Das Katasteramt in Delmenhorst soll geschlossen und mit dem Standort in Wildeshausen zusammengelegt werden. Diese unerwartete Nachricht erreichte am Dienstagabend den Fachausschuss Planung, Bauen und Verkehr. Der Hinweis war in der Einwohnerfragestunde gegeben worden. "Das steht zur Diskussion", bestätigte am Tag darauf Holger Seifert, stellvertretender Leiter der zuständigen Regionaldirektion Oldenburg-Cloppenburg des Landesamts für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen (LGLN), auf Nachfrage unserer Redaktion.
In Stein gemeißelt sei die Schließung derzeit aber nicht. Noch stehe dies lediglich in einem Arbeitspapier, das eine Projektgruppe von Fachleuten aus dem Katasterbereich über einen Zeitraum von einem halben Jahr erstellt hat. "Es ist vor drei Wochen herausgekommen", sagte Seifert. Nun gehe dieses Papier in den "politischen Raum", wie er es nennt. Da das Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen – und somit auch die Katasterämter – im Innenministerium angesiedelt ist, müsse dieses entscheiden, was aus dem Papier gemacht wird. Danach gehe es in die Beratungen des Landtages. Denn für eine abschließende Entscheidung sei dieser zuständig. Holger Seifert schätzt, dass dies erst nächsten Jahr passieren wird.
Hintergrund der möglichen Schließung
Zum Hintergrund der möglichen Schließung des Delmenhorster Standortes verweist der stellvertretende Leiter der zuständigen Regionaldirektion auf den Rechnungshof, der auch die Katasterämter prüft. Mehrfach habe dieser bereits darauf hingewiesen, dass das Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen, das derzeit in neun Regionaldirektionen unterteilt ist, seine Struktur über die Jahre und Jahrzehnte hinweg geändert hat, nichts aber an der Anzahl der Standorte. "An den Standorten hat sich seit den 1970er-Jahren nur marginal etwas geändert", erklärte Seifert. Zurzeit gebe es in Niedersachsen 53 Katasterämter in der Fläche. Einer davon ist in Delmenhorst. "Ein relativ kleiner Standort", wie Seifert anmerkte.
Auch wenn es immer heiße, dass Deutschland in puncto Digitalisierung hinterherhinke, so sei dies beim Katasteramt nicht der Fall. "Wir haben immer mehr digitalisiert", betonte Seifert. Für die Kunden bedeutet dies, dass sie für vieles nicht mehr auf die Dienststelle kommen müssen, weil es auch online abgerufen werden kann. Dadurch habe Personal reduziert werden können. "Doch die Gebäude sind geblieben und Büros sind frei", erläuterte Seifert. Diese Situation habe sich durch die Corona-Pandemie aufgrund neuer Arbeitszeitmodelle – Stichwort: Telearbeit und mobiles Arbeiten – noch einmal verschärft. "Wir haben zu viele Gebäude", so Seifert.
Gerade für kleinere Standorte stelle sich deshalb die Frage, ob sich an diesen noch wirtschaftlich arbeiten lässt. "Die Kollegen arbeiten gut", betonte Seifert. Aber es seien eben nur wenige. Deshalb sei die Projektgruppe damit beauftragt worden, zu untersuchen, welche Standorte sich schließen lassen. 13 bis 14 Standorte – von dieser Anzahl hatte der Rechnungshof in seinem Bericht geschrieben.
Keine Entlassungen
Die Schließung von Standorten ist unterdessen nicht mit Entlassungen verbunden. "Keiner wird entlassen", betonte Holger Seifert. Auch wenn ein Mitarbeiter in den Ruhestand geht, werde dessen Stelle nicht eingespart. Es gehe lediglich um die Gebäude, die nicht mehr gebraucht werden.
Wird der Standort in Delmenhorst, wie in dem Arbeitspapier vorgeschlagen, aufgegeben, dann werde dieser mit dem in Wildeshausen zusammengelegt. Für Kunden, die doch einmal persönlich zum Katasteramt müssen, bedeutet dies, dass sie dafür dann in das rund 24 Kilometer entfernte Amt nach Wildeshausen fahren müssen. Oft komme dies aber nicht vor. "Das ist kein Tagesgeschäft", so Seifert. Außerdem versprach er: "Die Aufgaben werden weiter erledigt, aber nicht mehr am Standort in Delmenhorst."