Viel zu steil fällt die Deichböschung entlang der Ochtum ab. „Bei einer solchen Neigung ist es schwierig, für die Deichunterhaltung zu sorgen“, führte Peter Hurling am Mittwoch im Umweltausschuss aus. Als Beispiel nannte er den Wiesenschnitt, der kaum mit Maschinen durchführbar sei. Der Landschaftsarchitekt aus dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) erläuterte vor den Kommunalpolitikern eine für kommenden Sommer vorgesehene Baumaßnahme.
Böschungswinkel wird entschärft
Zwischen Hasbergen und Ochtumsperrwerk unterhält der Erste Oldenburgische Deichband die rund sieben Kilometer lange Deichstrecke. Dort sind in zehn Bauabschnitten Profilierungsarbeiten geplant. Ziele sind eine Veränderung der binnenseitigen Böschungsneigung, eine Anpassung der Deichkrone auf eine Breite von drei Metern, die Schaffung von Berme genannten Zuwegungen auf den Deich sowie die Befestigung der beiden Deichlängswege. Der Damm wird im Zuge dieser Baumaßnahme etwa einen halben Meter an Höhe einbüßen.
Die letztmalige Erhöhung des Ochtumdeichs in diesem Bereich passierte vor beinahe 200 Jahren. Zwischen 1826 und 1829 war der Damm dort auf das Niveau von sechs Metern über Normalhöhennull verstärkt worden. Seit dem Bau des Sperrwerks zur Weser in den 1970er Jahren hat der Damm aber an Bedeutung für den Hochwasserschutz eingebüßt. Die Ochtumdeiche schützen noch gegen das mittlere Tidehochwasser und gegen aus der oberen Ochtum einfließende Wasser. Höher auflaufende Fluten aus der Unterweser werden am Sperrwerk gestaut.
Das nur noch als „Schutzdeich“ kategorisierte Erdbauwerk säumt überwiegend die am linken Flussufer künstlich geschaffene Polderfläche, die bis nach Bremen reicht. „Nach aktuellen Berechnungen wäre auch eine Deichhöhe von 4,25 Metern über Normalnull ausreichend“, führte Hurling aus. Nach seiner Profilierung wird der Damm noch eine Höhe von 5,40 Metern über Normalnull aufweisen. Der Naturschutz werde profitieren, weil die Böschung mit einer standortgerechten Regiosaatgutmischung aus 30 Prozent Gräsern und 70 Prozent Kräutern angesät werden soll. Außerdem wird die Pflanzung einer Hecke geplant.
Sicherlich wäre auch eine Beweidung des Deiches durch eine Schafherde möglich. Im Verbandsgebiet setze man an Hunte und Weser überwiegend auf die Dienste einer Schäferei, sagt Deichband-Vorsteher Cord Hartjen. An der Ochtum setze man aber überwiegend auf die Mahd. Auch weil die Beweidung durch Schafe oftmals durch Spaziergänger mit Hunden gestört werde. Der ökologische Vorteil des Mähens liege aber auch darin, dass der erste Schnitt dort künftig erst Mitte Juni zu erfolgen brauche. Damit nütze man auch Insekten und brütenden Vögeln.
Deichkrone wird verbreitert
Im Bauabschnitt zwischen Deichhauser Weg und Stadtgrenze werden auf einer Länge von rund 1125 Metern etwa 20 000 Kubikmeter Kleiboden abgebaut. Das Material wird zwischengelagert und kommt an anderen Orten wieder für den Deichbau zum Einsatz. Der auf 3,5 Meter verbreiterte Weg auf der Deichkrone wird später mit Sand, Schotter und einer Asphaltschicht befestigt. An einem in den Deichraum ragenden Haus muss eine Stützwand gesetzt werden. Im Bereich des alten Salzhafens wird auf einer Länge von 180 Metern eine Rigole hergestellt.
Die Bauarbeiten können, einschließlich der Herstellung einer Zufahrt zur Baustelle, ausschließlich im Sommerhalbjahr umgesetzt werden. Eine Information von Ortsräten und Anwohnern wird noch durch den Landesbetrieb erfolgen. Dabei wird es auch Auskünfte darüber geben, inwieweit die stadteigenen Deichzufahrts- und Deichlängsstraßen, wie der Dorfweg, die Straße Unterm Deich und der Deichhauser Weg, von der Baumaßnahme betroffen sind.
Neben der Präsentation im Umweltausschuss steht dem NLWKN auch noch die Abstimmung mit den Naturschutzvereinigungen und zuständigen Behörden bevor. Ob eine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig wird, soll noch geprüft werden.