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Anpassung an Höger-Bau Delme-Klinikum-Delmenhorst erwartet Baukostensteigerung um 30 Prozent

Im Dezember gab es Lieferengpässe für den Neubau des Delme-Klinikums. Ab Montag kann weiter gebaut werden. Entschieden wurde jetzt auch über die gestalterische Anpassung der Fassade an den Höger-Bau.
18.01.2024, 18:00 Uhr
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Delme-Klinikum-Delmenhorst erwartet Baukostensteigerung um 30 Prozent
Von Gerwin Möller

Bei den für den Neubau des Delme-Klinikums zu erwartenden Baukostensteigerungen rechnet Klinik-Geschäftsführer Josef Jürgens mit einer Summe, "die sich im kalkulierten Korridor" bewegen werde. Er geht von einer Verteuerung um rund 30 Prozent bei den reinen Baugewerken aus. Für die technische Ausstattung sei eine Erwartung für Mehrausgaben aber noch unkalkulierbar. 70 Millionen Euro sind für den Klinikneubau an der Wildeshauser Straße schon geflossen, sie wurden je zur Hälfte von Land und Bund getragen. Weitere 80 Millionen habe wiederum das Land zugesagt. Jürgens geht davon aus, dass über die Förderlücke zu 180 Millionen Euro noch verhandelt werde, für Mitte Februar hat Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) einen Besuch in Delmenhorst angekündigt.

Zurzeit wird witterungsbedingt nur eingeschränkt am Bau weitergearbeitet, im Untergeschoss wird gerade das Innenmauerwerk erstellt. Um das Gebäude herum werden in erster Linie Regenwasser- und Schmutzwasserleitungen verlegt. Im Bereich der Betonarbeiten wird aktuell ein Rückbau von Wand- und Fundamentschalungen vorgenommen. Jürgens berichtete bei einem Lokaltermin an diesem Donnerstag, dass es im Dezember zu Bauverzögerungen aufgrund eines Lieferengpasses für die Stahlträger gekommen war.

Ab Montag kann weitergearbeitet werden

Für den kommenden Montag kündigte Jürgens jetzt die Fortsetzung der Bauarbeiten an. Ab 22. Januar würde dann schon mit der Montage von Fenstern begonnen werden können. Ab Ende Mai würde auch schon an den haustechnischen Ausbaugewerken gearbeitet werden. Den für die Fertigstellung des Rohbaus angepeilten Termin in diesem August werde man einhalten können, ist sich Jürgens sicher. Mit der Gesamtfertigstellung des Klinikneubaus könne weiterhin bis Ende 2026 gerechnet werden. Die Eröffnung des neuen DKD werde zeitlich übrigens mit der geplanten Schließung des Krankenhauses Links der Weser in Bremen-Kattenturm zusammenfallen.

Der Neubau mit seiner Nutzfläche von rund 37.500 Quadratmetern schafft Raum für 290 Planbetten und wird mit sechs OP-Sälen, Intensivstation plus Vorstufe, zentraler Notaufnahme, Radiologie, Funktionsdiagnostik, Endoskopie, Herzkatheterlabor, Geburtshilfe/Gynäkologie, Urologie, Geriatrie, Kinder- und Jugendkrankenpflege, Neonatologie und Allgemeinpflege ausgestattet sein. Künftig wird das DKD auch einen Versorgungsauftrag für Herzinfarkte und Schlaganfälle bekommen. Bisher wurden solche Patienten noch nach Oldenburg oder Bremen verlegt. Dann werde das DKD nicht nur das modernste Krankenhaus der Region sein – für Jürgens ist es dann auch der schönste Krankenhausbau. Denn: An diesem Donnerstag wurde eine Mustergestaltung für die künftige Fassade des Neubaus präsentiert.

Gestalterische Anlehnung an den Höger-Bau

Als Auflage des Denkmalschutzes sei eine enge gestalterische Anlehnung an den benachbarten Altbau des Krankenhauses zu beachten. "Tatsächlich wurde dies in diesem Fall sehr eng ausgelegt", sagt Architekt Peter Schipkowski. Für die Verblendung der ersten beiden Geschosse hatten die Denkmalschützer auf exakt die gleiche Farbgebung, wie die am Altbau, bestanden. Die beiden darüberliegenden Geschosse dürfen in helleren Farben verklinkert werden. Auf einer Fläche von zwei mal sechs Metern wurde jetzt eine Musterfassade an der Gebäuderückseite angebracht. "Der helle Farbton soll noch ein wenig heller ausfallen, als es jetzt demonstriert wird", sagte Schipkowski. Der dunkelrote Ziegel ist bereits verbindlich ausgewählt. "In den 1920er-Jahren war vom Architekten Fritz Höger ein günstiger Grobstein zur Verblendung des Krankenhauses ausgesucht worden", so Schipkowski. Der sei damals als dritte Wahl gehandelt worden. Heute sei genau diese Materialvariante aber die teuerste Variante, "ein Glattstein sei industriell günstiger herzustellen". Die Ziegelsteine wurden im Vintage-Stil neu gebrannt und werden Stein-für-Stein gemauert.

Während der DKD-Neubau in die Höhe wächst, wird schon über die Nachnutzung des Altbaus nachgedacht. Der denkmalgeschützte Höger-Bau versprüht nicht nur den Charme der 1920-er Jahre, das leer geräumte Krankenhaus wird auch ein Fall von Totalsanierung sein. Um am Standort neben der modernen Klinik eine Art Campus, ein Cluster-Gewerbegebiet für die Gesundheitsbranche, zu begründen, sollen Nutzungskonzepte, für die Fördergelder und Investoren mobilisiert werden sollen, möglichst früh in die Diskussion kommen, so ein Antrag der SPD-Fraktion im Stadtrat.

Zur Sache

Berühmter Architekt

Neben dem Reformarchitekten Heinz Stoffregen, der für den Bau des Rathausensembles und viele Wohn- und Geschäftshäuser in Delmenhorst verantwortlich zeichnet, hat auch der Architekt und Baumeister Fritz Höger (1877–1949) in Delmenhorst gewirkt. Der führende Vertreter des norddeutschen Backsteinexpressionismus hat hier auch die Friedhofskapelle Bungerhof entworfen. Berühmt geworden ist er durch Bauten, wie das Chilehaus in Hamburg oder das Anzeiger-Hochhaus in Hannover. Kurzfristig hatte er einen Lehrstuhl an der Nordischen Kunsthochschule in Bremen.

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