Die Zeit der großen Flüchtlingszuzüge ist inzwischen vorbei, aber immer noch kommen Menschen aus anderen Ländern nach Delmenhorst, um dort ein neues Zuhause zu finden. „Der Zuzug ist auch weiterhin sehr hoch“, erzählt Lutz Gottwald von der Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe bei der Stadt Delmenhorst. Nach dem Zuzugsstopp Ende 2017 kämen zwar nur noch wenige Flüchtlinge, zumeist Familiennachzügler, nach Delmenhorst. Aber insbesondere die Zuwanderung von EU-Bürgern sei weiterhin ungebrochen. „Vor allem Bulgaren und Rumänen kommen in großer Zahl zu uns“, berichtet er. Wobei auch viele von ihnen irgendwann wieder gehen würden. „Die Fluktuation ist da sehr hoch.“
Rund 16 Prozent der Delmenhorster Einwohner waren im vergangenen Jahr ausländische Staatsangehörige, 664 Menschen mehr als noch 2017, wie aus dem Bericht zur Bevölkerungsentwicklung der Stadt hervorgeht. Klar ist in jedem Fall: Der Bedarf an Integrationsarbeit ist nach wie vor sehr groß. Denn auch wenn diejenigen, die vor zwei Jahren nach Delmenhorst kamen, inzwischen hier beheimatet sind und ein Dach über dem Kopf haben, sind sie nicht unbedingt auch schon angekommen. „Die Integration fängt jetzt erst wirklich an“, sagt Gottwald, der sich freut, dass auch die Bereitschaft von Ehrenamtlichen, sich für die Integration einzusetzen, nach wie vor hoch ist. „Was in dieser Größenordnung hier geleistet wird, ist schon ein Aushängeschild für die Stadt“, findet er.
Neben der städtischen Koordinierungsstelle sind es vor allem vier weitere Institutionen, die sich im großen Stil um die Koordinierung von Ehrenamtlichen in der Integrationshilfe kümmern. Sie alle haben dabei ganz unterschiedliche Schwerpunkte, sodass sie sich gegenseitig keine Konkurrenz machen, sondern eher die Angebote gegenseitig ergänzen. Neu mit dabei ist der Sozialdienst Muslimischer Frauen (SMF), der im Juni 2018 eine eigene Ortsgruppe für Delmenhorst gründete. Er bildet Ehrenamtliche zu Paten aus, die sozial benachteiligten Familien helfen, im Alltag zurecht zu kommen. Etwa 100 Paten gibt es bereits. „Das Angebot richtet sich nicht nur an Muslime, sondern ist überkonfessionell“, betont Hatice Kocak vom Verein. In Gesprächskreisen werden Themen wie Mediensucht, Mobbing oder auch Kindererziehung thematisiert.
Rund 145 Ehrenamtliche betreut das Diakonische Werk in Delmenhorst, die Helfer sind zwischen 17 und 81 Jahren alt und kommen aus 16 unterschiedlichen Nationen. „Inzwischen gibt es auch viele Ehrenamtliche, die vorher selbst Hilfe in Anspruch genommen haben und jetzt etwas wiedergeben wollen“, erzählt Anette Melerski von der Ehrenamtskoordination der Diakonie. Insbesondere in den Nachbarschaftsbüros, die Diakonie und Awo betreiben, sind viele der Ehrenamtlichen tätig, bieten Sprachtreffs an oder begleiten das Internationale Trauercafé im Wollepark.
In den Schulen aktiv ist vor allem die Delmenhorster Bürgerstiftung sowie deren Freiwilligenagentur. Rund 200 Ehrenamtliche betreuen an den Schulen gut 500 Kinder und Jugendliche, die Defizite in der Sprache, aber auch in der Mathematik oder im Umgang mit Computern haben. Seit Neuestem begleiten auch zwei Ehrenamtliche Schüler der Berufsbildenden Schulen II, die Startschwierigkeiten in ihrer Ausbildung haben. „Das läuft bisher sehr gut“, berichtet Jürgen Schulz, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung.
Feste Institution bei der Integrationsarbeit ist natürlich auch das Integrationslotsenteam, das sich bereits 2010 in der Stadt gegründet hat. Neben Sprachkursen gibt es dort auch ein Beratungsangebot für Neuankömmlinge. Dafür gibt es inzwischen ein eigenes Büro, Am Stadtwall 10. In acht unterschiedlichen Sprachen wird den Menschen dort geholfen, am besten so, dass sie irgendwann alleine zurecht kommen. „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist da das Stichwort, wie Vahap Aladag, Vorsitzender des Vereins, erklärt.