit einer steigenden Zahl an Geburten im Krankenhaus Wildeshausen zu rechnen." 2017 lag die Zahl der Geburten bei 570, 2016 bei 551 und 2015 bei 448. Eltern aus dem Landkreis Oldenburg, aber auch den umliegenden Landkreisen wie Diepholz und Vechta würden sich für die Geburtshilfe dort entscheiden.