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Mehr Sicherheit im Wasser Delmenhorster gründet eigene Schwimmschule

Wer in Delmenhorst für sein Kind einen Schwimmkurs sucht, muss sich gedulden. Die Wartelisten sind lang. Maximilian Lux will das ändern. In seiner Eisbär-Schwimmschule setzt er bewusst auf das Windhundprinzip.
11.01.2024, 17:01 Uhr
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Delmenhorster gründet eigene Schwimmschule
Von Kerstin Bendix-Karsten

"Schwimmen ist ein Kulturgut" – davon ist Maximilian Lux überzeugt. Für den 22-jährigen Delmenhorster, der selbst jahrelang Leistungsschwimmer war, hat das Schwimmen einen höheren Stellenwert als Fußball. Denn: "Wenn man es nicht kann, ist man mit dem Tod konfrontiert", betont Lux. Angesichts dieser Tatsache findet es der Pressewart des Delmenhorster Schwimmvereins umso bedauerlicher, dass viele Kinder jahrelang warten müssen, bis sie einen Platz in einem Schwimmlernkurs bekommen. Von drei bis vier Jahre spricht Lux. So voll seien die Wartelisten. "Es ist mühsam. Nur schwer kommt man an einen Kurs ran", weiß der 22-Jährige. Um etwas dagegen zu unternehmen, hat er Anfang dieses Jahres seine eigene Schwimmschule namens "Eisbär" gegründet. Zum Start bietet er gemeinsam mit seinem Trainerteam ab Sonntag, 21. Januar, vier Schwimmlernkurse für Kinder ab fünf Jahren an. Derzeit sind noch Plätze frei. 

Wer einen der Plätze buchen will, muss schnell sein. Denn die Platzvergabe erfolgt nach dem Windhundprinzip. "Jeder hat die gleiche Chance", so Maximilian Lux. Auf eine Warteliste verzichtet er bewusst: Denn diese würden Kindern nicht gerecht. Wie der 22-Jährige berichtet, werden die Kinder, die in Schwimmlernkurse kommen, immer älter: "Zehn Jahren und aufwärts sind der Normalfall geworden." Zur Untermauerung dieser Aussage verweist Lux auf eine DLRG-Statistik aus dem vergangenen Jahr, laut der nur vier von zehn Zehnjährigen schwimmen können. "Das ist ein Armutszeugnis für Deutschland", findet Lux. In seiner Schwimmschule versucht er, diese Entwicklung aufzubrechen. 

In Gedenken an den Großvater 

Die Idee zur Schwimmschule kam Maximilian Lux im Herbst vergangenen Jahres. Zunächst sei es nur eine Spinnerei gewesen. In Gesprächen mit Freunden und Verwandten sei der Gedanke dann immer weiter gereift. "Alle haben mich bestärkt", erzählt Lux. Auch sein Großvater, zu dem der 22-Jährige ein enges Verhältnis hatte, fand die Idee gut. Den letzten Ruck gab ihm schließlich ein trauriges Ereignis. Lux' Großvater starb am 4. Januar. "Die Schwimmschule war das letzte, über das wir gesprochen haben", sagt der 22-Jährige. Diese Tatsache sei schließlich der Auslöser gewesen, die Idee in die Tat umzusetzen. "Wenn nicht jetzt, wann dann", so Lux. In der Nacht vom 4. auf den 5. Januar stellte er gegen 2 Uhr die Webseite zu seiner Schwimmschule online. 

Reichlich Erfahrung mit Kinderschwimmen bringt der 22-Jährige mit. Bereits als Zehnjähriger übernahm er beim damaligen SC Delmenhorst, als dieser während des Neubaus der Grafttherme nach Huchting ausweichen musste, das Aufwärmprogramm der jüngsten Kinder in der Wassergewöhnung. "Als ich damals gefragt wurde, ob ich das machen möchte, war das eine Ehre für mich", erinnert sich Lux. Danach blieb er dabei. "Mich hat die Motivation gepackt, vielen Kindern in Delmenhorst und Umgebung das Schwimmen beizubringen", so Lux. Als ehemaliger Leistungsschwimmer sei für ihn von Anfang an klar gewesen, sich im Verein auch als Helfer und Trainer zu engagieren. 2016 und 2017 besuchte Lux erste Schulungen zum Kinderschwimmen. 2019 machte er seine Trainer-C-Lizenz im Leistungssport, die er im vergangenen Jahr auffrischte. "Im Laufe der Zeit habe ich sicher schon 200 bis 300 Abzeichen abgenommen", so Lux.

