Wenn man Speisen oder Getränke zum Mitnehmen bestellt, verursacht man damit auch Verpackungsmüll. Egal ob Kaffee, Milchshake, Pizza, Salat oder Suppe – in den meisten Fällen werden die Lebensmittel in Einwegverpackungen verkauft. Das soll sich nun ändern: Ab 1. Januar müssen Gastronomen neben Einwegverpackungen auch wiederverwendbare Behälter für Gerichte zum Mitnehmen anbieten.
Ab 2023 werden Caterer, Lieferdienste und Restaurants verpflichtet, auch Mehrwegbehälter als Alternative zu Einweggeschirr für Essen und Getränke zum Mitnehmen und Bestellen anzubieten, informiert der Deutsche Hotel und Gaststättenverband (Dehoga): "Eine Ausnahme soll es für kleine Betriebe geben – etwa Imbissbuden – mit maximal fünf Beschäftigten und maximal 80 Quadratmetern Verkaufsfläche." Denn diese sollen ihrer Kundschaft Speisen und Getränke auch in selbst mitgebrachte Behälter abfüllen können. Auf diese Möglichkeit sollen sie ihre Kundschaft deutlich hinweisen.
Kritik an Ausnahmeregelung
"Die Regeln sollten für alle einheitlich sein, egal ob für kleine oder große Betriebe", sagt Jens Thomsen, der den Gastronomiebetrieb Hotel-Restaurant Thomsen mit seinen Brüdern Uwe und Olaf leitet. Er habe vor Kurzem einige Probepackungen bestellt, die er künftig seinen Kunden als Mehrwegalternative anbietet. In seinem Hotel-Restaurant verkauft er mal zehn Essen am Tag für unterwegs, mal 50. Das wisse man vorher nie, so Thomsen: "Viele Gäste sind Stammkunden, die regelmäßig vorbeikommen." Es gebe aber auch einige, die am Restaurant vorbeifahren, das draußen aufgestellte Schild vom Mittagstisch lesen und sich dann spontan eine Mahlzeit herausholen.
"Ungefähr zehn Prozent unserer Kunden, die Essen zum Mitnehmen bestellen, bringen eigenes Geschirr mit", sagt Thomsen. Dass nun Mehrwegbehälter als Alternative angeboten werden müssen, sei ein Mehraufwand. In Blick auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit aber angebracht. In der Umsetzung vermutet der Gastronom aber ein Problem: "Die meisten Behältnisse sind hell. Wenn diese gereinigt werden, sind sie hygienisch zwar sauber, aber werden schnell abgenutzt aussehen." Das hänge insbesondere von den Speisen ab, die hineingefüllt werden. Denn beispielsweise eine Tomatensoße hinterlässt einen Farbschleier auf dem Material – egal wie intensiv man dieses wasche. "Das finden manche Kunden sicherlich nicht so appetitlich", so Thomsen. Wie für die Gefäße ein Pfandgeld erhoben werden kann, werde noch überlegt.
Dass die Behältnisse schnell abgenutzt aussehen und dass Kunden das stört, vermutet auch Matay Özcan. Er leitet seit November das Restaurant "Markteins" am Rathausplatz. "Wir bieten an, dass Menschen ihre eigenen Behälter befüllen können", sagt Özcan. Das werde schon länger angeboten und für die Mitnahme von Getränken gerne genutzt. Wie genau das Mehrweggeschirr als Alternative in dem Lokal umgesetzt wird, überlege er noch: Jeder muss einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten." Insgesamt würden wenig Kunden ihre Mahlzeiten für außer Haus bestellen.
Pfandsystem bei Schnellrestaurant
Die Schnellrestaurant-Kette McDonalds verkauft hingegen viel To-Go. Bis Ende Dezember dieses Jahres sollen in allen Filialen in Deutschland für Getränke und Eis wiederverwendbare Verpackungen für den Vor-Ort- und den Außer-Haus-Verzehr als Alternative zu den Einwegverpackungen angeboten werden. Wie das Unternehmen auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt, gibt es dafür ein eigenes Mehrwegsystem: "Um den Rücklauf der Mehrwegverpackungen sicherzustellen, sind sie mit je zwei Euro Pfand belegt, die unsere Gäste bei Rückgabe der Behältnisse in unseren Restaurants wieder erhalten." Die Mehrwegverpackungen wurden in einer über einjährigen Testphase geprüft und angepasst.
Für die Umwelt investieren
Für einige Gastronomen kann es allerdings schwierig werden, den Vorgaben nachzukommen, sagt Rainer Balke, Hauptgeschäftsführer des Dehoga Niedersachsen: "Deshalb gibt es die entlastenden Regeln für kleinere Unternehmen." Dennoch werde die Umsetzung für viele Gastronomen anspruchsvoll. Seiner Meinung nach müsse man aber auch bereit sein, für die Umwelt zu investieren. "Der Gesetzgeber muss auf die Flut von Einwegverpackungen reagieren", so Balke. Gerade weil immer mehr Menschen, insbesondere seit der Pandemie, Speisen und Getränke für unterwegs oder zu Hause bestellen. Insgesamt muss man abwarten und schauen, wie es läuft, sagt der Hauptgeschäftsführer: "Ich kann mir vorstellen, dass einige Kunden gerne diese umweltfreundlichere Alternative annehmen."