Bei der Präsentation der polizeilichen Kriminalitätsstatistik wies Delmenhorsts Polizeichef Wilfried Grieme auf eine Diskrepanz von objektiver Lage und dem subjektiven Sicherheitsempfinden der Bevölkerung hin. Fürs Jahr 2024 stellte er einen erfreulichen Rückgang der Kriminalität fest, es habe 499 Fälle weniger als 2023 gegeben. Für Grieme ein Zeichen, dass "wir in einer sicheren Region" leben. Trotzdem würden sich immer mehr Bürger mit Ängsten konfrontiert sehen. Grieme macht dafür auch überzogene Darstellungen in den Medien verantwortlich. Seine Kritik zielt insbesondere auf Desinformation durch die sogenannten sozialen Medien. Angstschürende Behauptungen müssten kritisch hinterfragt werden. Das ist richtig, es nützt aber nichts, den Überbringer einer schlechten Botschaft an den Pranger zu stellen.
Die Heranziehung der Kriminalitätsstatistik darf kein "Schwarzer-Peter-Spiel" werden. In Bezug auf das subjektive Sicherheitsgefühl mag es objektiv richtig sein, stagnierende Zahlen beim Wohnungseinbruchdiebstahl zu benennen. Wer aber einmal Opfer eines Einbruchs geworden ist, weiß über die Schwere eines solchen Verbrechens, das über rein materielle Schäden weit hinausgeht.
Unsicherheit und nicht bloß das Gefühl davon entsteht auch, weil terroristische Anschläge der jüngsten Zeit die Notwendigkeit verschärfter Sicherheitsvorkehrungen bei lokalen Straßenfesten und Jahrmärkten auf die Tagesordnung setzen. Wer einen Weihnachtsmarkt oder ein Osterfeuer zu besuchen plant, schaut sich an Ort und Stelle misstrauisch um und hält nach möglichen Fluchtwegen Ausschau. Niemand käme ernsthaft auf die Idee, solche Betrachtungen zur Sicherheit statistisch klein zu reden und solche Bedrohungen für unwahrscheinlich zu erklären.
Nicht zuletzt: Die in dieser Woche veröffentlichte Statistik benennt einen Anstieg bei den sogenannten Rohheitsdelikten, im vergangenen Jahr kam es allein in Delmenhorst zu 98 Messerangriffen. Solche Taten und nicht die Berichterstattung darüber wirken sich auf die Sicherheit und nicht alleine auf das Empfinden der Menschen aus. Da kann auch eine Aufklärungsquote von 91,8 Prozent keine Beruhigungspille sein.