Arbeit mit Angstkindern

Neben den erlernten Fertigkeiten bringt Maximilian Lux für die Arbeit mit Kindern im Becken aber noch eine andere, wertvolle Voraussetzung mit: Verständnis dafür, wenn eines von ihnen Angst vor dem Wasser hat. "Ich war selbst ein Angstkind", verrät der 22-Jährige. Als er 2006 als Fünfjähriger schwimmen lernte, musste sein Vater die ganze Zeit neben dem Beckenrand herlaufen. "Ich weiß also, was es bedeutet, Angst zu haben", sagt Lux. Dieses Wissen lasse ihn ganz anders mit Kindern umgehen, als so manch anderer Schwimmlehrer, verspricht er. 

Das Seepferdchen zu erlangen, ist das Ziel in allen vier Schwimmlernkursen, die die Eisbär-Schwimmschule ab 21. Januar anbietet. Den Schlüssel zu diesem Erfolg sieht Maximilian Lux im Betreuungsschlüssel. Er weiß: "Je mehr Trainer sich im Wasser um die Kinder kümmern, desto besser ist der Lernerfolg." Deshalb ist der 22-Jährige froh, für seine Schwimmschule bereits zum Start ein Helferteam von zwölf Leuten an Bord zu haben. "Wir werden immer zu fünft im Wasser sein", sagt der 22-Jährige. Das bedeutet, jeder Trainer kümmert sich um zwei Kinder.

Eltern bleiben draußen

Die Eltern haben am Beckenrand hingegen nichts zu suchen. Lediglich beim ersten Kurstag dürfen sie zusehen, um sich mit den Trainern und dem Konzept vertraut zu machen. "Danach ist der Kurs ohne Eltern. Ansonsten haben wir zehn Trainer draußen sitzen", erklärt Maximilian Lux. Eine Garantie, dass jedes Kind am Ende des Kurses das Seepferdchen schafft, gibt der Schwimmschulgründer nicht. Dieses Abzeichen vergeben er und sein Team nur, wenn das Schwimmen der Kinder auch tatsächlich "vernünftig" aussieht. Denn wenn später einmal etwas passiert, würde sich der 22-Jährige Vorwürfe machen: "Es hat schon seinen Grund, warum die Vorgaben für das Seepferdchen so sind, wie sie sind." Für ihn steht zudem fest: "Schwimmen ist wie Fahrradfahren. Wenn man es einmal vernünftig gelernt hat, hat man das Handwerk für weiterführende Kurse."

Dass Maximilian Lux mit seiner Eisbär-Schwimmschule das Problem der langen Wartelisten für Schwimmlernkurse mit sofortiger Wirkung egalisiert, darüber macht er sich keine Illusion. Sein Ziel ist es, möglichst vielen Kindern das Schwimmen beizubringen und damit für "mehr Sicherheit im Wasser" zu sorgen. Für seine Schule selbst wünscht er sich, sich mittelfristig in Delmenhorst und der Metropolregion Bremen als Anbieter zu etablieren. 

Zur Sache

Vier Schwimmlernkurse

Die Eisbär-Schwimmschule setzt auf ein Blocksystem. In zehn Einheiten a 45 Minuten sollen die Kinder ab einem Alter von fünf Jahren Stück für Stück das sichere Schwimmen im warmen Wasser der Grafttherme erlernen. Das Ziel ist es, möglichst allen Kindern das Seepferdchen-Abzeichen abzunehmen oder zumindest näherzubringen. Die Teilnahme an dem Kurs kostet 200 Euro. "Das ist eine Menge Geld", weiß Schwimmschulinhaber Maximilian Lux. Der Preis sei nicht aus "Geldgier" entstanden, sondern ergebe sich aus den Kosten, wie etwa für die notwendigen Versicherungen, die Anmeldung der Trainer als Minijobber und die Gebühr für die Nutzung des Kursbeckens in der Grafttherme. Anmeldung für die Schwimmkurse werden online unter www.eisbaer-schwimmschule.com entgegengenommen.  

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