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AfD-Erfolg in Delmenhorst Integration braucht Konsens in der Bevölkerung

Die Wählerwanderung zur AfD fordert ein Umdenken in der Integrationspolitik. Delmenhorst muss seine erfolgreiche Integrationsgeschichte fortsetzen und Ängsten mit Konzepten begegnen, meint Gerwin Möller.
24.02.2025, 14:30 Uhr
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Integration braucht Konsens in der Bevölkerung
Von Gerwin Möller

Allein die FDP beklagt eine Wählerwanderung zugunsten der Alternative für Deutschland von rund 800.000 Stimmen. Die AfD war in den zurückliegenden Wochen zur Zielscheibe für Proteste und Demonstrationen geworden. Menschenketten sind aber kein Ersatz für Brandmauern. Die AfD kam nicht mit einem Raumschiff aus dem All angeflogen, diejenigen, die sie stark gemacht haben, können nicht verbannt werden. Die Wählerschaft der AfD entstammt der Mitte der Gesellschaft. Sie liegt in der Wählergunst in der kreisfreien Stadt fast gleichauf mit SPD und CDU. Eine Lehre aus dem Wahlergebnis muss ein veränderter Umgang mit der in Teilen vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Partei auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene sein.

Die FDP in Niedersachsen erreicht die AfD ohnehin nur noch in Kreis-, Gemeinde- und Stadträten, die Liberalen fehlten bereits im Landtag und wurden jetzt auch aus dem Bundestag abgewählt. Fürs zentrale Thema der AfD, die Migration, werden auch auf kommunaler Ebene Entscheidungen getroffen. Delmenhorst hat sich für eine menschenwürdige Aufnahmesituation und gegen die Unterbringung in Sporthallen oder Zelten entschieden. SPD, CDU und Grüne müssen auch wieder für abgewanderte Wähler ansprechbar sein. Der formalen Abgrenzung zur Partei muss eine inhaltliche Auseinandersetzung mit ihren Themen folgen.

Es gehört zur DNA Delmenhorsts, Menschen zu integrieren. Das gelang Ende des 19. Jahrhunderts bei der Landflucht aus den wirtschaftsschwachen östlichen Landesteilen Preußens, nach dem Zweiten Weltkrieg für Vertriebene, seit den 1960er-Jahren für Gastarbeiter und bei der Aufnahme von Kriegsflüchtlingen seit 2015.

Den Ängsten vor einer sogenannten Überfremdung, die sich in den Zustimmungswerten für die AfD manifestieren, müssen Politik und Stadt mit Konzepten für eine gute Integration und perspektivischer Gewinnung von ausländischen Fachkräften begegnen. Auch der Forderung nach einer Reduzierung der Aufnahme von Fremden ist dabei Rechnung zu tragen. Integration braucht unbedingt die Zustimmung auf der Seite der aufnehmenden Bevölkerung.

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