Der Pflege- und Personalnotstand im Gesundheitswesen ist groß. Allerorten werden händeringend Fachkräfte gesucht. Als sich der Hospizdienst Delmenhorst Anfang dieses Jahres auf die Suche nach personeller Unterstützung für sein zweiköpfiges Koordinatorenteam machte, wusste der Vereinsvorsitzende Jürgen Schurig, dass dieses Unterfangen nicht einfach wird. Doch der Delmenhorster Hospizdienst hatte Glück. "Nach Anlaufschwierigkeiten haben wir eine Koordinatorin gefunden, die zu uns passt und alles mitbringt, was man braucht", freut sich Schurig. Neben den beiden Koordinatorinnen Monika Eberhardt und Martina Meinken ist seit Anfang August Carolin Pleis als dritte hauptamtliche Kraft mit an Bord.
Die 30-jährige Ammerländerin passt laut Schurig perfekt ins Anforderungsprofil des Hospizdienstes Delmenhorst. Denn die gelernte Pflegefachkraft verfügt über reichlich Erfahrung in diesem Segment. So arbeitete Carolin Pleis viele Jahre im Laurentius-Hospiz in Falkenburg. Ihre berufliche Karriere in dieser Einrichtung begann sie 2015 in der Pflege, stieg jedoch rasch in Führungspositionen auf. 2016 übernahm sie zunächst die stellvertretende Pflegedienstleitung und 2017 die Pflegedienstleitung. Als sie 2020 aus der Elternzeit für ihr erstes Kind zurückkam, leitete die Ammerländerin für kurze Zeit das gesamte Hospiz. "Ich habe dann aber recht schnell mein zweites Kind bekommen", erzählt Pleis. Nach ihrer zweiten Elternzeit fand es die 30-Jährige an der Zeit, etwas Neues zu machen. "Ich wollte aber der Hospizarbeit verbunden bleiben", sagt sie. So kam für die zweifache Mutter die Stelle als Koordinatorin beim Hospizdienst in Delmenhorst wie gerufen.
Trotz Abstand erreichbar
Jeden Tag pendelt Carolin Pleis nun gut 45 Minuten von ihrem Wohnort im Ammerland nach Delmenhorst – und dann wieder zurück. "Ich mag das", sagt die 30-Jährige. Ihr persönlich tue die räumliche Entfernung gut. "Man baut im Auto einen professionellen Abstand auf", sagt sie. Die Fahrzeit weiß sie außerdem zu nutzen. So lässt sie sich gern von Hörbüchern berieseln – am liebsten Romane, aber oftmals auch etwas rund ums Thema Sterben. Trotz der Entfernung zu ihrem Arbeitsplatz betont Pleis: "Ich bin immer erreichbar."
Als eine von drei Koordinatorinnen des Hospizdienstes in Delmenhorst übernimmt Carolin Pleis den Erstkontakt zu Menschen, bei denen in der Familie oder im Umfeld jemand eine Palliativ-Diagnose bekommen hat. Zur Klärung von Anliegen geht sie in Pflegeeinrichtungen, ins Krankenhaus, aber auch nach Hause. "Wir schauen dann, wie wir mit unseren Ehrenamtlichen unterstützen können", sagt die 30-Jährige. Die Besuche daheim seien nicht immer ganz einfach. "Wenn eine junge Mutter oder ein junger Vater im Sterben liegt, macht das was mit einem", sagt Pleis. Dennoch liebt sie diese Arbeit: "Man bekommt mehr zurück, als man gibt." So nehme sie aus den Gesprächen für sich viel mit.
Die Basis der Arbeit
Neben einer palliativen und pflegerischen Beratung hilft Carolin Pleis den von einer Palliativ-Diagnose Betroffenen auch mit Informationen über weitere Hilfsangebote oder Organisationen weiter. Außerdem koordiniert sie die ehrenamtlichen Sterbe- und Trauerbegleiter, von denen es beim Delmenhorster Hospizdienst inzwischen gut 50 gibt. Denn am vergangenen Wochenende haben sechs Ehrenamtliche ihr Zertifikat über die Qualifizierung als Hospizbegleiterin entgegengenommen. "Wir sind aber immer auf der Suche nach noch weiteren Ehrenamtlichen", erklärt Vereinsvorsitzende Ilse Grüttner. Sei weiß genau: "Ohne unsere Ehrenamtlichen wären wir nichts. Sie sind die Basis unserer Arbeit."
Vor allem junge Ehrenamtliche sucht der Hospizdienst. Denn: "Sterben kennt keine Altersgrenze", erklärt Carolin Pleis. Aus ihrer Erfahrung im stationären Hospizdienst weiß die Ammerländerin, dass es für Betroffene gut ist, wenn sie "mit jemanden auf Augenhöhe sprechen" können. Auch würden junge Leute für frischen Wind sorgen, erklärt Koordinatorin Monika Eberhardt. Das habe sich ihr auch schon bei ihrer neuen Kollegin gezeigt. "Carolin bringt neue Ideen mit. Das ist erfrischend", sagt Eberhardt.