Bei der Umrundung des Hasportsees fällt es besonders auf: Zwar ist die rund 1,3 Kilometer messende Wanderstrecke mit ausreichend Abfallbehältern ausgestattet, und doch liegt weiter verstreut der Müll in der Landschaft. Spaziergängern bietet sich dort ein nicht seltenes, eher seltsam anmutendes Schauspiel. Auf den Sammelbehältern tummeln sich oft Krähen, die mit ihren Schnäbeln in den Inhalt eintauchen und nach verwertbaren Resten suchen. Was den intelligenten Rabenvögeln nur im Weg liegt, wird "aussortiert", Fressbares wird herausgestohlen. Nach solch einer Durchsuchung bleibt eine Art Schlachtfeld zurück. Ein Zivilisationsproblem, die Krähen sind als Kulturfolger längst in die Siedlungsbereiche des Menschen eingewandert und machen sich dessen Hinterlassenschaften gerne zu eigen. "In anderen Städten gibt es Abfallbehälter, die mit einer Klappe vor Krähen gesichert sind", sagte Norbert Boese. Delmenhorsts ehemaliger Oberstadtdirektor nutzt die Runde am Hasportsee regelmäßig für den Gang mit seinem Hund. In seinem SPD-Ortsverein hat sich Boese dafür starkgemacht, dass das Thema auf die Tagesordnung politischer Gremienberatung gesetzt wurde. Zuletzt verabschiedete der Stadtrat eine Forderung nach einer Aufrüstung von Abfallbehältern im Stadtgebiet: "Die Mülleimer im Stadtgebiet sollen künftig durch krähensichere Modelle ausgetauscht werden. Hierzu ist die Situation am Hasportsee besonders hervorzuheben und prioritär zu behandeln", so der Beschluss.
Aus dem Fachbereich Planen, Bauen, Umweltschutz, Landwirtschaft und Verkehr kam übrigens, dass die Stadt in den städtischen Grünanlagen insgesamt 842 Abfallkörbe unterhält. "Diese werden wöchentlich geleert", heißt es aus dem Fachdienst Stadtgrün und Naturschutz. Eine Notwendigkeit für sämtliche Abfallbehälter einen krähensicheren Austausch vorzunehmen, wird dort nicht gesehen, "hier wäre im Einzelfall beziehungsweise in Grünanlagen differenziert vorzugehen", so hat man es in die Verwaltungsvorlage für den SPD-Ratsantrag geschrieben. Die Abfallmenge aus den 842 Behältern beträgt rund 48.000 Kilogramm Müll pro Jahr. "Bitte", so rief es Ratsherr Peter Stemmler in der letzten Ratssitzung der Wahlperiode und gleichzeitig seiner allerletzten als UAD-Mitglied in das Plenum: "Lösen Sie das Müllproblem in der Graft." Es hatte im Rat schon so manche gleichlautende Initiative gegeben.
In der genannten Ratssitzung gab es noch eine weitere Mülldebatte: Die Freien Wähler hatten beantragt, jedem Delmenhorster, der Interesse daran hat, die Stadt sauber zu halten, einen Wettbewerb anzubieten. Freiwillige werden mit einer Abfallzange, als Leihgabe und einem Müllsack ausgestattet. Die Beteiligten hätten dann 14 Tage Zeit, bei Spaziergängen, Wanderungen oder Gassigängen mit dem Hund, herumliegenden Müll einzusammeln. Wird nach 14 Tagen ein voller Sack mit Müll abgegeben, erhält jeder Teilnehmer eine Urkunde von der Stadt als „Delmenhorster Umweltheld“. Der grüne Ratsherr Uwe Dähne nutzte die Debatte für die Nachfrage, ob die mit drei Mitarbeitern ausgestattete City-Streife eigentlich im Urlaub sei, man sähe die Aufpasser gar nicht mehr. Sein Fraktionskollege Harald Schneewind lehnte den Antrag der Freien Wähler ab, der Aufwand dafür sei ihm zu groß. Der Fraktionschef der Freien Wähler, Thomas Kuhnke plädierte für seinen Antrag, es sei dekadent, diesen wegen zu hohen Aufwandes ablehnen zu wollen. Und das Projekt in seinen Augen auch nicht zu klein. Für jedes Stück Müll, das eingesammelt werde, lohne sich der Aufwand, man sollte dem Antrag folgen und zunächst 500 Müllbeutel bereitstellen. Der Antrag fand im Stadtrat keine Mehrheit.
Gegen eine Verschmutzung von Grünanlagen und anderen Plätzen durch Hundekot gibt es übrigens eine neue Aktivität der Stadtverwaltung: Es wurden gerade drei neue Belloo-Boxen aufgestellt. Über einen Zeitraum von zwei Monaten hatten alle Delmenhorster die Möglichkeit, dem städtischen Fachdienst Umwelt einen Wunschstandort für solche Boxen zu nennen. Aus den jetzt insgesamt 35 Belloo-Boxen können Hundebesitzer bequem und kostenlos Hundekottüten entnehmen, um die Hinterlassenschaft ihres Vierbeiners aufzunehmen und in den nächsten Papierkorb zu werfen.
An der Aktion für neue Belloo-Boxen haben sich insgesamt 115 Bürger beteiligt. Am häufigsten wurden neue Standorte für Hundekottüten an der Lethestraße, am Neuenbrücker Weg und am Heidkruger Damm gewünscht. "Die Belloo-Boxen sind bereits aufgebaut und einsatzbereit", erklärte Stadtsprecher Timo Frers. Eine Stadtkarte mit der Übersicht aller Standorte sei auf der städtischen Internetseite unter www.delmenhorst.de/belloo-boxen zu finden.