Nachdem man an der Grundschule Bungerhof-Hasbergen bereits zum laufenden Schuljahr in den offenen Ganztagsbetrieb starten wollte und dies wegen organisatorischer und räumlicher Probleme aufgeschoben werden musste, laufen die Pläne für die Umsetzung im kommenden Schuljahr auf Hochtouren. Ab August sollen Schüler an dieser Delmenhorster Schule nachmittags an mehreren Wochentagen betreute Hausaufgaben- und Lernzeiten, sowie frei wählbare Themenangebote aus unterschiedlichen Bereichen wie Kreativität, Bewegung oder Digitalisierung wahrnehmen können. Dabei wird das Schulpersonal durch pädagogische Kräfte und externe Partner unterstützt – insbesondere die Volkshochschule Delmenhorst (VHS) wirkt dabei mit.
"Die Bundesgesetzgebung gibt vor, dass es ab Sommer 2026 einen Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung gibt", erklärt Jürgen Beckstette, Geschäftsführer der VHS, zum Hintergrund der Schulformänderung. Das erfordere bauliche Erweiterungen wie etwa mehr Räume und eine Mensa, finanzielle Mittel und zahlreiche Menschen, die die zusätzlichen Angebote umsetzen. Dazu stockt die Stadt Delmenhorst die Landesmittel für den Schulganztag erheblich auf. "Die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder steht im Mittelpunkt und profitiert vom Ganztagsangebot", sagt Beckstette. An der Grundschule Am Grünen Kamp unterstützt die VHS bereits den Schulganztag, so Bettina Herrmann, die diesen als Koordinatorin seitens der VHS mitorganisiert: "Wir bieten zum Beispiel kreatives Basteln passend zu den Jahreszeiten, Malen und Zeichnen sowie Handarbeitsarbeiten an."
Rund 15 Kinder pro Gruppe
In Bewegung bringen die Kinder in Bungerhof unter anderem der VFB Oldenburg und der SV Werder Bremen. Musikalische Förderung sollen die Schüler durch die Mitarbeiter der Musikschule Strings erhalten. Auch die Delmenhorster Jugendkunstschule beteiligt sich am Ganztagsangebot. Ab dem Februar 2024 will sich auch die Johanniter-Unfall-Hilfe einbringen und den Schülern Wissen vermitteln. "Wir werden schauen, wie wir die Angebote der Kooperationspartner auf die drei Tage pro Woche aufteilen", sagt Ganztagskoordinatorin Stefani Kaiser. Das Ziel ist, die Kurse mit Gruppengrößen von rund 15 Schülern, umzusetzen. "Durch die kleineren Gruppen entsteht aber auch mehr Personalbedarf", so Kaiser. Deshalb wird das Schulpersonal täglich von fünf VHS-Mitarbeitern, drei bis vier externen Kooperationspartnern und weiteren pädagogischen Kräften unterstützt.
Damit die Kinder künftig am Nachmittag verschiedenste Kurse besuchen können, wird aber nicht nur Personal, sondern auch Platz benötigt. Wie immer häufiger in Delmenhorst, sollen auch an der Schule an der Stedinger Straße Mobilbauten temporär aushelfen. Deshalb wird vor dem Schulgebäude ein Container platziert, in dem eine Mensa entsteht. Dort bekommen die Kinder gegen eine Gebühr eine warme Mahlzeit. Auf einer Weide hinter der Turnhalle stehen weitere sieben Mobilbauten. Fertig eingerichtet sind die Container allerdings noch nicht.
Rund 100 Kinder pro Tag
Schulschluss haben die Heranwachsenden derzeit um 13 Uhr. An manchen Tagen werden danach noch einstündige Arbeitsgemeinschaften angeboten. Zudem können Schüler kostenpflichtig in einem Hort betreut werden – die Plätze dafür sind aber begrenzt und die Wartelisten lang. Das offene Ganztagsangebot wird die Betreuung montags bis mittwochs bis 15.30 Uhr sicherstellen. Donnerstags und freitags ist weiterhin eine Hortbetreuung möglich. "Das Ganztagsangebot in Anspruch zu nehmen, steht allen frei und ist kostenlos", erklärt Konrektorin Sabine Halen. Das Interesse der Familien sei bisher groß. Die Schule rechnet derzeit mit rund 100 von insgesamt 310 Schülern pro Tag.
Die Zeit, die Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren im offenen Ganztag an der Schule verbringen, ist lang, sagt Schulleiterin Ilona Schütte: "Die Stundenanzahl entspricht einem Arbeitstag." Dabei müsse man bedenken, wie viel wichtige Lebens- und Lernzeit das für die Kinder ist. Umso wichtiger sei es, dass diese Zeit mit abwechslungsreichen Angeboten, genutzt wird. Auch die Chancengleichheit werde durch den Schulganztag gefördert. Denn manch ein Angebot, über das der Ganztag verfügen wird, könnten viele Eltern ihren Kindern privat nicht ermöglichen.