Die ersten Bewohner sind bereits eingezogen, noch sind aber reichlich Wohnungen frei – im neuen Insektenhaus auf dem evangelischen Friedhof an der Wildeshauser Straße in Delmenhorst. Es ist bereits die zweite Nisthilfe für Bienen und Wespen, die der Nabu Delmenhorst gemeinsam mit dem Team der Friedhofsverwaltung auf dem Gelände aufgestellt hat. "Wir wollen etwas für Insekten tun, denn deren Zahl nimmt immer mehr ab", erklärt Britta Jansen, erste Vorsitzende des Nabu Delmenhorst, zu dem Hintergrund der Aktion.
Der ideale Standort für Nisthilfen
Den Anstoß für das zweite Insektenhaus hat Ralf Behrmann aus der Friedhofsverwaltung gegeben. In den vergangenen zwei Jahren hat er gemeinsam mit den Konfirmanden der Kirchengemeinde eine Trockenmauer angelegt und diese mit Stauden bepflanzt. "Als Ergänzung dazu fanden wir es schön, ein Insektenhaus aufzustellen", erklärt Behrmann. Der Standort erschien ihm ideal. Diese Ansicht teilt auch Wolfgang Mertins vom Delmenhorster Nabu. "Die Stauden sind eine gute Nahrungsquelle für Bienen und Wespen", so der Fachmann. Dieser Aspekt sei wichtig, wenn man eine Nisthilfe für Insekten aufstellen möchte. Denn wenn es keine Nahrung gibt, bringe jedes noch so gut gemeinte Wohnangebot für Bienen und Co. nichts. Beispielhaft denkt Mertins an den Hasporter Kreisel. Auf dem Friedhof sei das anders. Dieser versuche schon seit einigen Jahren, durch kleine Staudeninseln auf dem Gelände das Nahrungsangebot für Insekten zu ergänzen. Passend dazu biete sich das Aufstellen von Nisthilfen an.
Wieso es keine Insektenhotels sind
Ganz bewusst meidet Mertins den Begriff "Insektenhotel", denn die Bienen und Wespen würden darin schließlich keinen Urlaub machen. "Es werden die Eier abgelegt", erklärt er. Die Tiere entwickeln sich und überwintern in dem Bau. Im nächsten Frühjahr kommen sie dann zum Vorschein. "Eltern und Kinder sehen sich nicht", erklärt der Nabu-Mann. Angst vor Stichen müsse niemand haben. "Es nisten nur solitär lebende Bienen und Wespen in dem Haus", erklärt Behrmann von der Friedhofsverwaltung. Diese Tiere hätten kein Interesse daran, Menschen zu stechen, "weil sie sich sonst nicht mehr fortpflanzen können", ergänzt Mertins. Sollte es dennoch einmal passieren, sei kaum etwas zu spüren. "Der Stachel ist nicht in der Lage, die menschliche Haut zu durchdringen", erklärt er.
Bei dem Vorhaben, ein zweites Insektenhaus auf dem Friedhof aufzustellen, hat der Nabu die Planung und Organisation übernommen. Auch die finanziellen Mittel in Höhe von rund 700 Euro stellte er zur Verfügung. Das Grundgerüst des Hauses hat der Werkhof Delmenhorst der Ländlichen Erwachsenenbildung (LEB) erstellt, mit dem der Nabu bereits seit Mai 2019 in verschiedenen Projekten zusammenarbeitet. Unter anderem wurden bereits Nistkästen für Vögel und Fledermäuse gebaut.
Bei den Materialien für das Insektenhaus wurde laut Nabu darauf geachtet, langlebiges und pflegeleichtes Holz zu verwenden, unter anderem wurde unbehandeltes Lärchenholz verbaut. Die Aufstellung des Gerüstes übernahmen die Mitarbeiter des Friedhofes. Der Innenausbau des Insektenhauses fiel wieder in die Hände des Nabu, der eigenen Angaben zufolge bei der Bestückung darauf geachtet hat, nur geeignete Nisthilfen zu verwenden.
Vorsicht vor Insektenhäusern aus dem Handel
"Tannenzapfen oder Holzwolle sind ungeeignet", erklärt Mertins beispielhaft. In diesen würden sich Ohrwürmer einnisten, die wiederum den Nachwuchs der Bienen und Wespen zum Fressen gern hätten. "Beides in einer Nisthilfe macht also keinen Sinn", merkt er an. Leider seien im Handel solche Nisthilfen immer noch erhältlich. "Das hilft aber nur dem Verkäufer, nicht den Insekten", so Mertins. Wer in seinem Garten ein Insektenhaus aufstellen möchte, dem bietet der Nabu seine Unterstützung an. Zu erreichen ist er unter www.nabu-delmenhorst.de.